und mit dieser Oxydation verliehrt er seinen Magnetismus. Wäre er lebend, so würde diese Oxydation für ihn ein Mittel zur Erhaltung oder Verstärkung seiner magnetischen Kraft werden.
Alles Lebendige besitzt das Vermögen, seinen Zustand nach der Beschaffenheit der Sphäre, worin es sich befindet, zu modificiren. Bey al- lem Leben ist daher ein Schein von Willkühr, ein Analogon des geistigen Princips. Aber das Beseelte vermag unter mehrern möglichen Arten der Modifikation seines Zustands zu wählen; das blos Lebendige hingegen folgt bey seiner Modi- fikation der blinden Nothwendigkeit, und der Schein von Willkühr, der dessen Handlungen umgiebt, rührt nur davon her, weil die Art, wie es sich in jedem Falle nach den Einwir- kungen der Aussenwelt modificirt, immer die zweckmässigste von allen ist. Daher die Erha- benheit der Naturprodukte über die Werke der Kunst.
Dies alles ist schon in der Einleitung gelehrt worden. In der Folge bemerkten wir, dass die Anwendung der angeführten Charaktere des Le- bens grosse Schwürigkeiten hat, und dass viel- leicht von einem andern Standpunkte, als un- serm jetzigen, die ganze Natur uns als lebend erscheinen würde. Indess setzten wir unsere
Unter-
M m 3
und mit dieser Oxydation verliehrt er seinen Magnetismus. Wäre er lebend, so würde diese Oxydation für ihn ein Mittel zur Erhaltung oder Verstärkung seiner magnetischen Kraft werden.
Alles Lebendige besitzt das Vermögen, seinen Zustand nach der Beschaffenheit der Sphäre, worin es sich befindet, zu modificiren. Bey al- lem Leben ist daher ein Schein von Willkühr, ein Analogon des geistigen Princips. Aber das Beseelte vermag unter mehrern möglichen Arten der Modifikation seines Zustands zu wählen; das blos Lebendige hingegen folgt bey seiner Modi- fikation der blinden Nothwendigkeit, und der Schein von Willkühr, der dessen Handlungen umgiebt, rührt nur davon her, weil die Art, wie es sich in jedem Falle nach den Einwir- kungen der Aussenwelt modificirt, immer die zweckmäſsigste von allen ist. Daher die Erha- benheit der Naturprodukte über die Werke der Kunst.
Dies alles ist schon in der Einleitung gelehrt worden. In der Folge bemerkten wir, daſs die Anwendung der angeführten Charaktere des Le- bens groſse Schwürigkeiten hat, und daſs viel- leicht von einem andern Standpunkte, als un- serm jetzigen, die ganze Natur uns als lebend erscheinen würde. Indeſs setzten wir unsere
Unter-
M m 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="3"><p><pbfacs="#f0559"n="549"/>
und mit dieser Oxydation verliehrt er seinen<lb/>
Magnetismus. Wäre er lebend, so würde diese<lb/>
Oxydation für ihn ein Mittel zur Erhaltung oder<lb/>
Verstärkung seiner magnetischen Kraft werden.</p><lb/><p>Alles Lebendige besitzt das Vermögen, seinen<lb/>
Zustand nach der Beschaffenheit der Sphäre,<lb/>
worin es sich befindet, zu modificiren. Bey al-<lb/>
lem Leben ist daher ein Schein von Willkühr,<lb/>
ein Analogon des geistigen Princips. Aber das<lb/>
Beseelte vermag unter mehrern möglichen Arten<lb/>
der Modifikation seines Zustands zu wählen; das<lb/>
blos Lebendige hingegen folgt bey seiner Modi-<lb/>
fikation der blinden Nothwendigkeit, und der<lb/>
Schein von Willkühr, der dessen Handlungen<lb/>
umgiebt, rührt nur davon her, weil die Art,<lb/>
wie es sich in jedem Falle nach den Einwir-<lb/>
kungen der Aussenwelt modificirt, immer die<lb/>
zweckmäſsigste von allen ist. Daher die Erha-<lb/>
benheit der Naturprodukte über die Werke der<lb/>
Kunst.</p><lb/><p>Dies alles ist schon in der Einleitung gelehrt<lb/>
worden. In der Folge bemerkten wir, daſs die<lb/>
Anwendung der angeführten Charaktere des Le-<lb/>
bens groſse Schwürigkeiten hat, und daſs viel-<lb/>
leicht von einem andern Standpunkte, als un-<lb/>
serm jetzigen, die ganze Natur uns als lebend<lb/>
erscheinen würde. Indeſs setzten wir unsere<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M m 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Unter-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[549/0559]
und mit dieser Oxydation verliehrt er seinen
Magnetismus. Wäre er lebend, so würde diese
Oxydation für ihn ein Mittel zur Erhaltung oder
Verstärkung seiner magnetischen Kraft werden.
Alles Lebendige besitzt das Vermögen, seinen
Zustand nach der Beschaffenheit der Sphäre,
worin es sich befindet, zu modificiren. Bey al-
lem Leben ist daher ein Schein von Willkühr,
ein Analogon des geistigen Princips. Aber das
Beseelte vermag unter mehrern möglichen Arten
der Modifikation seines Zustands zu wählen; das
blos Lebendige hingegen folgt bey seiner Modi-
fikation der blinden Nothwendigkeit, und der
Schein von Willkühr, der dessen Handlungen
umgiebt, rührt nur davon her, weil die Art,
wie es sich in jedem Falle nach den Einwir-
kungen der Aussenwelt modificirt, immer die
zweckmäſsigste von allen ist. Daher die Erha-
benheit der Naturprodukte über die Werke der
Kunst.
Dies alles ist schon in der Einleitung gelehrt
worden. In der Folge bemerkten wir, daſs die
Anwendung der angeführten Charaktere des Le-
bens groſse Schwürigkeiten hat, und daſs viel-
leicht von einem andern Standpunkte, als un-
serm jetzigen, die ganze Natur uns als lebend
erscheinen würde. Indeſs setzten wir unsere
Unter-
M m 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/559>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.