Die Bildung des Zeugungsstoffs und die Entwickelung der Frucht stehen folg- lich im Antagonismus mit dem Wachs- thume des Vaters und der Mutter, und dieser Antagonismus ist es, wovon die Nothwendigkeit des Alters und des na- türlichen Todes abhängt. Ein lebender Körper, worin alles nur Sympathie wäre, wür- de blos dem zufälligen Tode ausgesetzt seyn, und einer ewigen Jugend geniessen können; aber er würde auch nicht im Stande seyn, sein Geschlecht fortzupflanzen. Ein Organismus, welcher nur unter dem Gesetze des Antagonis- mus stände, würde blos sein Geschlecht fortpflan- zen und sterben, ohne vor seinem Tode für sich gelebt zu haben.
§. 13.
Dies sind die Gesetze, die alle lebende Or- ganismen bey ihrem Wachsthume und bey ih- rem Absterben beobachten. Bey der Erläute- rung derselben haben wir schon auf verschie- dene Schlüsse aufmerksam gemacht, worauf wir durch sie geführt werden. Wir wollen mit der weitern Verfolgung der letztern diesen Abschnitt beschliessen.
Aus
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Die Bildung des Zeugungsstoffs und die Entwickelung der Frucht stehen folg- lich im Antagonismus mit dem Wachs- thume des Vaters und der Mutter, und dieser Antagonismus ist es, wovon die Nothwendigkeit des Alters und des na- türlichen Todes abhängt. Ein lebender Körper, worin alles nur Sympathie wäre, wür- de blos dem zufälligen Tode ausgesetzt seyn, und einer ewigen Jugend genieſsen können; aber er würde auch nicht im Stande seyn, sein Geschlecht fortzupflanzen. Ein Organismus, welcher nur unter dem Gesetze des Antagonis- mus stände, würde blos sein Geschlecht fortpflan- zen und sterben, ohne vor seinem Tode für sich gelebt zu haben.
§. 13.
Dies sind die Gesetze, die alle lebende Or- ganismen bey ihrem Wachsthume und bey ih- rem Absterben beobachten. Bey der Erläute- rung derselben haben wir schon auf verschie- dene Schlüsse aufmerksam gemacht, worauf wir durch sie geführt werden. Wir wollen mit der weitern Verfolgung der letztern diesen Abschnitt beschliessen.
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Die Bildung des Zeugungsstoffs und die
Entwickelung der Frucht stehen folg-
lich im Antagonismus mit dem Wachs-
thume des Vaters und der Mutter, und
dieser Antagonismus ist es, wovon die
Nothwendigkeit des Alters und des na-
türlichen Todes abhängt. Ein lebender
Körper, worin alles nur Sympathie wäre, wür-
de blos dem zufälligen Tode ausgesetzt seyn,
und einer ewigen Jugend genieſsen können;
aber er würde auch nicht im Stande seyn, sein
Geschlecht fortzupflanzen. Ein Organismus,
welcher nur unter dem Gesetze des Antagonis-
mus stände, würde blos sein Geschlecht fortpflan-
zen und sterben, ohne vor seinem Tode für
sich gelebt zu haben.
§. 13.
Dies sind die Gesetze, die alle lebende Or-
ganismen bey ihrem Wachsthume und bey ih-
rem Absterben beobachten. Bey der Erläute-
rung derselben haben wir schon auf verschie-
dene Schlüsse aufmerksam gemacht, worauf wir
durch sie geführt werden. Wir wollen mit der
weitern Verfolgung der letztern diesen Abschnitt
beschliessen.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/547>, abgerufen am 22.11.2024.
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