serordentliche Höhe der Berge, die einst vom Ocean bedeckt gewesen seyn müssen, entgegen zu stehen schiene. Doch können diese nicht durch irgend eine Kraft aus der Tiefe des Oce- ans hervorgehoben seyn? Sind nicht auch noch in neuern Zeiten alte Berge verschwunden, und neue aus dem Meere hervorgestiegen? Bestehen nicht alle ursprüngliche Veränderungen des Wellt- alls in Expansionen und Contraktionen? Wird nicht bey jeder Contraktion einer Reihe von re- pulsiven Kräften eine andere expandirt, und bey jeder Expansion der erstern die letztere con- trahirt (p)?
Ich weiss, dass es der Einbildungskraft schwer fällt, sich Berge von der Höhe des Grenairon, oder gar der Andes, als hervorgeworfen aus den Tiefen der Erde zu denken. Aber nur der Ver- stand, nicht die Phantasie, kann hier Richter seyn, und dessen Aussprüche müssen gelten, so- bald sie Gründe auf ihrer Seite, und keine un- widerlegbare Einwürfe gegen sich haben. Und was lässt sich unserer Meinung entgegensetzen? Ich sehe nichts, als nur dieses, dass alle Berge, die einst unter der Meeresfläche gestanden ha- ben, Spuhren von Wirkungen des vulcanischen Feuers zeigen müssten, wenn unsere Meinung gegründet wäre. Allein dieser Einwurf wird
durch
(p) Biol. B. 1. S. 44 ff.
serordentliche Höhe der Berge, die einst vom Ocean bedeckt gewesen seyn müssen, entgegen zu stehen schiene. Doch können diese nicht durch irgend eine Kraft aus der Tiefe des Oce- ans hervorgehoben seyn? Sind nicht auch noch in neuern Zeiten alte Berge verschwunden, und neue aus dem Meere hervorgestiegen? Bestehen nicht alle ursprüngliche Veränderungen des Wellt- alls in Expansionen und Contraktionen? Wird nicht bey jeder Contraktion einer Reihe von re- pulsiven Kräften eine andere expandirt, und bey jeder Expansion der erstern die letztere con- trahirt (p)?
Ich weiſs, daſs es der Einbildungskraft schwer fällt, sich Berge von der Höhe des Grenairon, oder gar der Andes, als hervorgeworfen aus den Tiefen der Erde zu denken. Aber nur der Ver- stand, nicht die Phantasie, kann hier Richter seyn, und dessen Aussprüche müssen gelten, so- bald sie Gründe auf ihrer Seite, und keine un- widerlegbare Einwürfe gegen sich haben. Und was läſst sich unserer Meinung entgegensetzen? Ich sehe nichts, als nur dieses, daſs alle Berge, die einst unter der Meeresfläche gestanden ha- ben, Spuhren von Wirkungen des vulcanischen Feuers zeigen müſsten, wenn unsere Meinung gegründet wäre. Allein dieser Einwurf wird
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(p) Biol. B. 1. S. 44 ff.
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zu stehen schiene. Doch können diese nicht
durch irgend eine Kraft aus der Tiefe des Oce-
ans hervorgehoben seyn? Sind nicht auch noch
in neuern Zeiten alte Berge verschwunden, und
neue aus dem Meere hervorgestiegen? Bestehen
nicht alle ursprüngliche Veränderungen des Wellt-
alls in Expansionen und Contraktionen? Wird
nicht bey jeder Contraktion einer Reihe von re-
pulsiven Kräften eine andere expandirt, und bey
jeder Expansion der erstern die letztere con-
trahirt (p)?
Ich weiſs, daſs es der Einbildungskraft schwer
fällt, sich Berge von der Höhe des Grenairon,
oder gar der Andes, als hervorgeworfen aus den
Tiefen der Erde zu denken. Aber nur der Ver-
stand, nicht die Phantasie, kann hier Richter
seyn, und dessen Aussprüche müssen gelten, so-
bald sie Gründe auf ihrer Seite, und keine un-
widerlegbare Einwürfe gegen sich haben. Und
was läſst sich unserer Meinung entgegensetzen?
Ich sehe nichts, als nur dieses, daſs alle Berge,
die einst unter der Meeresfläche gestanden ha-
ben, Spuhren von Wirkungen des vulcanischen
Feuers zeigen müſsten, wenn unsere Meinung
gegründet wäre. Allein dieser Einwurf wird
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/186>, abgerufen am 24.11.2024.
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