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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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dieser. Der Klipdas (Hyrax) hat zwey wurm-
förmige Anhänge am Anfang des Mastdarms, und
ähnliche Theile giebt es auch bey den Ameisen-
fressern (Myrmecophaga). Die letztern aber ha-
ben dabey keinen Blinddarm, den der Klipdas,
und zwar von vorzüglicher Länge und Weite,
besitzt. Die Echidna und der Ornithorynchus ha-
ben einen einfachen wurmförmigen Anhang ohne
Blinddarm. Ausser den angeführten Thieren ge-
hören noch zu denen, welchen der Blinddarm
fehlt, das Geschlecht der Fledermäuse und alle
Cetaceen, die Wallrosse abgerechnet.

Dieser Theil ist ein auffallendes Beyspiel von
dem Einfluss mehrerer ganz verschiedener Ursa-
chen auf den Bau des Nahrungscanals. Eine
Ausnahme von der Regel, dass die fleischfressen-
den Thiere einen Blinddarm besitzen, machen
die Bären, Dachse, Maulwürfe, Spitzmäuse und
Igel. Aber diese Thiere nähren sich zum Theil
von Vegetabilien, und unterscheiden sich zugleich
von den übrigen Thieren der Hundefamilie darin,
dass sie beym Gehen auf die ganze Fusssohle, und
nicht wie diese blos auf die Zehen treten. Al-
lein die Gegenwart oder Abwesenheit eines Blind-
darms muss doch von noch andern Umständen
abhängen. Der Marder, ein rein fleischfressendes
Thier, hat kein Coecum; hingegen besitzt das-
selbe die Viverra Ichneumon L., ein Thier, das

wie

dieser. Der Klipdas (Hyrax) hat zwey wurm-
förmige Anhänge am Anfang des Mastdarms, und
ähnliche Theile giebt es auch bey den Ameisen-
fressern (Myrmecophaga). Die letztern aber ha-
ben dabey keinen Blinddarm, den der Klipdas,
und zwar von vorzüglicher Länge und Weite,
besitzt. Die Echidna und der Ornithorynchus ha-
ben einen einfachen wurmförmigen Anhang ohne
Blinddarm. Ausser den angeführten Thieren ge-
hören noch zu denen, welchen der Blinddarm
fehlt, das Geschlecht der Fledermäuse und alle
Cetaceen, die Wallrosse abgerechnet.

Dieser Theil ist ein auffallendes Beyspiel von
dem Einfluſs mehrerer ganz verschiedener Ursa-
chen auf den Bau des Nahrungscanals. Eine
Ausnahme von der Regel, daſs die fleischfressen-
den Thiere einen Blinddarm besitzen, machen
die Bären, Dachse, Maulwürfe, Spitzmäuse und
Igel. Aber diese Thiere nähren sich zum Theil
von Vegetabilien, und unterscheiden sich zugleich
von den übrigen Thieren der Hundefamilie darin,
daſs sie beym Gehen auf die ganze Fuſssohle, und
nicht wie diese blos auf die Zehen treten. Al-
lein die Gegenwart oder Abwesenheit eines Blind-
darms muſs doch von noch andern Umständen
abhängen. Der Marder, ein rein fleischfressendes
Thier, hat kein Coecum; hingegen besitzt das-
selbe die Viverra Ichneumon L., ein Thier, das

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[452/0468] dieser. Der Klipdas (Hyrax) hat zwey wurm- förmige Anhänge am Anfang des Mastdarms, und ähnliche Theile giebt es auch bey den Ameisen- fressern (Myrmecophaga). Die letztern aber ha- ben dabey keinen Blinddarm, den der Klipdas, und zwar von vorzüglicher Länge und Weite, besitzt. Die Echidna und der Ornithorynchus ha- ben einen einfachen wurmförmigen Anhang ohne Blinddarm. Ausser den angeführten Thieren ge- hören noch zu denen, welchen der Blinddarm fehlt, das Geschlecht der Fledermäuse und alle Cetaceen, die Wallrosse abgerechnet. Dieser Theil ist ein auffallendes Beyspiel von dem Einfluſs mehrerer ganz verschiedener Ursa- chen auf den Bau des Nahrungscanals. Eine Ausnahme von der Regel, daſs die fleischfressen- den Thiere einen Blinddarm besitzen, machen die Bären, Dachse, Maulwürfe, Spitzmäuse und Igel. Aber diese Thiere nähren sich zum Theil von Vegetabilien, und unterscheiden sich zugleich von den übrigen Thieren der Hundefamilie darin, daſs sie beym Gehen auf die ganze Fuſssohle, und nicht wie diese blos auf die Zehen treten. Al- lein die Gegenwart oder Abwesenheit eines Blind- darms muſs doch von noch andern Umständen abhängen. Der Marder, ein rein fleischfressendes Thier, hat kein Coecum; hingegen besitzt das- selbe die Viverra Ichneumon L., ein Thier, das wie

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/468>, abgerufen am 20.05.2024.