findet man, wie schon Geoffroy(y) beobach- tete, nichts Saamen-Aehnliches, ausser schwar- zen Körnern, die in dem Fleische derselben ver- borgen liegen. Wie ist hier eine Befruchtung möglich? An dem Bovist ist das Einzige, was sich für Zeugungsstoff annehmen lässt, der in dem Hute desselben enthaltene Staub. Ist dies männlicher Zeugungsstoff, was soll er befruch- ten? Ist es weiblicher, wodurch kann er be- fruchtet werden?
Das Resultat unserer bisherigen Untersuchun- gen ist, dass bey einigen Würmern, bey allen Thierpflanzen und bey den Pflanzenthieren aus den Familien der Pilze, Wasserfäden und Tange keine männliche Zeugungstheile wahrzunehmen, und allem Vermuthen nach auch nicht vorhan- den sind. Geschieht also die Entwickelung des weiblichen Zeugungsstoffs dieser Organismen ohne alle vorhergegangene Befruchtung? Diese Frage drängte sich uns schon im Anfange des gegen- wärtigen Kapitels auf, und jetzt ist es Zeit, sie näher zu beleuchten.
Es giebt viele Naturforscher, die sich für berechtigt halten, auf die Analogie der zusam- mengesetztern Organismen des Thier- und Pflan-
zen-
(y) Mem. de l'Acad. des sc. de Paris. 1711. Ed. 8. p. 29.
findet man, wie schon Geoffroy(y) beobach- tete, nichts Saamen-Aehnliches, ausser schwar- zen Körnern, die in dem Fleische derselben ver- borgen liegen. Wie ist hier eine Befruchtung möglich? An dem Bovist ist das Einzige, was sich für Zeugungsstoff annehmen läſst, der in dem Hute desselben enthaltene Staub. Ist dies männlicher Zeugungsstoff, was soll er befruch- ten? Ist es weiblicher, wodurch kann er be- fruchtet werden?
Das Resultat unserer bisherigen Untersuchun- gen ist, daſs bey einigen Würmern, bey allen Thierpflanzen und bey den Pflanzenthieren aus den Familien der Pilze, Wasserfäden und Tange keine männliche Zeugungstheile wahrzunehmen, und allem Vermuthen nach auch nicht vorhan- den sind. Geschieht also die Entwickelung des weiblichen Zeugungsstoffs dieser Organismen ohne alle vorhergegangene Befruchtung? Diese Frage drängte sich uns schon im Anfange des gegen- wärtigen Kapitels auf, und jetzt ist es Zeit, sie näher zu beleuchten.
Es giebt viele Naturforscher, die sich für berechtigt halten, auf die Analogie der zusam- mengesetztern Organismen des Thier- und Pflan-
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(y) Mém. de l’Acad. des sc. de Paris. 1711. Ed. 8. p. 29.
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findet man, wie schon Geoffroy (y) beobach-
tete, nichts Saamen-Aehnliches, ausser schwar-
zen Körnern, die in dem Fleische derselben ver-
borgen liegen. Wie ist hier eine Befruchtung
möglich? An dem Bovist ist das Einzige, was
sich für Zeugungsstoff annehmen läſst, der in
dem Hute desselben enthaltene Staub. Ist dies
männlicher Zeugungsstoff, was soll er befruch-
ten? Ist es weiblicher, wodurch kann er be-
fruchtet werden?
Das Resultat unserer bisherigen Untersuchun-
gen ist, daſs bey einigen Würmern, bey allen
Thierpflanzen und bey den Pflanzenthieren aus
den Familien der Pilze, Wasserfäden und Tange
keine männliche Zeugungstheile wahrzunehmen,
und allem Vermuthen nach auch nicht vorhan-
den sind. Geschieht also die Entwickelung des
weiblichen Zeugungsstoffs dieser Organismen ohne
alle vorhergegangene Befruchtung? Diese Frage
drängte sich uns schon im Anfange des gegen-
wärtigen Kapitels auf, und jetzt ist es Zeit, sie
näher zu beleuchten.
Es giebt viele Naturforscher, die sich für
berechtigt halten, auf die Analogie der zusam-
mengesetztern Organismen des Thier- und Pflan-
zen-
(y) Mém. de l’Acad. des sc. de Paris. 1711. Ed. 8.
p. 29.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/304>, abgerufen am 22.11.2024.
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