hung auf den frühern Zustand der lebenden Na- tur ziehen lassen, wenn wir darüber in Gewiss- heit wären, ob die angeführten Gebirgsarten dem Wasser, oder dem Feuer ihr Entstehen verdan- ken. Fände neh[m]lich das Erstere statt, so wür- de folgen, dass bey der Entstehung jener Gebirge entweder noch gar keine lebende Wesen, oder nur erst Infusionsthiere vorhanden waren, und liesse sich darthun, dass auch diese microscopi- sche Thierwelt damals noch fehlte, so würde sich weiter schliessen lassen, dass Kieselerde. Kalkerde, Bittersalzerde, Thonerde, Metalle und die Basen aller Säuren, nur den Phosphor aus- genommen, früher waren, als lebende Körper.
Dass alle blättrige Felsarten, und namentlich der Kalkstein, durch Crystallisation im Wasser entstanden sind, ist eine, keinen vernünftigen Zweifeln ausgesetzte Meinung. Nur über die Entstehungsart des Granits können Zweifel statt finden. Doch kommen auch bey diesem mehrere Umstände vor, welche für die Bildung desselben durch Präcipitation aus dem Wasser sprechen. Wir haben gesehen, dass er ebenfalls in Schich- ten gelagert ist. Er geht in manchen Gegenden, wo er dem Gneis zur Unterlage dienet, so un- merklich in diesen über, dass sich keine Gränze zwischen ihm und dem letztern angeben lässt (e);
man
(e)Charpentier's mineralogische Geographie der Chursächsischen Lande. S. 390.
hung auf den frühern Zustand der lebenden Na- tur ziehen lassen, wenn wir darüber in Gewiſs- heit wären, ob die angeführten Gebirgsarten dem Wasser, oder dem Feuer ihr Entstehen verdan- ken. Fände neh[m]lich das Erstere statt, so wür- de folgen, daſs bey der Entstehung jener Gebirge entweder noch gar keine lebende Wesen, oder nur erst Infusionsthiere vorhanden waren, und liesse sich darthun, daſs auch diese microscopi- sche Thierwelt damals noch fehlte, so würde sich weiter schliessen lassen, daſs Kieselerde. Kalkerde, Bittersalzerde, Thonerde, Metalle und die Basen aller Säuren, nur den Phosphor aus- genommen, früher waren, als lebende Körper.
Daſs alle blättrige Felsarten, und namentlich der Kalkstein, durch Crystallisation im Wasser entstanden sind, ist eine, keinen vernünftigen Zweifeln ausgesetzte Meinung. Nur über die Entstehungsart des Granits können Zweifel statt finden. Doch kommen auch bey diesem mehrere Umstände vor, welche für die Bildung desselben durch Präcipitation aus dem Wasser sprechen. Wir haben gesehen, daſs er ebenfalls in Schich- ten gelagert ist. Er geht in manchen Gegenden, wo er dem Gneis zur Unterlage dienet, so un- merklich in diesen über, daſs sich keine Gränze zwischen ihm und dem letztern angeben läſst (e);
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(e)Charpentier’s mineralogische Geographie der Chursächsischen Lande. S. 390.
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hung auf den frühern Zustand der lebenden Na-
tur ziehen lassen, wenn wir darüber in Gewiſs-
heit wären, ob die angeführten Gebirgsarten dem
Wasser, oder dem Feuer ihr Entstehen verdan-
ken. Fände nehmlich das Erstere statt, so wür-
de folgen, daſs bey der Entstehung jener Gebirge
entweder noch gar keine lebende Wesen, oder
nur erst Infusionsthiere vorhanden waren, und
liesse sich darthun, daſs auch diese microscopi-
sche Thierwelt damals noch fehlte, so würde
sich weiter schliessen lassen, daſs Kieselerde.
Kalkerde, Bittersalzerde, Thonerde, Metalle und
die Basen aller Säuren, nur den Phosphor aus-
genommen, früher waren, als lebende Körper.
Daſs alle blättrige Felsarten, und namentlich
der Kalkstein, durch Crystallisation im Wasser
entstanden sind, ist eine, keinen vernünftigen
Zweifeln ausgesetzte Meinung. Nur über die
Entstehungsart des Granits können Zweifel statt
finden. Doch kommen auch bey diesem mehrere
Umstände vor, welche für die Bildung desselben
durch Präcipitation aus dem Wasser sprechen.
Wir haben gesehen, daſs er ebenfalls in Schich-
ten gelagert ist. Er geht in manchen Gegenden,
wo er dem Gneis zur Unterlage dienet, so un-
merklich in diesen über, daſs sich keine Gränze
zwischen ihm und dem letztern angeben läſst (e);
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(e) Charpentier’s mineralogische Geographie der
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/41>, abgerufen am 21.11.2024.
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