die Zeit des Wechselns der Zähne, und an eini gen zeigten sich neue an der Wurzel. Die Ge- burtstheile der Verstorbenen hatten alle Kennzei- chen der unverletzten Jungfrauschaft.
In denjenigen von diesen Fällen, wo eine vollständige Frucht an ungewöhnlichen Stellen gefunden wurde, fand wahrscheinlich eine vor- hergegangene Befruchtung statt. Die Flüssigkeit, die gewöhnlich bey der Empfängniss aus dem Ey- erstocke durch die Muttertrompeten zum Uterus gelanget, blieb in dem Eyerstocke oder in der Fallopischen Röhre zurück, oder gerieth zufällig in die Höhle des Unlerleibs. Aber auf diese Art lassen sich nicht die übrigen Fälle erklären, wo man einzelne Knochen, Zähne, Haare und son- stige Organe in den Eyerstöcken und in andern Theilen antraf. Solche Erzeugnisse sind nicht, wofür man sie gewöhnlich hält, Ueberbleibsel eines einst vollständigen Foetus. Denn wie ist es denkbar, dass in den Fällen, welche van der Wiel und Lamzweerde beobachteten, eine Be- fruchtung und Empfängniss bey Mädchen statt ge- funden haben sollte, die noch nicht mannbar waren? Wie lässt sich diese in den Fällen, die Baillie und Schützer beschrieben haben, bey Mädchen annehmen, deren Zeugungstheile noch ganz im jungfräulichen Zustande waren, und wovon die eine erst zweymal kurz vor ihrem
Tode
die Zeit des Wechselns der Zähne, und an eini gen zeigten sich neue an der Wurzel. Die Ge- burtstheile der Verstorbenen hatten alle Kennzei- chen der unverletzten Jungfrauschaft.
In denjenigen von diesen Fällen, wo eine vollständige Frucht an ungewöhnlichen Stellen gefunden wurde, fand wahrscheinlich eine vor- hergegangene Befruchtung statt. Die Flüssigkeit, die gewöhnlich bey der Empfängniſs aus dem Ey- erstocke durch die Muttertrompeten zum Uterus gelanget, blieb in dem Eyerstocke oder in der Fallopischen Röhre zurück, oder gerieth zufällig in die Höhle des Unlerleibs. Aber auf diese Art lassen sich nicht die übrigen Fälle erklären, wo man einzelne Knochen, Zähne, Haare und son- stige Organe in den Eyerstöcken und in andern Theilen antraf. Solche Erzeugnisse sind nicht, wofür man sie gewöhnlich hält, Ueberbleibsel eines einst vollständigen Foetus. Denn wie ist es denkbar, daſs in den Fällen, welche van der Wiel und Lamzweerde beobachteten, eine Be- fruchtung und Empfängniſs bey Mädchen statt ge- funden haben sollte, die noch nicht mannbar waren? Wie läſst sich diese in den Fällen, die Baillie und Schützer beschrieben haben, bey Mädchen annehmen, deren Zeugungstheile noch ganz im jungfräulichen Zustande waren, und wovon die eine erst zweymal kurz vor ihrem
Tode
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0314"n="304"/>
die Zeit des Wechselns der Zähne, und an eini<lb/>
gen zeigten sich neue an der Wurzel. Die Ge-<lb/>
burtstheile der Verstorbenen hatten alle Kennzei-<lb/>
chen der unverletzten Jungfrauschaft.</p><lb/><p>In denjenigen von diesen Fällen, wo eine<lb/>
vollständige Frucht an ungewöhnlichen Stellen<lb/>
gefunden wurde, fand wahrscheinlich eine vor-<lb/>
hergegangene Befruchtung statt. Die Flüssigkeit,<lb/>
die gewöhnlich bey der Empfängniſs aus dem Ey-<lb/>
erstocke durch die Muttertrompeten zum Uterus<lb/>
gelanget, blieb in dem Eyerstocke oder in der<lb/>
Fallopischen Röhre zurück, oder gerieth zufällig<lb/>
in die Höhle des Unlerleibs. Aber auf diese Art<lb/>
lassen sich nicht die übrigen Fälle erklären, wo<lb/>
man einzelne Knochen, Zähne, Haare und son-<lb/>
stige Organe in den Eyerstöcken und in andern<lb/>
Theilen antraf. Solche Erzeugnisse sind nicht,<lb/>
wofür man sie gewöhnlich hält, Ueberbleibsel<lb/>
eines einst vollständigen Foetus. Denn wie ist<lb/>
es denkbar, daſs in den Fällen, welche <hirendition="#k">van der<lb/>
Wiel</hi> und <hirendition="#k">Lamzweerde</hi> beobachteten, eine Be-<lb/>
fruchtung und Empfängniſs bey Mädchen statt ge-<lb/>
funden haben sollte, die noch nicht mannbar<lb/>
waren? Wie läſst sich diese in den Fällen, die<lb/><hirendition="#k">Baillie</hi> und <hirendition="#k">Schützer</hi> beschrieben haben, bey<lb/>
Mädchen annehmen, deren Zeugungstheile noch<lb/>
ganz im jungfräulichen Zustande waren, und<lb/>
wovon die eine erst zweymal kurz vor ihrem<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Tode</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[304/0314]
die Zeit des Wechselns der Zähne, und an eini
gen zeigten sich neue an der Wurzel. Die Ge-
burtstheile der Verstorbenen hatten alle Kennzei-
chen der unverletzten Jungfrauschaft.
In denjenigen von diesen Fällen, wo eine
vollständige Frucht an ungewöhnlichen Stellen
gefunden wurde, fand wahrscheinlich eine vor-
hergegangene Befruchtung statt. Die Flüssigkeit,
die gewöhnlich bey der Empfängniſs aus dem Ey-
erstocke durch die Muttertrompeten zum Uterus
gelanget, blieb in dem Eyerstocke oder in der
Fallopischen Röhre zurück, oder gerieth zufällig
in die Höhle des Unlerleibs. Aber auf diese Art
lassen sich nicht die übrigen Fälle erklären, wo
man einzelne Knochen, Zähne, Haare und son-
stige Organe in den Eyerstöcken und in andern
Theilen antraf. Solche Erzeugnisse sind nicht,
wofür man sie gewöhnlich hält, Ueberbleibsel
eines einst vollständigen Foetus. Denn wie ist
es denkbar, daſs in den Fällen, welche van der
Wiel und Lamzweerde beobachteten, eine Be-
fruchtung und Empfängniſs bey Mädchen statt ge-
funden haben sollte, die noch nicht mannbar
waren? Wie läſst sich diese in den Fällen, die
Baillie und Schützer beschrieben haben, bey
Mädchen annehmen, deren Zeugungstheile noch
ganz im jungfräulichen Zustande waren, und
wovon die eine erst zweymal kurz vor ihrem
Tode
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/314>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.