gehen. Doch kein Körper hat völlig homogene Organe, wohl aber nähern sich die Theile bey einigen mehr, bey andern weniger der Gleich- artigkeit. Jedes Organ hat also ein beschränktes Wachsthum; aber die Gränzen des letztern sind desto enger, je verschiedenartiger, und desto weiter, je heterogener die Organe des erstern sind. Die gleichartigsten Organe nun haben die Zoophyten und Pflanzen (p): daher die Unbe- stimmtheit, welche bey einem und demselben dieser Körper in der Grösse der einzelnen Theile herrscht (q).
Eben dies gilt aber auch von dem ganzen Organismus. Je mannichfaltiger und verschieden- artiger seine Organe sind, desto vielseitiger ist sein Einfluss auf die übrige Natur, und desto beschränkter muss sein Wachsthum seyn: daher werden die Varietäten in der Grösse desto selte- ner, je näher wir in der Reihe der Naturpro- dukte dem Menschen kommen, und desto häu- figer, je mehr wir uns den untersten Ordnungen der Zoophyten nähern.
Jener Antagonismus, durch welchen die ver- schiedenen Organe eines lebenden Körpers sich wechselseitig bey ihrem Wachsthume beschrän-
ken,
(p) Biol. Bd. 1. S. 165.
(q) Biol. Bd. 2. S. 36 ff. 137.
gehen. Doch kein Körper hat völlig homogene Organe, wohl aber nähern sich die Theile bey einigen mehr, bey andern weniger der Gleich- artigkeit. Jedes Organ hat also ein beschränktes Wachsthum; aber die Gränzen des letztern sind desto enger, je verschiedenartiger, und desto weiter, je heterogener die Organe des erstern sind. Die gleichartigsten Organe nun haben die Zoophyten und Pflanzen (p): daher die Unbe- stimmtheit, welche bey einem und demselben dieser Körper in der Gröſse der einzelnen Theile herrscht (q).
Eben dies gilt aber auch von dem ganzen Organismus. Je mannichfaltiger und verschieden- artiger seine Organe sind, desto vielseitiger ist sein Einfluſs auf die übrige Natur, und desto beschränkter muſs sein Wachsthum seyn: daher werden die Varietäten in der Gröſse desto selte- ner, je näher wir in der Reihe der Naturpro- dukte dem Menschen kommen, und desto häu- figer, je mehr wir uns den untersten Ordnungen der Zoophyten nähern.
Jener Antagonismus, durch welchen die ver- schiedenen Organe eines lebenden Körpers sich wechselseitig bey ihrem Wachsthume beschrän-
ken,
(p) Biol. Bd. 1. S. 165.
(q) Biol. Bd. 2. S. 36 ff. 137.
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gehen. Doch kein Körper hat völlig homogene
Organe, wohl aber nähern sich die Theile bey
einigen mehr, bey andern weniger der Gleich-
artigkeit. Jedes Organ hat also ein beschränktes
Wachsthum; aber die Gränzen des letztern sind
desto enger, je verschiedenartiger, und desto
weiter, je heterogener die Organe des erstern
sind. Die gleichartigsten Organe nun haben die
Zoophyten und Pflanzen (p): daher die Unbe-
stimmtheit, welche bey einem und demselben
dieser Körper in der Gröſse der einzelnen Theile
herrscht (q).
Eben dies gilt aber auch von dem ganzen
Organismus. Je mannichfaltiger und verschieden-
artiger seine Organe sind, desto vielseitiger ist
sein Einfluſs auf die übrige Natur, und desto
beschränkter muſs sein Wachsthum seyn: daher
werden die Varietäten in der Gröſse desto selte-
ner, je näher wir in der Reihe der Naturpro-
dukte dem Menschen kommen, und desto häu-
figer, je mehr wir uns den untersten Ordnungen
der Zoophyten nähern.
Jener Antagonismus, durch welchen die ver-
schiedenen Organe eines lebenden Körpers sich
wechselseitig bey ihrem Wachsthume beschrän-
ken,
(p) Biol. Bd. 1. S. 165.
(q) Biol. Bd. 2. S. 36 ff. 137.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/566>, abgerufen am 22.11.2024.
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