Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

Versuche k) begünstigen diese Muthmassung, dass
die Thiere der Schmetterlingsfamilie wohl als Pup-
pen, nicht aber als Raupen, der Atmosphäre mehr
Sauerstoff und Stickstoff entziehen, wie sie ihr
Kohlensäure zurückgeben. Spallanzani's erwähn-
te Versuche beweisen übrigens nicht, dass die
Schnecken mehr aus der Atmosphäre aufnehmen,
als sie überhaupt excerniren, da bey diesen Er-
fahrungen keine Rücksicht auf die wässrigen Dün-
ste genommen ist, die von den Schnecken eben
sowohl als von den Thieren der höhern Classen
ausgeleert werden.

Einige Thiere bedürfen also in allen, und ei-
nige wenigstens in gewissen Perioden ihres Le-
bens zur Fortdauer dieses Zustandes noch anderer
Stoffe als derer, die sie blos aus der Atmosphäre
schöpfen können; sie bedürfen mit Einem Wort
auch der Speise und des Tranks. Die Aufnah-
me, Verähnlichung und Aneignung dieser Mate-
rien macht das aus, was wir im ersten Abschnitt

dieses
k) In dessen Disquis. physiol. circa respirat. insector.
et vermium. p. 62. Cap. 3. -- Von atmosphärischer
Luft, worin Raupen geathmet hatten, wurde die
Lackmustinktur lebhaft geröthet, und Kalkwasser ab-
sorbirte eine beträchtliche Menge derselben. Hinge-
gen atmosphärische Luft, worin Puppen und auch
verschiedene Schmetterlinge eingeschlossen gewesen
waren, zeigte keine Wirkung auf jene Tinktur.

Versuche k) begünstigen diese Muthmaſsung, daſs
die Thiere der Schmetterlingsfamilie wohl als Pup-
pen, nicht aber als Raupen, der Atmosphäre mehr
Sauerstoff und Stickstoff entziehen, wie sie ihr
Kohlensäure zurückgeben. Spallanzani’s erwähn-
te Versuche beweisen übrigens nicht, daſs die
Schnecken mehr aus der Atmosphäre aufnehmen,
als sie überhaupt excerniren, da bey diesen Er-
fahrungen keine Rücksicht auf die wässrigen Dün-
ste genommen ist, die von den Schnecken eben
sowohl als von den Thieren der höhern Classen
ausgeleert werden.

Einige Thiere bedürfen also in allen, und ei-
nige wenigstens in gewissen Perioden ihres Le-
bens zur Fortdauer dieses Zustandes noch anderer
Stoffe als derer, die sie blos aus der Atmosphäre
schöpfen können; sie bedürfen mit Einem Wort
auch der Speise und des Tranks. Die Aufnah-
me, Verähnlichung und Aneignung dieser Mate-
rien macht das aus, was wir im ersten Abschnitt

dieses
k) In dessen Disquis. physiol. circa respirat. insector.
et vermium. p. 62. Cap. 3. — Von atmosphärischer
Luft, worin Raupen geathmet hatten, wurde die
Lackmustinktur lebhaft geröthet, und Kalkwasser ab-
sorbirte eine beträchtliche Menge derselben. Hinge-
gen atmosphärische Luft, worin Puppen und auch
verschiedene Schmetterlinge eingeschlossen gewesen
waren, zeigte keine Wirkung auf jene Tinktur.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0299" n="283"/>
Versuche <note place="foot" n="k)">In dessen Disquis. physiol. circa respirat. insector.<lb/>
et vermium. p. 62. Cap. 3. &#x2014; Von atmosphärischer<lb/>
Luft, worin Raupen geathmet hatten, wurde die<lb/>
Lackmustinktur lebhaft geröthet, und Kalkwasser ab-<lb/>
sorbirte eine beträchtliche Menge derselben. Hinge-<lb/>
gen atmosphärische Luft, worin Puppen und auch<lb/>
verschiedene Schmetterlinge eingeschlossen gewesen<lb/>
waren, zeigte keine Wirkung auf jene Tinktur.</note> begünstigen diese Muthma&#x017F;sung, da&#x017F;s<lb/>
die Thiere der Schmetterlingsfamilie wohl als Pup-<lb/>
pen, nicht aber als Raupen, der Atmosphäre mehr<lb/>
Sauerstoff und Stickstoff entziehen, wie sie ihr<lb/>
Kohlensäure zurückgeben. <hi rendition="#k">Spallanzani</hi>&#x2019;s erwähn-<lb/>
te Versuche beweisen übrigens nicht, da&#x017F;s die<lb/>
Schnecken mehr aus der Atmosphäre aufnehmen,<lb/>
als sie überhaupt excerniren, da bey diesen Er-<lb/>
fahrungen keine Rücksicht auf die wässrigen Dün-<lb/>
ste genommen ist, die von den Schnecken eben<lb/>
sowohl als von den Thieren der höhern Classen<lb/>
ausgeleert werden.</p><lb/>
                <p>Einige Thiere bedürfen also in allen, und ei-<lb/>
nige wenigstens in gewissen Perioden ihres Le-<lb/>
bens zur Fortdauer dieses Zustandes noch anderer<lb/>
Stoffe als derer, die sie blos aus der Atmosphäre<lb/>
schöpfen können; sie bedürfen mit Einem Wort<lb/>
auch der Speise und des Tranks. Die Aufnah-<lb/>
me, Verähnlichung und Aneignung dieser Mate-<lb/>
rien macht das aus, was wir im ersten Abschnitt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dieses</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[283/0299] Versuche k) begünstigen diese Muthmaſsung, daſs die Thiere der Schmetterlingsfamilie wohl als Pup- pen, nicht aber als Raupen, der Atmosphäre mehr Sauerstoff und Stickstoff entziehen, wie sie ihr Kohlensäure zurückgeben. Spallanzani’s erwähn- te Versuche beweisen übrigens nicht, daſs die Schnecken mehr aus der Atmosphäre aufnehmen, als sie überhaupt excerniren, da bey diesen Er- fahrungen keine Rücksicht auf die wässrigen Dün- ste genommen ist, die von den Schnecken eben sowohl als von den Thieren der höhern Classen ausgeleert werden. Einige Thiere bedürfen also in allen, und ei- nige wenigstens in gewissen Perioden ihres Le- bens zur Fortdauer dieses Zustandes noch anderer Stoffe als derer, die sie blos aus der Atmosphäre schöpfen können; sie bedürfen mit Einem Wort auch der Speise und des Tranks. Die Aufnah- me, Verähnlichung und Aneignung dieser Mate- rien macht das aus, was wir im ersten Abschnitt dieses k) In dessen Disquis. physiol. circa respirat. insector. et vermium. p. 62. Cap. 3. — Von atmosphärischer Luft, worin Raupen geathmet hatten, wurde die Lackmustinktur lebhaft geröthet, und Kalkwasser ab- sorbirte eine beträchtliche Menge derselben. Hinge- gen atmosphärische Luft, worin Puppen und auch verschiedene Schmetterlinge eingeschlossen gewesen waren, zeigte keine Wirkung auf jene Tinktur.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/299
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/299>, abgerufen am 22.11.2024.