schreiten darf, so rücken die verletzten Hirnwin- dungen einander näher, und aus der Wunde wächst allenthalben ein feines Zellgewebe hervor, welches den grössten Theil der Lücke ausfüllt, und eine gelbliche, oder gelbbraune, der von Gennaro und Sömmering entdeckten Hirnsub- stanz einigermaassen ähnliche, weiche, lockere, und in concentrirtem Weingeiste auflösliche Mate- rie enthält. Oft ahmet diese neu erzeugte Sub- stanz auch die Gestalt der Hirnwindungen nach, und besonders wenn, wie zuweilen geschieht, sich der Seitenventrikel der verletzten Hirnhälfte während der Regeneration erweitert. Immer blei- ben aber die Gränzen zwischen der reproducirten Materie und der vorigen Substanz noch sichtbar. Auch verwächst sie mit der harten Hirnhaut und der die Schädelöffnung verschliessenden Membran. Zuweilen erzeugt sich in der reproducirten Hirn- substanz eine zähe, solide, lederartige Masse, wovon aber immer die Epilepsie die Folge ist (d).
Wunden des kleinen Gehirns, die nur eini- germaassen beträchtlich sind, bringen theils we- gen der entstehenden Blutung, theils wegen des Einflusses jenes Organs auf alle thierische Funk- tionen, zu schnell eine Stockung im Organismus
her-
(d)Arnemann a. a. O. V. 1. S. 8. V. 2. S. 13. V. 4. S. 19. V. 5. S. 24. V. 6. S. 29. V. 9. S. 32. V. 10. S. 35. V. 11. S. 36 u. s. w. S. 187 ff.
schreiten darf, so rücken die verletzten Hirnwin- dungen einander näher, und aus der Wunde wächst allenthalben ein feines Zellgewebe hervor, welches den gröſsten Theil der Lücke ausfüllt, und eine gelbliche, oder gelbbraune, der von Gennaro und Sömmering entdeckten Hirnsub- stanz einigermaaſsen ähnliche, weiche, lockere, und in concentrirtem Weingeiste auflösliche Mate- rie enthält. Oft ahmet diese neu erzeugte Sub- stanz auch die Gestalt der Hirnwindungen nach, und besonders wenn, wie zuweilen geschieht, sich der Seitenventrikel der verletzten Hirnhälfte während der Regeneration erweitert. Immer blei- ben aber die Gränzen zwischen der reproducirten Materie und der vorigen Substanz noch sichtbar. Auch verwächst sie mit der harten Hirnhaut und der die Schädelöffnung verschliessenden Membran. Zuweilen erzeugt sich in der reproducirten Hirn- substanz eine zähe, solide, lederartige Masse, wovon aber immer die Epilepsie die Folge ist (d).
Wunden des kleinen Gehirns, die nur eini- germaaſsen beträchtlich sind, bringen theils we- gen der entstehenden Blutung, theils wegen des Einflusses jenes Organs auf alle thierische Funk- tionen, zu schnell eine Stockung im Organismus
her-
(d)Arnemann a. a. O. V. 1. S. 8. V. 2. S. 13. V. 4. S. 19. V. 5. S. 24. V. 6. S. 29. V. 9. S. 32. V. 10. S. 35. V. 11. S. 36 u. s. w. S. 187 ff.
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schreiten darf, so rücken die verletzten Hirnwin-
dungen einander näher, und aus der Wunde
wächst allenthalben ein feines Zellgewebe hervor,
welches den gröſsten Theil der Lücke ausfüllt,
und eine gelbliche, oder gelbbraune, der von
Gennaro und Sömmering entdeckten Hirnsub-
stanz einigermaaſsen ähnliche, weiche, lockere,
und in concentrirtem Weingeiste auflösliche Mate-
rie enthält. Oft ahmet diese neu erzeugte Sub-
stanz auch die Gestalt der Hirnwindungen nach,
und besonders wenn, wie zuweilen geschieht,
sich der Seitenventrikel der verletzten Hirnhälfte
während der Regeneration erweitert. Immer blei-
ben aber die Gränzen zwischen der reproducirten
Materie und der vorigen Substanz noch sichtbar.
Auch verwächst sie mit der harten Hirnhaut und
der die Schädelöffnung verschliessenden Membran.
Zuweilen erzeugt sich in der reproducirten Hirn-
substanz eine zähe, solide, lederartige Masse,
wovon aber immer die Epilepsie die Folge ist (d).
Wunden des kleinen Gehirns, die nur eini-
germaaſsen beträchtlich sind, bringen theils we-
gen der entstehenden Blutung, theils wegen des
Einflusses jenes Organs auf alle thierische Funk-
tionen, zu schnell eine Stockung im Organismus
her-
(d) Arnemann a. a. O. V. 1. S. 8. V. 2. S. 13. V. 4.
S. 19. V. 5. S. 24. V. 6. S. 29. V. 9. S. 32. V. 10. S. 35.
V. 11. S. 36 u. s. w. S. 187 ff.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/504>, abgerufen am 22.11.2024.
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