Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

Diese Auflöslichkeit des Gallenharzes in Alkali be-
weist, dass der Name eines Harzes demselben
nur sehr uneigentlich zukömmt. Alle Eigenschaf-
ten des Gallenstoffs sind die eines thierischen,
mit Säure innigst verbundenen Fetts; das Gal-
lenharz unterscheidet sich von ihm blos durch
einen Antheil freyer Säure. Liest man Achard's h),
Macquer's i), Cornette's k) und Brandis's l)
Beobachtungen über die Wirkungen der minerali-
schen Säuren auf fette Oele, so ist die Analogie
zwischen den Produkten dieser Wirkungen und
dem Gallenstoff nicht zu verkennen. Jene sind
von bitterm Geschmack, von zäher, schmieriger
Consistenz, und auflöslich sowohl in Wasser, als
in Weingeist; die Weingeistauflösung wird von
kaltem Wasser milchig gemacht; sie schmelzen
in der Wärme und erstarren in der Kälte; ein
Theil der angewandten Säure ist so innig mit
ihnen vereinigt, dass sie sich mit Alkalien ver-
binden, ohne sich von ihm zu trennen; sie ent-
halten eben so, wie der Gallenstoff, freye Blau-

säure;
h) Chem. physische Schriften. S. 305 ff.
i) Chym. Wörterb. Uebers. von Leonhardi. Th. 5.
S. 50. -- Crell's chem. Journal. Th. 5. S. 172.
k) Mem. de l'Acad. des sc. de Paris. A. 1780. p. 542.
558. 567.
l) De oleorum unguinosorum natura. Gotting. 1785.
E e 4

Diese Auflöslichkeit des Gallenharzes in Alkali be-
weist, daſs der Name eines Harzes demselben
nur sehr uneigentlich zukömmt. Alle Eigenschaf-
ten des Gallenstoffs sind die eines thierischen,
mit Säure innigst verbundenen Fetts; das Gal-
lenharz unterscheidet sich von ihm blos durch
einen Antheil freyer Säure. Liest man Achard’s h),
Macquer’s i), Cornette’s k) und Brandis’s l)
Beobachtungen über die Wirkungen der minerali-
schen Säuren auf fette Oele, so ist die Analogie
zwischen den Produkten dieser Wirkungen und
dem Gallenstoff nicht zu verkennen. Jene sind
von bitterm Geschmack, von zäher, schmieriger
Consistenz, und auflöslich sowohl in Wasser, als
in Weingeist; die Weingeistauflösung wird von
kaltem Wasser milchig gemacht; sie schmelzen
in der Wärme und erstarren in der Kälte; ein
Theil der angewandten Säure ist so innig mit
ihnen vereinigt, daſs sie sich mit Alkalien ver-
binden, ohne sich von ihm zu trennen; sie ent-
halten eben so, wie der Gallenstoff, freye Blau-

säure;
h) Chem. physische Schriften. S. 305 ff.
i) Chym. Wörterb. Uebers. von Leonhardi. Th. 5.
S. 50. — Crell’s chem. Journal. Th. 5. S. 172.
k) Mém. de l’Acad. des sc. de Paris. A. 1780. p. 542.
558. 567.
l) De oleorum unguinosorum natura. Gotting. 1785.
E e 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0455" n="439"/>
Diese Auflöslichkeit des Gallenharzes in Alkali be-<lb/>
weist, da&#x017F;s der Name eines Harzes demselben<lb/>
nur sehr uneigentlich zukömmt. Alle Eigenschaf-<lb/>
ten des Gallenstoffs sind die eines thierischen,<lb/>
mit Säure innigst verbundenen Fetts; das Gal-<lb/>
lenharz unterscheidet sich von ihm blos durch<lb/>
einen Antheil freyer Säure. Liest man <hi rendition="#k">Achard</hi>&#x2019;s <note place="foot" n="h)">Chem. physische Schriften. S. 305 ff.</note>,<lb/><hi rendition="#k">Macquer</hi>&#x2019;s <note place="foot" n="i)">Chym. Wörterb. Uebers. von <hi rendition="#k">Leonhardi</hi>. Th. 5.<lb/>
S. 50. &#x2014; <hi rendition="#k">Crell</hi>&#x2019;s chem. Journal. Th. 5. S. 172.</note>, <hi rendition="#k">Cornette</hi>&#x2019;s <note place="foot" n="k)">Mém. de l&#x2019;Acad. des sc. de Paris. A. 1780. p. 542.<lb/>
558. 567.</note> und <hi rendition="#k">Brandis</hi>&#x2019;s <note place="foot" n="l)">De oleorum unguinosorum natura. Gotting. 1785.</note><lb/>
Beobachtungen über die Wirkungen der minerali-<lb/>
schen Säuren auf fette Oele, so ist die Analogie<lb/>
zwischen den Produkten dieser Wirkungen und<lb/>
dem Gallenstoff nicht zu verkennen. Jene sind<lb/>
von bitterm Geschmack, von zäher, schmieriger<lb/>
Consistenz, und auflöslich sowohl in Wasser, als<lb/>
in Weingeist; die Weingeistauflösung wird von<lb/>
kaltem Wasser milchig gemacht; sie schmelzen<lb/>
in der Wärme und erstarren in der Kälte; ein<lb/>
Theil der angewandten Säure ist so innig mit<lb/>
ihnen vereinigt, da&#x017F;s sie sich mit Alkalien ver-<lb/>
binden, ohne sich von ihm zu trennen; sie ent-<lb/>
halten eben so, wie der Gallenstoff, freye Blau-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">säure;</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e 4</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[439/0455] Diese Auflöslichkeit des Gallenharzes in Alkali be- weist, daſs der Name eines Harzes demselben nur sehr uneigentlich zukömmt. Alle Eigenschaf- ten des Gallenstoffs sind die eines thierischen, mit Säure innigst verbundenen Fetts; das Gal- lenharz unterscheidet sich von ihm blos durch einen Antheil freyer Säure. Liest man Achard’s h), Macquer’s i), Cornette’s k) und Brandis’s l) Beobachtungen über die Wirkungen der minerali- schen Säuren auf fette Oele, so ist die Analogie zwischen den Produkten dieser Wirkungen und dem Gallenstoff nicht zu verkennen. Jene sind von bitterm Geschmack, von zäher, schmieriger Consistenz, und auflöslich sowohl in Wasser, als in Weingeist; die Weingeistauflösung wird von kaltem Wasser milchig gemacht; sie schmelzen in der Wärme und erstarren in der Kälte; ein Theil der angewandten Säure ist so innig mit ihnen vereinigt, daſs sie sich mit Alkalien ver- binden, ohne sich von ihm zu trennen; sie ent- halten eben so, wie der Gallenstoff, freye Blau- säure; h) Chem. physische Schriften. S. 305 ff. i) Chym. Wörterb. Uebers. von Leonhardi. Th. 5. S. 50. — Crell’s chem. Journal. Th. 5. S. 172. k) Mém. de l’Acad. des sc. de Paris. A. 1780. p. 542. 558. 567. l) De oleorum unguinosorum natura. Gotting. 1785. E e 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/455
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/455>, abgerufen am 22.11.2024.