schliessen, als dass sich das Blut der Insekten unmittelbar aus dem Herzen in das Parenchyma der Eingeweide ergiesst, und in den letztern fort- bewegt wird. Dieser Schluss bestätigt sich auch an einer Erscheinung, die bey der Verwandlung der Larven in vollkommene Insekten eintritt. Bey dieser Veränderung sieht man eine Menge Feuch- tigkeit in die Flügel dringen, und an verwunde- ten Stellen ausfliessen a). Die Insektenflügel ha- ben aber gewiss keine saftführende Gefässe. Für jenen Schluss spricht ferner die Analogie des Ar- gulus foliaceus Jur. und der Asseln. Jurine konnte, wie schon erzählt ist, in dem Vordertheil jenes Thiers keine Gefässe entdecken, worin sich das Blut fortbewegt hätte; die Blutkügelchen schienen sich blos in dem Parenchyma der Ein- geweide zu verbreiten. Ich habe in den äussern Theilen der Wasserassel zwar auf- und absteigen- de Blutströme gesehen; aber es hat mir immer geschienen, dass diese Ströme sich nicht in Ge- fässen, sondern in den Zwischenräumen der Mus- keln bewegten. Auch habe ich in den Kiemen dieser Thiere, worin doch eine kreisförmige Be- wegung des Bluts vorgehen muss, nie eine Spur von Gefässen wahrnehmen können.
Ein wirklicher Blutumlauf, der aber ohne ein Herz, blos in Arterien und Venen statt findet,
zeigt
a)Swammerdamm's Bibel der Nat. S. 171.
schlieſsen, als daſs sich das Blut der Insekten unmittelbar aus dem Herzen in das Parenchyma der Eingeweide ergieſst, und in den letztern fort- bewegt wird. Dieser Schluſs bestätigt sich auch an einer Erscheinung, die bey der Verwandlung der Larven in vollkommene Insekten eintritt. Bey dieser Veränderung sieht man eine Menge Feuch- tigkeit in die Flügel dringen, und an verwunde- ten Stellen ausflieſsen a). Die Insektenflügel ha- ben aber gewiſs keine saftführende Gefäſse. Für jenen Schluſs spricht ferner die Analogie des Ar- gulus foliaceus Jur. und der Asseln. Jurine konnte, wie schon erzählt ist, in dem Vordertheil jenes Thiers keine Gefäſse entdecken, worin sich das Blut fortbewegt hätte; die Blutkügelchen schienen sich blos in dem Parenchyma der Ein- geweide zu verbreiten. Ich habe in den äussern Theilen der Wasserassel zwar auf- und absteigen- de Blutströme gesehen; aber es hat mir immer geschienen, daſs diese Ströme sich nicht in Ge- fäſsen, sondern in den Zwischenräumen der Mus- keln bewegten. Auch habe ich in den Kiemen dieser Thiere, worin doch eine kreisförmige Be- wegung des Bluts vorgehen muſs, nie eine Spur von Gefäſsen wahrnehmen können.
Ein wirklicher Blutumlauf, der aber ohne ein Herz, blos in Arterien und Venen statt findet,
zeigt
a)Swammerdamm’s Bibel der Nat. S. 171.
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schlieſsen, als daſs sich das Blut der Insekten
unmittelbar aus dem Herzen in das Parenchyma
der Eingeweide ergieſst, und in den letztern fort-
bewegt wird. Dieser Schluſs bestätigt sich auch
an einer Erscheinung, die bey der Verwandlung
der Larven in vollkommene Insekten eintritt. Bey
dieser Veränderung sieht man eine Menge Feuch-
tigkeit in die Flügel dringen, und an verwunde-
ten Stellen ausflieſsen a). Die Insektenflügel ha-
ben aber gewiſs keine saftführende Gefäſse. Für
jenen Schluſs spricht ferner die Analogie des Ar-
gulus foliaceus Jur. und der Asseln. Jurine
konnte, wie schon erzählt ist, in dem Vordertheil
jenes Thiers keine Gefäſse entdecken, worin sich
das Blut fortbewegt hätte; die Blutkügelchen
schienen sich blos in dem Parenchyma der Ein-
geweide zu verbreiten. Ich habe in den äussern
Theilen der Wasserassel zwar auf- und absteigen-
de Blutströme gesehen; aber es hat mir immer
geschienen, daſs diese Ströme sich nicht in Ge-
fäſsen, sondern in den Zwischenräumen der Mus-
keln bewegten. Auch habe ich in den Kiemen
dieser Thiere, worin doch eine kreisförmige Be-
wegung des Bluts vorgehen muſs, nie eine Spur
von Gefäſsen wahrnehmen können.
Ein wirklicher Blutumlauf, der aber ohne ein
Herz, blos in Arterien und Venen statt findet,
zeigt
a) Swammerdamm’s Bibel der Nat. S. 171.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/264>, abgerufen am 22.11.2024.
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