seinigen hinreichend vertheidigt. Die, wo nach einer blossen Durchschneidung des Nerven die Enden durch Nervenmark wieder vereinigt wurden, beweisen nichts, da hier von Repro- duktion, und nicht von Reunion, die Rede ist. Die, wo nur irgend ein beträchtlicher Theil von 2 und mehrern Linien aus dem Nerven wegge- nommen wurde, stimmen ganz mit den Versu- chen von Arnemann überein. Blos bey denen, wo weniger Substanz ausgeschnitten war, erfolg- te eine Vereinigung durch Nervenmark. Nimmt man aber an, dass hier, wegen einer günstigen Lage des Nerven und wegen des geringen Ver- lusts an Substanz, das Mark der beyden verlän- gerten Enden in Berührung kam, so lassen sich auch diese Erfahrungen auf eine blosse Reunion zurückführen.
Zellgewebe, Muskelfasern und Nervensub- stanz sind die Grundtheile, worin sich alle Ein- geweide auflösen lassen. Findet also eine Repro- duktion des erstern, aber keine der beyden letz- tern statt, so kann auch kein Verlust an Sub- stanz bey den Eingeweiden reproducirt werden. Und dieses ist wirklich der Fall. Tulpius(b) heilte einen Menschen, der ein Stück der lin- ken Lunge von 6 Lothen an Gewichte verlohren
hatte.
(b) Observ. med. L. II. C. 12.
I i 3
seinigen hinreichend vertheidigt. Die, wo nach einer bloſsen Durchschneidung des Nerven die Enden durch Nervenmark wieder vereinigt wurden, beweisen nichts, da hier von Repro- duktion, und nicht von Reunion, die Rede ist. Die, wo nur irgend ein beträchtlicher Theil von 2 und mehrern Linien aus dem Nerven wegge- nommen wurde, stimmen ganz mit den Versu- chen von Arnemann überein. Blos bey denen, wo weniger Substanz ausgeschnitten war, erfolg- te eine Vereinigung durch Nervenmark. Nimmt man aber an, daſs hier, wegen einer günstigen Lage des Nerven und wegen des geringen Ver- lusts an Substanz, das Mark der beyden verlän- gerten Enden in Berührung kam, so lassen sich auch diese Erfahrungen auf eine bloſse Reunion zurückführen.
Zellgewebe, Muskelfasern und Nervensub- stanz sind die Grundtheile, worin sich alle Ein- geweide auflösen lassen. Findet also eine Repro- duktion des erstern, aber keine der beyden letz- tern statt, so kann auch kein Verlust an Sub- stanz bey den Eingeweiden reproducirt werden. Und dieses ist wirklich der Fall. Tulpius(b) heilte einen Menschen, der ein Stück der lin- ken Lunge von 6 Lothen an Gewichte verlohren
hatte.
(b) Observ. med. L. II. C. 12.
I i 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0511"n="501"/>
seinigen hinreichend vertheidigt. Die, wo nach<lb/>
einer bloſsen Durchschneidung des Nerven die<lb/>
Enden durch Nervenmark wieder vereinigt<lb/>
wurden, beweisen nichts, da hier von Repro-<lb/>
duktion, und nicht von Reunion, die Rede ist.<lb/>
Die, wo nur irgend ein beträchtlicher Theil von<lb/>
2 und mehrern Linien aus dem Nerven wegge-<lb/>
nommen wurde, stimmen ganz mit den Versu-<lb/>
chen von <hirendition="#k">Arnemann</hi> überein. Blos bey denen,<lb/>
wo weniger Substanz ausgeschnitten war, erfolg-<lb/>
te eine Vereinigung durch Nervenmark. Nimmt<lb/>
man aber an, daſs hier, wegen einer günstigen<lb/>
Lage des Nerven und wegen des geringen Ver-<lb/>
lusts an Substanz, das Mark der beyden verlän-<lb/>
gerten Enden in Berührung kam, so lassen sich<lb/>
auch diese Erfahrungen auf eine bloſse Reunion<lb/>
zurückführen.</p><lb/><p>Zellgewebe, Muskelfasern und Nervensub-<lb/>
stanz sind die Grundtheile, worin sich alle Ein-<lb/>
geweide auflösen lassen. Findet also eine Repro-<lb/>
duktion des erstern, aber keine der beyden letz-<lb/>
tern statt, so kann auch kein Verlust an Sub-<lb/>
stanz bey den Eingeweiden reproducirt werden.<lb/>
Und dieses ist wirklich der Fall. <hirendition="#k">Tulpius</hi><noteplace="foot"n="(b)">Observ. med. L. II. C. 12.</note><lb/>
heilte einen Menschen, der ein Stück der lin-<lb/>
ken Lunge von 6 Lothen an Gewichte verlohren<lb/><fwplace="bottom"type="catch">hatte.</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig">I i 3</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[501/0511]
seinigen hinreichend vertheidigt. Die, wo nach
einer bloſsen Durchschneidung des Nerven die
Enden durch Nervenmark wieder vereinigt
wurden, beweisen nichts, da hier von Repro-
duktion, und nicht von Reunion, die Rede ist.
Die, wo nur irgend ein beträchtlicher Theil von
2 und mehrern Linien aus dem Nerven wegge-
nommen wurde, stimmen ganz mit den Versu-
chen von Arnemann überein. Blos bey denen,
wo weniger Substanz ausgeschnitten war, erfolg-
te eine Vereinigung durch Nervenmark. Nimmt
man aber an, daſs hier, wegen einer günstigen
Lage des Nerven und wegen des geringen Ver-
lusts an Substanz, das Mark der beyden verlän-
gerten Enden in Berührung kam, so lassen sich
auch diese Erfahrungen auf eine bloſse Reunion
zurückführen.
Zellgewebe, Muskelfasern und Nervensub-
stanz sind die Grundtheile, worin sich alle Ein-
geweide auflösen lassen. Findet also eine Repro-
duktion des erstern, aber keine der beyden letz-
tern statt, so kann auch kein Verlust an Sub-
stanz bey den Eingeweiden reproducirt werden.
Und dieses ist wirklich der Fall. Tulpius (b)
heilte einen Menschen, der ein Stück der lin-
ken Lunge von 6 Lothen an Gewichte verlohren
hatte.
(b) Observ. med. L. II. C. 12.
I i 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/511>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.