Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

säure; kurz, sie besitzen alle Eigenschaften dieses
Stoffs. Die Galle ist also zwar keine alkalische
Seife, aber allerdings eine saure Seife, die jedoch
blos gebundenen Sauerstoff enthält.

9. Für einerley mit dem Gallenharz halte ich
auch die Substanz, die man durch Digestion
mehrerer thierischer und vegetabilischer Substan-
zen mit Salpetersäure erhält. Fourcroy und Vau-
quelin
untersuchten den Einfluss dieser Säure
auf Fleisch und Indigo m). Ich habe die nehmli-
chen Versuche mit Hühnereyweiss und Hausen-
blase gemacht, und immer im Wesentlichen die-
selben Produkte erhalten. Unter andern liess ich
eine Mischung aus 2 Drachmen Eyweiss, 3 Unzen
Wasser und einer Drachme Salpetersäure, wovon
ich den coagulirten Theil abgesondert hatte, an-
haltend kochen, indem ich statt des verdünsteten
Wassers immer neues hinzu goss. Im Anfange
des Kochens schlug sich der aufgelöste Eyweiss-
stoff zum Theil wieder nieder. Dann hauchte
die Flüssigkeit einen säuerlichen, wachsartigen
Geruch aus. Das niedergeschlagene Eyweiss wur-
de gelb, zertheilte sich, und löste sich wieder
auf. Auf der Flüssigkeit bildete sich eine Haut,
die ein wachsartiges Ansehn hatte. Als in der
Mitte des Kochens neues Wasser hinzugegossen

war,
m) Mem. de l'Institut des sc. et arts. Gehlen's Jour-
nal f. d. Chemie u. Physik, B. 2. S. 231. 243.

säure; kurz, sie besitzen alle Eigenschaften dieses
Stoffs. Die Galle ist also zwar keine alkalische
Seife, aber allerdings eine saure Seife, die jedoch
blos gebundenen Sauerstoff enthält.

9. Für einerley mit dem Gallenharz halte ich
auch die Substanz, die man durch Digestion
mehrerer thierischer und vegetabilischer Substan-
zen mit Salpetersäure erhält. Fourcroy und Vau-
quelin
untersuchten den Einfluſs dieser Säure
auf Fleisch und Indigo m). Ich habe die nehmli-
chen Versuche mit Hühnereyweiſs und Hausen-
blase gemacht, und immer im Wesentlichen die-
selben Produkte erhalten. Unter andern lieſs ich
eine Mischung aus 2 Drachmen Eyweiſs, 3 Unzen
Wasser und einer Drachme Salpetersäure, wovon
ich den coagulirten Theil abgesondert hatte, an-
haltend kochen, indem ich statt des verdünsteten
Wassers immer neues hinzu goſs. Im Anfange
des Kochens schlug sich der aufgelöste Eyweiſs-
stoff zum Theil wieder nieder. Dann hauchte
die Flüssigkeit einen säuerlichen, wachsartigen
Geruch aus. Das niedergeschlagene Eyweiſs wur-
de gelb, zertheilte sich, und löste sich wieder
auf. Auf der Flüssigkeit bildete sich eine Haut,
die ein wachsartiges Ansehn hatte. Als in der
Mitte des Kochens neues Wasser hinzugegossen

war,
m) Mém. de l’Institut des sc. et arts. Gehlen’s Jour-
nal f. d. Chemie u. Physik, B. 2. S. 231. 243.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0456" n="440"/>
säure; kurz, sie besitzen alle Eigenschaften dieses<lb/>
Stoffs. Die Galle ist also zwar keine alkalische<lb/>
Seife, aber allerdings eine saure Seife, die jedoch<lb/>
blos gebundenen Sauerstoff enthält.</p><lb/>
                <p>9. Für einerley mit dem Gallenharz halte ich<lb/>
auch die Substanz, die man durch Digestion<lb/>
mehrerer thierischer und vegetabilischer Substan-<lb/>
zen mit Salpetersäure erhält. <hi rendition="#k">Fourcroy</hi> und <hi rendition="#k">Vau-<lb/>
quelin</hi> untersuchten den Einflu&#x017F;s dieser Säure<lb/>
auf Fleisch und Indigo <note place="foot" n="m)">Mém. de l&#x2019;Institut des sc. et arts. <hi rendition="#k">Gehlen</hi>&#x2019;s Jour-<lb/>
nal f. d. Chemie u. Physik, B. 2. S. 231. 243.</note>. Ich habe die nehmli-<lb/>
chen Versuche mit Hühnereywei&#x017F;s und Hausen-<lb/>
blase gemacht, und immer im Wesentlichen die-<lb/>
selben Produkte erhalten. Unter andern lie&#x017F;s ich<lb/>
eine Mischung aus 2 Drachmen Eywei&#x017F;s, 3 Unzen<lb/>
Wasser und einer Drachme Salpetersäure, wovon<lb/>
ich den coagulirten Theil abgesondert hatte, an-<lb/>
haltend kochen, indem ich statt des verdünsteten<lb/>
Wassers immer neues hinzu go&#x017F;s. Im Anfange<lb/>
des Kochens schlug sich der aufgelöste Eywei&#x017F;s-<lb/>
stoff zum Theil wieder nieder. Dann hauchte<lb/>
die Flüssigkeit einen säuerlichen, wachsartigen<lb/>
Geruch aus. Das niedergeschlagene Eywei&#x017F;s wur-<lb/>
de gelb, zertheilte sich, und löste sich wieder<lb/>
auf. Auf der Flüssigkeit bildete sich eine Haut,<lb/>
die ein wachsartiges Ansehn hatte. Als in der<lb/>
Mitte des Kochens neues Wasser hinzugegossen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">war,</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[440/0456] säure; kurz, sie besitzen alle Eigenschaften dieses Stoffs. Die Galle ist also zwar keine alkalische Seife, aber allerdings eine saure Seife, die jedoch blos gebundenen Sauerstoff enthält. 9. Für einerley mit dem Gallenharz halte ich auch die Substanz, die man durch Digestion mehrerer thierischer und vegetabilischer Substan- zen mit Salpetersäure erhält. Fourcroy und Vau- quelin untersuchten den Einfluſs dieser Säure auf Fleisch und Indigo m). Ich habe die nehmli- chen Versuche mit Hühnereyweiſs und Hausen- blase gemacht, und immer im Wesentlichen die- selben Produkte erhalten. Unter andern lieſs ich eine Mischung aus 2 Drachmen Eyweiſs, 3 Unzen Wasser und einer Drachme Salpetersäure, wovon ich den coagulirten Theil abgesondert hatte, an- haltend kochen, indem ich statt des verdünsteten Wassers immer neues hinzu goſs. Im Anfange des Kochens schlug sich der aufgelöste Eyweiſs- stoff zum Theil wieder nieder. Dann hauchte die Flüssigkeit einen säuerlichen, wachsartigen Geruch aus. Das niedergeschlagene Eyweiſs wur- de gelb, zertheilte sich, und löste sich wieder auf. Auf der Flüssigkeit bildete sich eine Haut, die ein wachsartiges Ansehn hatte. Als in der Mitte des Kochens neues Wasser hinzugegossen war, m) Mém. de l’Institut des sc. et arts. Gehlen’s Jour- nal f. d. Chemie u. Physik, B. 2. S. 231. 243.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/456
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/456>, abgerufen am 22.11.2024.