Meist bestehen die versteinerten Ueberbleib- sel von Fischen nur in Knochen und Zähnen. Es hält daher bey ihnen weit schwerer, als bey den Thieren, die wir im vorigen § untersucht haben, über ihre Verwandtschaft mit den jetzigen Thierarten etwas Gewisses auszumachen, und noch schwerer ist es, die Zeit ihrer Existenz mit einiger Gewissheit anzugeben, da fast alle bisherige Schriftsteller die Lagerstäten dieser Ver- steinerungen entweder gar nicht, oder doch nur sehr oberflächlich beschrieben haben. Doch ergiebt sich so viel aus einer Vergleichung jener Reste mit den heutigen Fischen, und einer Untersu- chung der Gebirgsarten, worin sie enthalten sind:
1) Dass mehrere jener Fische, gleich manchen Polypen und Mollusken der Vorwelt, eine Riesengrösse besassen, wozu keine verwandte Fischarten der heutigen Natur mehr gelangen.
2) Dass von solchen, die nicht ganz neuern Ursprungs sind, entweder überhaupt, oder doch in denen Climaten, wo sie versteinert gefunden werden, heut zu Tage nichts Aehn- liches mehr vorhanden ist.
3) Dass viele von denen, welche vollständig erhalten sind, in einem Zeitraume gelebt ha- ben müssen, in welchem schon Pflanzen vor- handen waren; dass aber manche von denje-
nigen,
Meist bestehen die versteinerten Ueberbleib- sel von Fischen nur in Knochen und Zähnen. Es hält daher bey ihnen weit schwerer, als bey den Thieren, die wir im vorigen § untersucht haben, über ihre Verwandtschaft mit den jetzigen Thierarten etwas Gewisses auszumachen, und noch schwerer ist es, die Zeit ihrer Existenz mit einiger Gewiſsheit anzugeben, da fast alle bisherige Schriftsteller die Lagerstäten dieser Ver- steinerungen entweder gar nicht, oder doch nur sehr oberflächlich beschrieben haben. Doch ergiebt sich so viel aus einer Vergleichung jener Reste mit den heutigen Fischen, und einer Untersu- chung der Gebirgsarten, worin sie enthalten sind:
1) Daſs mehrere jener Fische, gleich manchen Polypen und Mollusken der Vorwelt, eine Riesengröſse besaſsen, wozu keine verwandte Fischarten der heutigen Natur mehr gelangen.
2) Daſs von solchen, die nicht ganz neuern Ursprungs sind, entweder überhaupt, oder doch in denen Climaten, wo sie versteinert gefunden werden, heut zu Tage nichts Aehn- liches mehr vorhanden ist.
3) Daſs viele von denen, welche vollständig erhalten sind, in einem Zeitraume gelebt ha- ben müssen, in welchem schon Pflanzen vor- handen waren; daſs aber manche von denje-
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Meist bestehen die versteinerten Ueberbleib-
sel von Fischen nur in Knochen und Zähnen.
Es hält daher bey ihnen weit schwerer, als bey
den Thieren, die wir im vorigen § untersucht
haben, über ihre Verwandtschaft mit den jetzigen
Thierarten etwas Gewisses auszumachen, und
noch schwerer ist es, die Zeit ihrer Existenz
mit einiger Gewiſsheit anzugeben, da fast alle
bisherige Schriftsteller die Lagerstäten dieser Ver-
steinerungen entweder gar nicht, oder doch nur
sehr oberflächlich beschrieben haben. Doch ergiebt
sich so viel aus einer Vergleichung jener Reste
mit den heutigen Fischen, und einer Untersu-
chung der Gebirgsarten, worin sie enthalten
sind:
1) Daſs mehrere jener Fische, gleich manchen
Polypen und Mollusken der Vorwelt, eine
Riesengröſse besaſsen, wozu keine verwandte
Fischarten der heutigen Natur mehr gelangen.
2) Daſs von solchen, die nicht ganz neuern
Ursprungs sind, entweder überhaupt, oder
doch in denen Climaten, wo sie versteinert
gefunden werden, heut zu Tage nichts Aehn-
liches mehr vorhanden ist.
3) Daſs viele von denen, welche vollständig
erhalten sind, in einem Zeitraume gelebt ha-
ben müssen, in welchem schon Pflanzen vor-
handen waren; daſs aber manche von denje-
nigen,
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/82>, abgerufen am 21.11.2024.
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