ihrem Einflusse ausgesetzt ist. Alles Oxydirbare wird früh oder spät von ihr gesäuert; alles ver- wittert und zerfällt, und dass selbst die Felsen diesem Schicksale nicht entgehen, sieht man in Finnland an der Landstrasse, die von Abo nach Wiborg führt, wo es grosse, mit Steinbrech (Sa- xifraga) bewachsene Hügel giebt, die ganz aus einer verwitterten Art von Feldspath bestehen (f).
Bedarf es nach diesen Thatsachen noch wei- terer Gründe, um darzuthun, dass nichts auf Er- den ruhend, alles in ewigen Verwandlungen be- griffen ist? Und ist es nöthig, zu zeigen, dass durch diese Veränderungen auch die lebende Na- tur verändert werden muss?
§. 3.
Aber die lebende Natur verändert wechselsei- tig die Gestalt und Beschaffenheit des leblosen Theils der Erde. Myriaden von Thieren, Zoo- phyten und Pflanzen vermodern täglich in dem Schoosse dieser Mutter alles Lebendigen, und schwängern die Luft, das Wasser und die Erde mit neuen Stoffen, und diese Stoffe verbinden sich zu neuen Körpern und Formen. Ein Bey- spiel giebt die Entstehung des Sumpfeisensteins
und
(f)Abilgaard, Abhandl. der Schwed. Akad. 1757. S. 215. Tilas ebendas. S. 219.
ihrem Einflusse ausgesetzt ist. Alles Oxydirbare wird früh oder spät von ihr gesäuert; alles ver- wittert und zerfällt, und daſs selbst die Felsen diesem Schicksale nicht entgehen, sieht man in Finnland an der Landstraſse, die von Âbo nach Wiborg führt, wo es groſse, mit Steinbrech (Sa- xifraga) bewachsene Hügel giebt, die ganz aus einer verwitterten Art von Feldspath bestehen (f).
Bedarf es nach diesen Thatsachen noch wei- terer Gründe, um darzuthun, daſs nichts auf Er- den ruhend, alles in ewigen Verwandlungen be- griffen ist? Und ist es nöthig, zu zeigen, daſs durch diese Veränderungen auch die lebende Na- tur verändert werden muſs?
§. 3.
Aber die lebende Natur verändert wechselsei- tig die Gestalt und Beschaffenheit des leblosen Theils der Erde. Myriaden von Thieren, Zoo- phyten und Pflanzen vermodern täglich in dem Schooſse dieser Mutter alles Lebendigen, und schwängern die Luft, das Wasser und die Erde mit neuen Stoffen, und diese Stoffe verbinden sich zu neuen Körpern und Formen. Ein Bey- spiel giebt die Entstehung des Sumpfeisensteins
und
(f)Abilgaard, Abhandl. der Schwed. Akad. 1757. S. 215. Tilas ebendas. S. 219.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0018"n="8"/>
ihrem Einflusse ausgesetzt ist. Alles Oxydirbare<lb/>
wird früh oder spät von ihr gesäuert; alles ver-<lb/>
wittert und zerfällt, und daſs selbst die Felsen<lb/>
diesem Schicksale nicht entgehen, sieht man in<lb/>
Finnland an der Landstraſse, die von Âbo nach<lb/>
Wiborg führt, wo es groſse, mit Steinbrech (Sa-<lb/>
xifraga) bewachsene Hügel giebt, die ganz aus<lb/>
einer verwitterten Art von Feldspath bestehen <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#k">Abilgaard</hi>, Abhandl. der Schwed. Akad. 1757.<lb/>
S. 215. <hirendition="#k">Tilas</hi> ebendas. S. 219.</note>.</p><lb/><p>Bedarf es nach diesen Thatsachen noch wei-<lb/>
terer Gründe, um darzuthun, daſs nichts auf Er-<lb/>
den ruhend, alles in ewigen Verwandlungen be-<lb/>
griffen ist? Und ist es nöthig, zu zeigen, daſs<lb/>
durch diese Veränderungen auch die lebende Na-<lb/>
tur verändert werden muſs?</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 3.</head><lb/><p>Aber die lebende Natur verändert wechselsei-<lb/>
tig die Gestalt und Beschaffenheit des leblosen<lb/>
Theils der Erde. Myriaden von Thieren, Zoo-<lb/>
phyten und Pflanzen vermodern täglich in dem<lb/>
Schooſse dieser Mutter alles Lebendigen, und<lb/>
schwängern die Luft, das Wasser und die Erde<lb/>
mit neuen Stoffen, und diese Stoffe verbinden<lb/>
sich zu neuen Körpern und Formen. Ein Bey-<lb/>
spiel giebt die Entstehung des Sumpfeisensteins<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[8/0018]
ihrem Einflusse ausgesetzt ist. Alles Oxydirbare
wird früh oder spät von ihr gesäuert; alles ver-
wittert und zerfällt, und daſs selbst die Felsen
diesem Schicksale nicht entgehen, sieht man in
Finnland an der Landstraſse, die von Âbo nach
Wiborg führt, wo es groſse, mit Steinbrech (Sa-
xifraga) bewachsene Hügel giebt, die ganz aus
einer verwitterten Art von Feldspath bestehen (f).
Bedarf es nach diesen Thatsachen noch wei-
terer Gründe, um darzuthun, daſs nichts auf Er-
den ruhend, alles in ewigen Verwandlungen be-
griffen ist? Und ist es nöthig, zu zeigen, daſs
durch diese Veränderungen auch die lebende Na-
tur verändert werden muſs?
§. 3.
Aber die lebende Natur verändert wechselsei-
tig die Gestalt und Beschaffenheit des leblosen
Theils der Erde. Myriaden von Thieren, Zoo-
phyten und Pflanzen vermodern täglich in dem
Schooſse dieser Mutter alles Lebendigen, und
schwängern die Luft, das Wasser und die Erde
mit neuen Stoffen, und diese Stoffe verbinden
sich zu neuen Körpern und Formen. Ein Bey-
spiel giebt die Entstehung des Sumpfeisensteins
und
(f) Abilgaard, Abhandl. der Schwed. Akad. 1757.
S. 215. Tilas ebendas. S. 219.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/18>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.