ten unterhalten werden kann, werden oft ansehn- liche Strecken Landes mit Ueberbleibseln grosser Bäume angefüllt entdeckt, und dies geschieht ge- wöhnlich, wenn ein heftiger Sturm die darauf liegenden Sandschichten weggewehet hat. Sie lie- gen in einem morastigen Boden, oft 10 Fuss un- ter dem Torf. Einige stehen aufrecht, wie sie gewachsen sind, andere liegen horizontal, und zwar so, als ob sie alle durch einen Sturm, oder durch eine Ueberschwemmung umgeworfen wä- ren (d). Warum ist die Vegetation jetzt nicht mehr so kraftvoll in jenen Gegenden? Zum Theil ist wohl der Grund in einer Veränderung des Clima zu suchen. Aber diese Ursache allein ist zur Erklärung jener Thatsachen nicht hinreichend. Denn Norwegen und Notka - Sund sind kälter, als jene Inseln, und doch wachsen in diesen Ländern Bäume von einer ungeheuren Höhe und Dicke (e). Ich glaube daher, dass der Boden eben sowohl durch Wälder, wie, der täglichen Erfahrung nach, durch den Anbau des Getreides endlich erschöpft wird, und dass hierin die Hauptursache der erstorbenen Vegetation mancher Gegenden zu suchen ist.
Ferner bringt die Natur ohne Zuthun des Menschen auch in dem Aufenthalte und der Ver-
brei-
(d)Pennant a. a. O. Th. 2. S. 38.
(e) Biol. Bd. 2. S. 428.
B 2
ten unterhalten werden kann, werden oft ansehn- liche Strecken Landes mit Ueberbleibseln groſser Bäume angefüllt entdeckt, und dies geschieht ge- wöhnlich, wenn ein heftiger Sturm die darauf liegenden Sandschichten weggewehet hat. Sie lie- gen in einem morastigen Boden, oft 10 Fuſs un- ter dem Torf. Einige stehen aufrecht, wie sie gewachsen sind, andere liegen horizontal, und zwar so, als ob sie alle durch einen Sturm, oder durch eine Ueberschwemmung umgeworfen wä- ren (d). Warum ist die Vegetation jetzt nicht mehr so kraftvoll in jenen Gegenden? Zum Theil ist wohl der Grund in einer Veränderung des Clima zu suchen. Aber diese Ursache allein ist zur Erklärung jener Thatsachen nicht hinreichend. Denn Norwegen und Notka - Sund sind kälter, als jene Inseln, und doch wachsen in diesen Ländern Bäume von einer ungeheuren Höhe und Dicke (e). Ich glaube daher, daſs der Boden eben sowohl durch Wälder, wie, der täglichen Erfahrung nach, durch den Anbau des Getreides endlich erschöpft wird, und daſs hierin die Hauptursache der erstorbenen Vegetation mancher Gegenden zu suchen ist.
Ferner bringt die Natur ohne Zuthun des Menschen auch in dem Aufenthalte und der Ver-
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(d)Pennant a. a. O. Th. 2. S. 38.
(e) Biol. Bd. 2. S. 428.
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ten unterhalten werden kann, werden oft ansehn-
liche Strecken Landes mit Ueberbleibseln groſser
Bäume angefüllt entdeckt, und dies geschieht ge-
wöhnlich, wenn ein heftiger Sturm die darauf
liegenden Sandschichten weggewehet hat. Sie lie-
gen in einem morastigen Boden, oft 10 Fuſs un-
ter dem Torf. Einige stehen aufrecht, wie sie
gewachsen sind, andere liegen horizontal, und
zwar so, als ob sie alle durch einen Sturm, oder
durch eine Ueberschwemmung umgeworfen wä-
ren (d). Warum ist die Vegetation jetzt nicht
mehr so kraftvoll in jenen Gegenden? Zum Theil
ist wohl der Grund in einer Veränderung des
Clima zu suchen. Aber diese Ursache allein ist
zur Erklärung jener Thatsachen nicht hinreichend.
Denn Norwegen und Notka - Sund sind kälter,
als jene Inseln, und doch wachsen in diesen
Ländern Bäume von einer ungeheuren Höhe und
Dicke (e). Ich glaube daher, daſs der Boden
eben sowohl durch Wälder, wie, der täglichen
Erfahrung nach, durch den Anbau des Getreides
endlich erschöpft wird, und daſs hierin die
Hauptursache der erstorbenen Vegetation mancher
Gegenden zu suchen ist.
Ferner bringt die Natur ohne Zuthun des
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/29>, abgerufen am 21.11.2024.
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