diesen zufolge trennt sich der Chylus ausserhalb den Milchgefässen in einen flüssigen und einen gerinnenden Theil, welcher letztere in dem Spei- sesaft aus der Mitte des Brustgangs an der Luft eine röthliche Farbe annimmt. Der flüssige Theil besteht meist aus Eyweissstoff, welches überhaupt den grössten Theil des Chylus ausmacht, und ent- hält ein freyes Alkali; der gerinnende Theil ist dem Faserstoff des Bluts ähnlich. In der Asche des verbrannten Chylus fanden sich kohlensau- res, salzsaures und schwefelsaures Natrum, Eisen und phosphorsaure Kalkerde. Aber Vauquelin erwähnt keiner Gallerte als Bestandtheil des Chy- lus, und Emmert's Versuche beweisen auch nicht die Gegenwart desselben in dem letztern. Em- mert schloss auf diese aus dem flockigen Nie- derschlag, den Galläpfeltinktur in dem flüssigen, mit Wasser vermischten Theil des Speisesafts, woraus der Eyweissstoff durch Kochen abgeschie- den war, hervorbrachte, und aus dem gallertarti- gen Ansehn der Substanz, die nach dem Ab- dampfen zurückblieb h). Allein durch das Ko- chen des mit Wasser verdünnten Serum wird nicht aller Eyweissstoff daraus abgeschieden; Al- cohol schlägt noch immer einen ungeronnen ge- bliebenen Rückstand dieses Stoffs daraus nieder. Vielleicht also wirkte in jenem Versuch die Gall- äpfeltinktur nur vermöge des Weingeists, womit
sie
h)Reil's Archiv. B. 8. S. 163.
diesen zufolge trennt sich der Chylus ausserhalb den Milchgefäſsen in einen flüssigen und einen gerinnenden Theil, welcher letztere in dem Spei- sesaft aus der Mitte des Brustgangs an der Luft eine röthliche Farbe annimmt. Der flüssige Theil besteht meist aus Eyweiſsstoff, welches überhaupt den gröſsten Theil des Chylus ausmacht, und ent- hält ein freyes Alkali; der gerinnende Theil ist dem Faserstoff des Bluts ähnlich. In der Asche des verbrannten Chylus fanden sich kohlensau- res, salzsaures und schwefelsaures Natrum, Eisen und phosphorsaure Kalkerde. Aber Vauquelin erwähnt keiner Gallerte als Bestandtheil des Chy- lus, und Emmert’s Versuche beweisen auch nicht die Gegenwart desselben in dem letztern. Em- mert schloſs auf diese aus dem flockigen Nie- derschlag, den Galläpfeltinktur in dem flüssigen, mit Wasser vermischten Theil des Speisesafts, woraus der Eyweiſsstoff durch Kochen abgeschie- den war, hervorbrachte, und aus dem gallertarti- gen Ansehn der Substanz, die nach dem Ab- dampfen zurückblieb h). Allein durch das Ko- chen des mit Wasser verdünnten Serum wird nicht aller Eyweiſsstoff daraus abgeschieden; Al- cohol schlägt noch immer einen ungeronnen ge- bliebenen Rückstand dieses Stoffs daraus nieder. Vielleicht also wirkte in jenem Versuch die Gall- äpfeltinktur nur vermöge des Weingeists, womit
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h)Reil’s Archiv. B. 8. S. 163.
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diesen zufolge trennt sich der Chylus ausserhalb
den Milchgefäſsen in einen flüssigen und einen
gerinnenden Theil, welcher letztere in dem Spei-
sesaft aus der Mitte des Brustgangs an der Luft
eine röthliche Farbe annimmt. Der flüssige Theil
besteht meist aus Eyweiſsstoff, welches überhaupt
den gröſsten Theil des Chylus ausmacht, und ent-
hält ein freyes Alkali; der gerinnende Theil ist
dem Faserstoff des Bluts ähnlich. In der Asche
des verbrannten Chylus fanden sich kohlensau-
res, salzsaures und schwefelsaures Natrum, Eisen
und phosphorsaure Kalkerde. Aber Vauquelin
erwähnt keiner Gallerte als Bestandtheil des Chy-
lus, und Emmert’s Versuche beweisen auch nicht
die Gegenwart desselben in dem letztern. Em-
mert schloſs auf diese aus dem flockigen Nie-
derschlag, den Galläpfeltinktur in dem flüssigen,
mit Wasser vermischten Theil des Speisesafts,
woraus der Eyweiſsstoff durch Kochen abgeschie-
den war, hervorbrachte, und aus dem gallertarti-
gen Ansehn der Substanz, die nach dem Ab-
dampfen zurückblieb h). Allein durch das Ko-
chen des mit Wasser verdünnten Serum wird
nicht aller Eyweiſsstoff daraus abgeschieden; Al-
cohol schlägt noch immer einen ungeronnen ge-
bliebenen Rückstand dieses Stoffs daraus nieder.
Vielleicht also wirkte in jenem Versuch die Gall-
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h) Reil’s Archiv. B. 8. S. 163.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/508>, abgerufen am 22.11.2024.
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