der Uebergangsgebirge und der ältesten Flötzge- birge mit den jetzigen Arten der Geschlechter Dentalium, Echinus, Madrepora u. s. w. ver- gleicht. Inzwischen würde eine solche Verglei- chung uns hier zu weit führen. Es lässt sich aber ein allgemeiner Grund für den Untergang aller jener Arten anführen. Dieser ist die grosse Mannichfaltigkeit derselben und die zahllose Men- ge ihrer Individuen. Wie könnten so viele Arten und Individuen Jahrhunderte hindurch unentdeckt geblieben seyn, wenn ihre Nachkommen noch in gleicher Menge vorhanden wären? Giebt es noch Abkömmlinge derselben, so können deren nur noch sehr wenige seyn, und diese wenige müssen blos in den unergründlichsten Tiefen des Oceans leben, indem sonst doch zuweilen einige derselben von Stürmen und Meereswellen an die Küsten müssten verschlagen werden. Aber in diese Tiefen könnten sie sich doch nur allmählig, nicht plötzlich, zurückgezogen haben. Es müssten sich also Nachkommen derselben in den jüngern Flötzgebirgen, und in dem aufge- schwemmten Lande finden. Nun trifft man frey- lich auch in manchen von diesen Gebirgen Am- monshörner, Belemniten und andere Versteine- rungen der ältern Gebirge an. Aber die Höhlung dieser Körper ist dann immer mit einer Materie angefüllt, die von der Gebirgsart ihrer Lager- stäte gänzlich verschieden ist. Es leidet also kei-
nen
der Uebergangsgebirge und der ältesten Flötzge- birge mit den jetzigen Arten der Geschlechter Dentalium, Echinus, Madrepora u. s. w. ver- gleicht. Inzwischen würde eine solche Verglei- chung uns hier zu weit führen. Es läſst sich aber ein allgemeiner Grund für den Untergang aller jener Arten anführen. Dieser ist die groſse Mannichfaltigkeit derselben und die zahllose Men- ge ihrer Individuen. Wie könnten so viele Arten und Individuen Jahrhunderte hindurch unentdeckt geblieben seyn, wenn ihre Nachkommen noch in gleicher Menge vorhanden wären? Giebt es noch Abkömmlinge derselben, so können deren nur noch sehr wenige seyn, und diese wenige müssen blos in den unergründlichsten Tiefen des Oceans leben, indem sonst doch zuweilen einige derselben von Stürmen und Meereswellen an die Küsten müſsten verschlagen werden. Aber in diese Tiefen könnten sie sich doch nur allmählig, nicht plötzlich, zurückgezogen haben. Es müſsten sich also Nachkommen derselben in den jüngern Flötzgebirgen, und in dem aufge- schwemmten Lande finden. Nun trifft man frey- lich auch in manchen von diesen Gebirgen Am- monshörner, Belemniten und andere Versteine- rungen der ältern Gebirge an. Aber die Höhlung dieser Körper ist dann immer mit einer Materie angefüllt, die von der Gebirgsart ihrer Lager- stäte gänzlich verschieden ist. Es leidet also kei-
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der Uebergangsgebirge und der ältesten Flötzge-
birge mit den jetzigen Arten der Geschlechter
Dentalium, Echinus, Madrepora u. s. w. ver-
gleicht. Inzwischen würde eine solche Verglei-
chung uns hier zu weit führen. Es läſst sich
aber ein allgemeiner Grund für den Untergang
aller jener Arten anführen. Dieser ist die groſse
Mannichfaltigkeit derselben und die zahllose Men-
ge ihrer Individuen. Wie könnten so viele Arten
und Individuen Jahrhunderte hindurch unentdeckt
geblieben seyn, wenn ihre Nachkommen noch
in gleicher Menge vorhanden wären? Giebt es
noch Abkömmlinge derselben, so können deren
nur noch sehr wenige seyn, und diese wenige
müssen blos in den unergründlichsten Tiefen
des Oceans leben, indem sonst doch zuweilen
einige derselben von Stürmen und Meereswellen
an die Küsten müſsten verschlagen werden.
Aber in diese Tiefen könnten sie sich doch nur
allmählig, nicht plötzlich, zurückgezogen haben.
Es müſsten sich also Nachkommen derselben in
den jüngern Flötzgebirgen, und in dem aufge-
schwemmten Lande finden. Nun trifft man frey-
lich auch in manchen von diesen Gebirgen Am-
monshörner, Belemniten und andere Versteine-
rungen der ältern Gebirge an. Aber die Höhlung
dieser Körper ist dann immer mit einer Materie
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stäte gänzlich verschieden ist. Es leidet also kei-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/72>, abgerufen am 21.11.2024.
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