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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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fähig ist, erhellet daraus, weil heftige Einwir-
kungen alle Receptivität vertilgen. Qualitativ
würden die Veränderungen der Receptivität dann
seyn, wenn jede einwirkende Potenz diese Fä-
higkeit nur für sich selber, nicht aber für an-
dere Potenzen verminderte, oder sie für an-
dere gar erhöhete. Solche qualitative Verän-
derungen der Receptivität giebt es wirklich. Es
ist nehmlich ein Satz, der sowohl aus dem
Begriffe der Reitzbarkeit folgt, als Erfahrungs-
gründe auf seiner Seite hat, dass die Recep-
tivität für eine erregende Potenz ver-
mehrt wird durch Verminderung oder
Aufhebung des Einflusses dieser Potenz
.
Veränderungen der Receptivität nun müssen in
vorhergegangenen Veränderungen der Mischung
und Form ihren Grund haben. Die letztern
aber entstehen aus der Einwirkung äusserer Po-
tenzen. Mithin haben alle Veränderungen der
Receptivität ebenfalls, folglich auch Erhöhungen
dieser Fähigkeit, hierin ihre Quelle. Allein oben
haben wir bewiesen, dass alle einwirkende Po-
tenzen die Receptivität vermindern. Hier ist
also ein Widerspruch, der sich nur unter der
Voraussetzung heben lässt, dass jede erregende
Potenz durch ihre Einwirkung auf die Recep-
tivität diese blos in Beziehung auf sich depri-
mirt, und zugleich sie in Beziehung auf andere
Potenzen exaltirt.

Bey

fähig ist, erhellet daraus, weil heftige Einwir-
kungen alle Receptivität vertilgen. Qualitativ
würden die Veränderungen der Receptivität dann
seyn, wenn jede einwirkende Potenz diese Fä-
higkeit nur für sich selber, nicht aber für an-
dere Potenzen verminderte, oder sie für an-
dere gar erhöhete. Solche qualitative Verän-
derungen der Receptivität giebt es wirklich. Es
ist nehmlich ein Satz, der sowohl aus dem
Begriffe der Reitzbarkeit folgt, als Erfahrungs-
gründe auf seiner Seite hat, daſs die Recep-
tivität für eine erregende Potenz ver-
mehrt wird durch Verminderung oder
Aufhebung des Einflusses dieser Potenz
.
Veränderungen der Receptivität nun müssen in
vorhergegangenen Veränderungen der Mischung
und Form ihren Grund haben. Die letztern
aber entstehen aus der Einwirkung äusserer Po-
tenzen. Mithin haben alle Veränderungen der
Receptivität ebenfalls, folglich auch Erhöhungen
dieser Fähigkeit, hierin ihre Quelle. Allein oben
haben wir bewiesen, daſs alle einwirkende Po-
tenzen die Receptivität vermindern. Hier ist
also ein Widerspruch, der sich nur unter der
Voraussetzung heben läſst, daſs jede erregende
Potenz durch ihre Einwirkung auf die Recep-
tivität diese blos in Beziehung auf sich depri-
mirt, und zugleich sie in Beziehung auf andere
Potenzen exaltirt.

Bey
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[582/0592] fähig ist, erhellet daraus, weil heftige Einwir- kungen alle Receptivität vertilgen. Qualitativ würden die Veränderungen der Receptivität dann seyn, wenn jede einwirkende Potenz diese Fä- higkeit nur für sich selber, nicht aber für an- dere Potenzen verminderte, oder sie für an- dere gar erhöhete. Solche qualitative Verän- derungen der Receptivität giebt es wirklich. Es ist nehmlich ein Satz, der sowohl aus dem Begriffe der Reitzbarkeit folgt, als Erfahrungs- gründe auf seiner Seite hat, daſs die Recep- tivität für eine erregende Potenz ver- mehrt wird durch Verminderung oder Aufhebung des Einflusses dieser Potenz. Veränderungen der Receptivität nun müssen in vorhergegangenen Veränderungen der Mischung und Form ihren Grund haben. Die letztern aber entstehen aus der Einwirkung äusserer Po- tenzen. Mithin haben alle Veränderungen der Receptivität ebenfalls, folglich auch Erhöhungen dieser Fähigkeit, hierin ihre Quelle. Allein oben haben wir bewiesen, daſs alle einwirkende Po- tenzen die Receptivität vermindern. Hier ist also ein Widerspruch, der sich nur unter der Voraussetzung heben läſst, daſs jede erregende Potenz durch ihre Einwirkung auf die Recep- tivität diese blos in Beziehung auf sich depri- mirt, und zugleich sie in Beziehung auf andere Potenzen exaltirt. Bey

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/592>, abgerufen am 29.09.2024.