Vermöge dieses festen Verhältnisses in der Zahl der männlichen und weiblichen Individuen, welches ohne Zweifel eben so wohl bey allen übrigen Arten der lebenden Körper, als bey dem Menschen, statt findet, bleibt sich die lebende Natur, ihres unaufhörlichen Wechsels ohngeach- tet, doch im Ganzen immer ähnlich. Hierzu kömmt noch, dass die Einwirkung des männli- chen Zeugungsstoffs auf den weiblichen nicht blos im Allgemeinen die Thätigkeit des letztern erregt, sondern auch die Richtung dieser Thätigkeit be- stimmt. Jeder, aus der Vermischung zweyer ver- schiedener Individuen entstandene Organismus ist sowohl dem Vater, als der Mutter ähnlich, und diese Aehnlichkeit erstreckt sich sogar auf Feh- ler der Organisation (q). Der Wechsel der leben- den Natur wird endlich auch dadurch in Schran- ken gehalten, dass jeder Organismus meist nur mit einem Individuum seiner Art sich begattet, und dass Vermischungen zwischen Thieren von verschiedener Art in den meisten Fällen unfrucht- bar sind, oder wenigstens unfruchtbare Bastarde liefern.
Inzwischen leidet der letztere Satz doch auch manche Ausnahmen. Dass Maulesel, so wie Ba- starde von Füchsen und Hunden nicht immer
un-
(q)Haller El. phys. T. VIII. L. XXIX. S. 2. §. 8. p. 96.
Vermöge dieses festen Verhältnisses in der Zahl der männlichen und weiblichen Individuen, welches ohne Zweifel eben so wohl bey allen übrigen Arten der lebenden Körper, als bey dem Menschen, statt findet, bleibt sich die lebende Natur, ihres unaufhörlichen Wechsels ohngeach- tet, doch im Ganzen immer ähnlich. Hierzu kömmt noch, daſs die Einwirkung des männli- chen Zeugungsstoffs auf den weiblichen nicht blos im Allgemeinen die Thätigkeit des letztern erregt, sondern auch die Richtung dieser Thätigkeit be- stimmt. Jeder, aus der Vermischung zweyer ver- schiedener Individuen entstandene Organismus ist sowohl dem Vater, als der Mutter ähnlich, und diese Aehnlichkeit erstreckt sich sogar auf Feh- ler der Organisation (q). Der Wechsel der leben- den Natur wird endlich auch dadurch in Schran- ken gehalten, daſs jeder Organismus meist nur mit einem Individuum seiner Art sich begattet, und daſs Vermischungen zwischen Thieren von verschiedener Art in den meisten Fällen unfrucht- bar sind, oder wenigstens unfruchtbare Bastarde liefern.
Inzwischen leidet der letztere Satz doch auch manche Ausnahmen. Daſs Maulesel, so wie Ba- starde von Füchsen und Hunden nicht immer
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(q)Haller El. phys. T. VIII. L. XXIX. S. 2. §. 8. p. 96.
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[412/0422]
Vermöge dieses festen Verhältnisses in der
Zahl der männlichen und weiblichen Individuen,
welches ohne Zweifel eben so wohl bey allen
übrigen Arten der lebenden Körper, als bey dem
Menschen, statt findet, bleibt sich die lebende
Natur, ihres unaufhörlichen Wechsels ohngeach-
tet, doch im Ganzen immer ähnlich. Hierzu
kömmt noch, daſs die Einwirkung des männli-
chen Zeugungsstoffs auf den weiblichen nicht blos
im Allgemeinen die Thätigkeit des letztern erregt,
sondern auch die Richtung dieser Thätigkeit be-
stimmt. Jeder, aus der Vermischung zweyer ver-
schiedener Individuen entstandene Organismus ist
sowohl dem Vater, als der Mutter ähnlich, und
diese Aehnlichkeit erstreckt sich sogar auf Feh-
ler der Organisation (q). Der Wechsel der leben-
den Natur wird endlich auch dadurch in Schran-
ken gehalten, daſs jeder Organismus meist nur
mit einem Individuum seiner Art sich begattet,
und daſs Vermischungen zwischen Thieren von
verschiedener Art in den meisten Fällen unfrucht-
bar sind, oder wenigstens unfruchtbare Bastarde
liefern.
Inzwischen leidet der letztere Satz doch auch
manche Ausnahmen. Daſs Maulesel, so wie Ba-
starde von Füchsen und Hunden nicht immer
un-
(q) Haller El. phys. T. VIII. L. XXIX. S. 2. §. 8.
p. 96.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/422>, abgerufen am 22.11.2024.
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