Einen Beweis dieser Theorie geben die im 12ten §. des gegenwärtigen Kapitels erzählten Ho- meschen Versuche. Wir haben dort gesehen, dass bey Thieren, denen nach Unterbindung des Pylo- rus Rhabarbertinktur in den Magen gesprützt war, von dieser ein grosser Theil durch die Wände des Magens einen Ausweg gefunden hatte, ohne durch die lymphatischen Gefässe eingesogen zu seyn, und dass sich zugleich die Milz sehr ange- schwollen und in ihren auffallend erweiterten Zel- len allenthalben mit einer Flüssigkeit angefüllt zeigte, worin chemische Reagentien die Gegen- wart des Rhabarbers bewiesen. Hier waren ausser dem Zellgewebe nur zwey Wege, auf welchen die eingesprützte Flüssigkeit aus dem Magen in die Milz gelangt seyn konnte, die Saugadern und die Blutgefässe. Die Saugadern des Magens aber wa- ren immer saftleer. Die Blutgefässe hat zwar Home selber in einem spätern Aufsatz d), den ich indess nur erst aus einer kurzen Inhaltsanzeige kenne, für den Weg, wodurch der Uebergang vom Magen zur Milz geschehen soll, angenommen. Allein der Gründe für den Satz, dass die Blutge- fässe keine unassimilirte Säfte unmittelbar aus dem Nahrungscanal aufnehmen, sind so viele und so wichtige, und jene Annahme führt auf so unwahr- scheinliche Folgerungen, dass sie gewiss nicht die richtige seyn kann.
Das
d) Philos. Transact. Y. 1811.
Einen Beweis dieser Theorie geben die im 12ten §. des gegenwärtigen Kapitels erzählten Ho- meschen Versuche. Wir haben dort gesehen, daſs bey Thieren, denen nach Unterbindung des Pylo- rus Rhabarbertinktur in den Magen gesprützt war, von dieser ein groſser Theil durch die Wände des Magens einen Ausweg gefunden hatte, ohne durch die lymphatischen Gefäſse eingesogen zu seyn, und daſs sich zugleich die Milz sehr ange- schwollen und in ihren auffallend erweiterten Zel- len allenthalben mit einer Flüssigkeit angefüllt zeigte, worin chemische Reagentien die Gegen- wart des Rhabarbers bewiesen. Hier waren ausser dem Zellgewebe nur zwey Wege, auf welchen die eingesprützte Flüssigkeit aus dem Magen in die Milz gelangt seyn konnte, die Saugadern und die Blutgefäſse. Die Saugadern des Magens aber wa- ren immer saftleer. Die Blutgefäſse hat zwar Home selber in einem spätern Aufsatz d), den ich indeſs nur erst aus einer kurzen Inhaltsanzeige kenne, für den Weg, wodurch der Uebergang vom Magen zur Milz geschehen soll, angenommen. Allein der Gründe für den Satz, daſs die Blutge- fäſse keine unassimilirte Säfte unmittelbar aus dem Nahrungscanal aufnehmen, sind so viele und so wichtige, und jene Annahme führt auf so unwahr- scheinliche Folgerungen, daſs sie gewiſs nicht die richtige seyn kann.
Das
d) Philos. Transact. Y. 1811.
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Einen Beweis dieser Theorie geben die im
12ten §. des gegenwärtigen Kapitels erzählten Ho-
meschen Versuche. Wir haben dort gesehen, daſs
bey Thieren, denen nach Unterbindung des Pylo-
rus Rhabarbertinktur in den Magen gesprützt
war, von dieser ein groſser Theil durch die Wände
des Magens einen Ausweg gefunden hatte, ohne
durch die lymphatischen Gefäſse eingesogen zu
seyn, und daſs sich zugleich die Milz sehr ange-
schwollen und in ihren auffallend erweiterten Zel-
len allenthalben mit einer Flüssigkeit angefüllt
zeigte, worin chemische Reagentien die Gegen-
wart des Rhabarbers bewiesen. Hier waren ausser
dem Zellgewebe nur zwey Wege, auf welchen die
eingesprützte Flüssigkeit aus dem Magen in die
Milz gelangt seyn konnte, die Saugadern und die
Blutgefäſse. Die Saugadern des Magens aber wa-
ren immer saftleer. Die Blutgefäſse hat zwar
Home selber in einem spätern Aufsatz d), den
ich indeſs nur erst aus einer kurzen Inhaltsanzeige
kenne, für den Weg, wodurch der Uebergang vom
Magen zur Milz geschehen soll, angenommen.
Allein der Gründe für den Satz, daſs die Blutge-
fäſse keine unassimilirte Säfte unmittelbar aus dem
Nahrungscanal aufnehmen, sind so viele und so
wichtige, und jene Annahme führt auf so unwahr-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/530>, abgerufen am 22.11.2024.
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