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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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mehrte Dauerhaftigkeit bey verminderter Frucht-
barkeit desselben. Aber es giebt Eine Art von
Einwirkungen, wogegen die Natur keinen leben-
den Körper völlig zu schützen im Stande war,
und die gerade eine der häufigsten ist, nehmlich
die der mechanisch wirkenden Potenzen. Es ist
kein so dauerhafter Organismus möglich, der
diesen Einflüssen zu widerstehen im Stande wäre.
Wie kann also mit diesen Einwirkungen Dauer-
haftigkeit des Lebens bestehen? Es giebt hier
zwey mögliche Auswege, und zwar ist der erste
dieser, dass mechanische Zertheilung ein Mittel
zur Vervielfältigung des Lebens wird. So zeigt
sich auch von dieser Seite die Möglichkeit der
Vermehrung durch Theilung. Aber von diesem
Gesichtspunkte aus erhellet zugleich, dass solche
Körper, die sich vorzüglich durch Theilung ver-
mehren, in anderer Rücksicht sehr unfruchtbar
seyn müssen; und dies zeigt sich auch an dem
Armpolypen, dessen Vermögen, sich auf jene
Art zu vervielfältigen, unerschöpflich ist, der
aber nur eine geringe Zahl von Eyern her-
vorbringt.

Der zweyte Ausweg, auf welchem Fortdauer
des Lebens bey der Gegenwart zerstöhrender me-
chanischer Kräfte bestehen kann, ist, dass das
Individuum mit dem Vermögen der willkührli-
chen Bewegung begabt, und hierdurch in den

Stand
III. Bd. N n

mehrte Dauerhaftigkeit bey verminderter Frucht-
barkeit desselben. Aber es giebt Eine Art von
Einwirkungen, wogegen die Natur keinen leben-
den Körper völlig zu schützen im Stande war,
und die gerade eine der häufigsten ist, nehmlich
die der mechanisch wirkenden Potenzen. Es ist
kein so dauerhafter Organismus möglich, der
diesen Einflüssen zu widerstehen im Stande wäre.
Wie kann also mit diesen Einwirkungen Dauer-
haftigkeit des Lebens bestehen? Es giebt hier
zwey mögliche Auswege, und zwar ist der erste
dieser, daſs mechanische Zertheilung ein Mittel
zur Vervielfältigung des Lebens wird. So zeigt
sich auch von dieser Seite die Möglichkeit der
Vermehrung durch Theilung. Aber von diesem
Gesichtspunkte aus erhellet zugleich, daſs solche
Körper, die sich vorzüglich durch Theilung ver-
mehren, in anderer Rücksicht sehr unfruchtbar
seyn müssen; und dies zeigt sich auch an dem
Armpolypen, dessen Vermögen, sich auf jene
Art zu vervielfältigen, unerschöpflich ist, der
aber nur eine geringe Zahl von Eyern her-
vorbringt.

Der zweyte Ausweg, auf welchem Fortdauer
des Lebens bey der Gegenwart zerstöhrender me-
chanischer Kräfte bestehen kann, ist, daſs das
Individuum mit dem Vermögen der willkührli-
chen Bewegung begabt, und hierdurch in den

Stand
III. Bd. N n
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[561/0571] mehrte Dauerhaftigkeit bey verminderter Frucht- barkeit desselben. Aber es giebt Eine Art von Einwirkungen, wogegen die Natur keinen leben- den Körper völlig zu schützen im Stande war, und die gerade eine der häufigsten ist, nehmlich die der mechanisch wirkenden Potenzen. Es ist kein so dauerhafter Organismus möglich, der diesen Einflüssen zu widerstehen im Stande wäre. Wie kann also mit diesen Einwirkungen Dauer- haftigkeit des Lebens bestehen? Es giebt hier zwey mögliche Auswege, und zwar ist der erste dieser, daſs mechanische Zertheilung ein Mittel zur Vervielfältigung des Lebens wird. So zeigt sich auch von dieser Seite die Möglichkeit der Vermehrung durch Theilung. Aber von diesem Gesichtspunkte aus erhellet zugleich, daſs solche Körper, die sich vorzüglich durch Theilung ver- mehren, in anderer Rücksicht sehr unfruchtbar seyn müssen; und dies zeigt sich auch an dem Armpolypen, dessen Vermögen, sich auf jene Art zu vervielfältigen, unerschöpflich ist, der aber nur eine geringe Zahl von Eyern her- vorbringt. Der zweyte Ausweg, auf welchem Fortdauer des Lebens bey der Gegenwart zerstöhrender me- chanischer Kräfte bestehen kann, ist, daſs das Individuum mit dem Vermögen der willkührli- chen Bewegung begabt, und hierdurch in den Stand III. Bd. N n

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/571>, abgerufen am 15.06.2024.