so viel Aehnlichkeit im Aeussern mit den Geyern, dass man vermuthen sollte, auch ihre Ernährungs- organe müssten mit denen der letztern überein- kommen. Aber ihr Nahrungscanal gleicht ganz dem der Eulen, und sie lassen sich leicht gewöh- nen, blos von Körnern zu leben v).
In den niedern Thierclassen werden die blos pflanzenfressenden Arten immer seltener. Unter den Amphibien, den Fischen, denjenigen Mollus- ken und Würmern, welche Bewohner der Ge- wässer sind, und allen Zoophyten giebt es wohl nicht eine einzige Art, die nicht entweder blos von thierischer, oder wenigstens von gemischter Kost lebt. Manche dieser Thiere, deren Nahrung man für vegetabilisch hielt, haben sich bey nä- herer Untersuchung als fleischfressend gezeigt. So fand J. F. Meckelw) im Magen der Thetis leporina, die Bohadsch für pflanzenfressend hielt, jedesmal kleine Squillen. Nur die Classe der In- sekten macht von jenem Satz eine Ausnahme und enthält, wo nicht mehr, doch eben so viel blos pflanzenfressende, als fleischfressende Arten. In ihr findet man auch, was man in keiner andern Classe antrifft, eine Menge Thiere, die an eine einzige Pflanzenart gebunden sind und keine an- dern Gewächse als diese anrühren. Die Raupen
geben
v) F. Cuvier, Annales du Mus. d'Hist. nat. T. XI. p. 283.
w) Beyträge zur vergl. Anatomie. B. 1. H. 1. S. 13.
so viel Aehnlichkeit im Aeussern mit den Geyern, daſs man vermuthen sollte, auch ihre Ernährungs- organe müſsten mit denen der letztern überein- kommen. Aber ihr Nahrungscanal gleicht ganz dem der Eulen, und sie lassen sich leicht gewöh- nen, blos von Körnern zu leben v).
In den niedern Thierclassen werden die blos pflanzenfressenden Arten immer seltener. Unter den Amphibien, den Fischen, denjenigen Mollus- ken und Würmern, welche Bewohner der Ge- wässer sind, und allen Zoophyten giebt es wohl nicht eine einzige Art, die nicht entweder blos von thierischer, oder wenigstens von gemischter Kost lebt. Manche dieser Thiere, deren Nahrung man für vegetabilisch hielt, haben sich bey nä- herer Untersuchung als fleischfressend gezeigt. So fand J. F. Meckelw) im Magen der Thetis leporina, die Bohadsch für pflanzenfressend hielt, jedesmal kleine Squillen. Nur die Classe der In- sekten macht von jenem Satz eine Ausnahme und enthält, wo nicht mehr, doch eben so viel blos pflanzenfressende, als fleischfressende Arten. In ihr findet man auch, was man in keiner andern Classe antrifft, eine Menge Thiere, die an eine einzige Pflanzenart gebunden sind und keine an- dern Gewächse als diese anrühren. Die Raupen
geben
v) F. Cuvier, Annales du Mus. d’Hist. nat. T. XI. p. 283.
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so viel Aehnlichkeit im Aeussern mit den Geyern,
daſs man vermuthen sollte, auch ihre Ernährungs-
organe müſsten mit denen der letztern überein-
kommen. Aber ihr Nahrungscanal gleicht ganz
dem der Eulen, und sie lassen sich leicht gewöh-
nen, blos von Körnern zu leben v).
In den niedern Thierclassen werden die blos
pflanzenfressenden Arten immer seltener. Unter
den Amphibien, den Fischen, denjenigen Mollus-
ken und Würmern, welche Bewohner der Ge-
wässer sind, und allen Zoophyten giebt es wohl
nicht eine einzige Art, die nicht entweder blos
von thierischer, oder wenigstens von gemischter
Kost lebt. Manche dieser Thiere, deren Nahrung
man für vegetabilisch hielt, haben sich bey nä-
herer Untersuchung als fleischfressend gezeigt.
So fand J. F. Meckel w) im Magen der Thetis
leporina, die Bohadsch für pflanzenfressend hielt,
jedesmal kleine Squillen. Nur die Classe der In-
sekten macht von jenem Satz eine Ausnahme und
enthält, wo nicht mehr, doch eben so viel blos
pflanzenfressende, als fleischfressende Arten. In
ihr findet man auch, was man in keiner andern
Classe antrifft, eine Menge Thiere, die an eine
einzige Pflanzenart gebunden sind und keine an-
dern Gewächse als diese anrühren. Die Raupen
geben
v) F. Cuvier, Annales du Mus. d’Hist. nat. T. XI.
p. 283.
w) Beyträge zur vergl. Anatomie. B. 1. H. 1. S. 13.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/324>, abgerufen am 22.11.2024.
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