Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Pallas ein ganzes, mit Haut, Haaren und Liga-
menten noch versehenes Rhinozerosgerippe. Wo
anders, als in einem stets gefrornen Erdreiche
konnten die weichen Theile dieser Fossilien so
viele Jahrtausende hindurch der Fäulniss wider-
stehen? Siberien musste schon damals, als Ele-
phanten und Nashörner auf den Steppen dessel-
ben begraben wurden, ein sehr kaltes Clima ha-
ben, und widersinnig ist es also, jenen Erd-
strich für das ehemalige Vaterland dieser Thiere
anzunehmen.

Indess dürfen wir auch nicht alle fossile Re-
ste von Pflanzen und Säugthieren für ehemalige
Bewohner fremder Gegenden ansehen. Einige
giebt es allerdings, die an dem Orte, wo sie be-
graben liegen, gelebt zu haben scheinen. Aber
gerade von diesen lässt sich wieder ein Beweis
hernehmen, dass die meisten der übrigen aus
entfernten Ländern herstammen müssen. Zu je-
nen gehört vieles fossile Holz und der fossile
Bär. In der thonartigen Unterlage ausgeleerter
Torfgruben kommen nicht selten noch senkrecht
stehende Stämme von Bäumen vor, deren Wur-
zeln sich in den Thon verbreiten, und welche
zum Theil mit ihrer kennbaren natürlichen Rin-
de umgeben sind, so dass sich die Geschlechter,
zu welchen sie gehören, noch deutlich unter-

schei-

Pallas ein ganzes, mit Haut, Haaren und Liga-
menten noch versehenes Rhinozerosgerippe. Wo
anders, als in einem stets gefrornen Erdreiche
konnten die weichen Theile dieser Fossilien so
viele Jahrtausende hindurch der Fäulniſs wider-
stehen? Siberien muſste schon damals, als Ele-
phanten und Nashörner auf den Steppen dessel-
ben begraben wurden, ein sehr kaltes Clima ha-
ben, und widersinnig ist es also, jenen Erd-
strich für das ehemalige Vaterland dieser Thiere
anzunehmen.

Indeſs dürfen wir auch nicht alle fossile Re-
ste von Pflanzen und Säugthieren für ehemalige
Bewohner fremder Gegenden ansehen. Einige
giebt es allerdings, die an dem Orte, wo sie be-
graben liegen, gelebt zu haben scheinen. Aber
gerade von diesen läſst sich wieder ein Beweis
hernehmen, daſs die meisten der übrigen aus
entfernten Ländern herstammen müssen. Zu je-
nen gehört vieles fossile Holz und der fossile
Bär. In der thonartigen Unterlage ausgeleerter
Torfgruben kommen nicht selten noch senkrecht
stehende Stämme von Bäumen vor, deren Wur-
zeln sich in den Thon verbreiten, und welche
zum Theil mit ihrer kennbaren natürlichen Rin-
de umgeben sind, so daſs sich die Geschlechter,
zu welchen sie gehören, noch deutlich unter-

schei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0218" n="208"/><hi rendition="#k">Pallas</hi> ein ganzes, mit Haut, Haaren und Liga-<lb/>
menten noch versehenes Rhinozerosgerippe. Wo<lb/>
anders, als in einem stets gefrornen Erdreiche<lb/>
konnten die weichen Theile dieser Fossilien so<lb/>
viele Jahrtausende hindurch der Fäulni&#x017F;s wider-<lb/>
stehen? Siberien mu&#x017F;ste schon damals, als Ele-<lb/>
phanten und Nashörner auf den Steppen dessel-<lb/>
ben begraben wurden, ein sehr kaltes Clima ha-<lb/>
ben, und widersinnig ist es also, jenen Erd-<lb/>
strich für das ehemalige Vaterland dieser Thiere<lb/>
anzunehmen.</p><lb/>
            <p>Inde&#x017F;s dürfen wir auch nicht alle fossile Re-<lb/>
ste von Pflanzen und Säugthieren für ehemalige<lb/>
Bewohner fremder Gegenden ansehen. Einige<lb/>
giebt es allerdings, die an dem Orte, wo sie be-<lb/>
graben liegen, gelebt zu haben scheinen. Aber<lb/>
gerade von diesen lä&#x017F;st sich wieder ein Beweis<lb/>
hernehmen, da&#x017F;s die meisten der übrigen aus<lb/>
entfernten Ländern herstammen müssen. Zu je-<lb/>
nen gehört vieles fossile Holz und der fossile<lb/>
Bär. In der thonartigen Unterlage ausgeleerter<lb/>
Torfgruben kommen nicht selten noch senkrecht<lb/>
stehende Stämme von Bäumen vor, deren Wur-<lb/>
zeln sich in den Thon verbreiten, und welche<lb/>
zum Theil mit ihrer kennbaren natürlichen Rin-<lb/>
de umgeben sind, so da&#x017F;s sich die Geschlechter,<lb/>
zu welchen sie gehören, noch deutlich unter-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">schei-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0218] Pallas ein ganzes, mit Haut, Haaren und Liga- menten noch versehenes Rhinozerosgerippe. Wo anders, als in einem stets gefrornen Erdreiche konnten die weichen Theile dieser Fossilien so viele Jahrtausende hindurch der Fäulniſs wider- stehen? Siberien muſste schon damals, als Ele- phanten und Nashörner auf den Steppen dessel- ben begraben wurden, ein sehr kaltes Clima ha- ben, und widersinnig ist es also, jenen Erd- strich für das ehemalige Vaterland dieser Thiere anzunehmen. Indeſs dürfen wir auch nicht alle fossile Re- ste von Pflanzen und Säugthieren für ehemalige Bewohner fremder Gegenden ansehen. Einige giebt es allerdings, die an dem Orte, wo sie be- graben liegen, gelebt zu haben scheinen. Aber gerade von diesen läſst sich wieder ein Beweis hernehmen, daſs die meisten der übrigen aus entfernten Ländern herstammen müssen. Zu je- nen gehört vieles fossile Holz und der fossile Bär. In der thonartigen Unterlage ausgeleerter Torfgruben kommen nicht selten noch senkrecht stehende Stämme von Bäumen vor, deren Wur- zeln sich in den Thon verbreiten, und welche zum Theil mit ihrer kennbaren natürlichen Rin- de umgeben sind, so daſs sich die Geschlechter, zu welchen sie gehören, noch deutlich unter- schei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/218
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/218>, abgerufen am 21.11.2024.