fähig ist, erhellet daraus, weil heftige Einwir- kungen alle Receptivität vertilgen. Qualitativ würden die Veränderungen der Receptivität dann seyn, wenn jede einwirkende Potenz diese Fä- higkeit nur für sich selber, nicht aber für an- dere Potenzen verminderte, oder sie für an- dere gar erhöhete. Solche qualitative Verän- derungen der Receptivität giebt es wirklich. Es ist nehmlich ein Satz, der sowohl aus dem Begriffe der Reitzbarkeit folgt, als Erfahrungs- gründe auf seiner Seite hat, dass die Recep- tivität für eine erregende Potenz ver- mehrt wird durch Verminderung oder Aufhebung des Einflusses dieser Potenz. Veränderungen der Receptivität nun müssen in vorhergegangenen Veränderungen der Mischung und Form ihren Grund haben. Die letztern aber entstehen aus der Einwirkung äusserer Po- tenzen. Mithin haben alle Veränderungen der Receptivität ebenfalls, folglich auch Erhöhungen dieser Fähigkeit, hierin ihre Quelle. Allein oben haben wir bewiesen, dass alle einwirkende Po- tenzen die Receptivität vermindern. Hier ist also ein Widerspruch, der sich nur unter der Voraussetzung heben lässt, dass jede erregende Potenz durch ihre Einwirkung auf die Recep- tivität diese blos in Beziehung auf sich depri- mirt, und zugleich sie in Beziehung auf andere Potenzen exaltirt.
Bey
fähig ist, erhellet daraus, weil heftige Einwir- kungen alle Receptivität vertilgen. Qualitativ würden die Veränderungen der Receptivität dann seyn, wenn jede einwirkende Potenz diese Fä- higkeit nur für sich selber, nicht aber für an- dere Potenzen verminderte, oder sie für an- dere gar erhöhete. Solche qualitative Verän- derungen der Receptivität giebt es wirklich. Es ist nehmlich ein Satz, der sowohl aus dem Begriffe der Reitzbarkeit folgt, als Erfahrungs- gründe auf seiner Seite hat, daſs die Recep- tivität für eine erregende Potenz ver- mehrt wird durch Verminderung oder Aufhebung des Einflusses dieser Potenz. Veränderungen der Receptivität nun müssen in vorhergegangenen Veränderungen der Mischung und Form ihren Grund haben. Die letztern aber entstehen aus der Einwirkung äusserer Po- tenzen. Mithin haben alle Veränderungen der Receptivität ebenfalls, folglich auch Erhöhungen dieser Fähigkeit, hierin ihre Quelle. Allein oben haben wir bewiesen, daſs alle einwirkende Po- tenzen die Receptivität vermindern. Hier ist also ein Widerspruch, der sich nur unter der Voraussetzung heben läſst, daſs jede erregende Potenz durch ihre Einwirkung auf die Recep- tivität diese blos in Beziehung auf sich depri- mirt, und zugleich sie in Beziehung auf andere Potenzen exaltirt.
Bey
<TEI><text><body><divn="1"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0592"n="582"/>
fähig ist, erhellet daraus, weil heftige Einwir-<lb/>
kungen alle Receptivität vertilgen. Qualitativ<lb/>
würden die Veränderungen der Receptivität dann<lb/>
seyn, wenn jede einwirkende Potenz diese Fä-<lb/>
higkeit nur für sich selber, nicht aber für an-<lb/>
dere Potenzen verminderte, oder sie für an-<lb/>
dere gar erhöhete. Solche qualitative Verän-<lb/>
derungen der Receptivität giebt es wirklich. Es<lb/>
ist nehmlich ein Satz, der sowohl aus dem<lb/>
Begriffe der Reitzbarkeit folgt, als Erfahrungs-<lb/>
gründe auf seiner Seite hat, <hirendition="#g">daſs die Recep-<lb/>
tivität für eine erregende Potenz ver-<lb/>
mehrt wird durch Verminderung oder<lb/>
Aufhebung des Einflusses dieser Potenz</hi>.<lb/>
Veränderungen der Receptivität nun müssen in<lb/>
vorhergegangenen Veränderungen der Mischung<lb/>
und Form ihren Grund haben. Die letztern<lb/>
aber entstehen aus der Einwirkung äusserer Po-<lb/>
tenzen. Mithin haben alle Veränderungen der<lb/>
Receptivität ebenfalls, folglich auch Erhöhungen<lb/>
dieser Fähigkeit, hierin ihre Quelle. Allein oben<lb/>
haben wir bewiesen, daſs alle einwirkende Po-<lb/>
tenzen die Receptivität vermindern. Hier ist<lb/>
also ein Widerspruch, der sich nur unter der<lb/>
Voraussetzung heben läſst, daſs jede erregende<lb/>
Potenz durch ihre Einwirkung auf die Recep-<lb/>
tivität diese blos in Beziehung auf sich depri-<lb/>
mirt, und zugleich sie in Beziehung auf andere<lb/>
Potenzen exaltirt.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Bey</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[582/0592]
fähig ist, erhellet daraus, weil heftige Einwir-
kungen alle Receptivität vertilgen. Qualitativ
würden die Veränderungen der Receptivität dann
seyn, wenn jede einwirkende Potenz diese Fä-
higkeit nur für sich selber, nicht aber für an-
dere Potenzen verminderte, oder sie für an-
dere gar erhöhete. Solche qualitative Verän-
derungen der Receptivität giebt es wirklich. Es
ist nehmlich ein Satz, der sowohl aus dem
Begriffe der Reitzbarkeit folgt, als Erfahrungs-
gründe auf seiner Seite hat, daſs die Recep-
tivität für eine erregende Potenz ver-
mehrt wird durch Verminderung oder
Aufhebung des Einflusses dieser Potenz.
Veränderungen der Receptivität nun müssen in
vorhergegangenen Veränderungen der Mischung
und Form ihren Grund haben. Die letztern
aber entstehen aus der Einwirkung äusserer Po-
tenzen. Mithin haben alle Veränderungen der
Receptivität ebenfalls, folglich auch Erhöhungen
dieser Fähigkeit, hierin ihre Quelle. Allein oben
haben wir bewiesen, daſs alle einwirkende Po-
tenzen die Receptivität vermindern. Hier ist
also ein Widerspruch, der sich nur unter der
Voraussetzung heben läſst, daſs jede erregende
Potenz durch ihre Einwirkung auf die Recep-
tivität diese blos in Beziehung auf sich depri-
mirt, und zugleich sie in Beziehung auf andere
Potenzen exaltirt.
Bey
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/592>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.