beschienen wurden, immer offen waren. Er schliesst hieraus, dass die Funktion der Poren nicht Einsaugung, sondern Aushauchung ist, und findet eine Bestätigung seiner Meinung in dem erwähnten Versuche Jurine's. Die Ein- würfe, die sich gegen seine Meinung von den Bonnetschen Erfahrungen hernehmen lassen, sucht er durch die Voraussetzungen zu ent- kräften, dass sich von dem, Verhalten kränkeln- der, vor dem Versuch immer etwas einschrum- pfender Blätter auf die Wirkungsart der gesunden nicht schliessen lässt, und dass die Oberhaut beyder Blattflächen, besonders der untern, mit grosser Leichtigkeit wässrige Materie durchlässt.
Ich gestehe, dass ich nicht begreife, wie sich des Nachts die Beschaffenheit der Spaltöffnungen an der mit dem Blatt verbundenen Oberhaut wahrnehmen lässt, und dass ich deshalb wenig Gewicht auf diese Beobachtung legen kann. Viel- leicht hat Moldenhawer die Oberhaut erst ab- gezogen, ehe er sie unter das Vergrösserungsglas brachte. Dass aber nach dieser Operation die Poren noch dieselbe Beschaffenheit haben soll- ten, wie vorher, wird man doch nicht glauben. Wäre indess jene Beobachtung auch richtig, so bewiese sie doch nur, dass an Regentagen und feuchten Nächten keine, oder nur eine geringe Absorbtion der atmosphärischen Luft durch die
Poren
beschienen wurden, immer offen waren. Er schlieſst hieraus, daſs die Funktion der Poren nicht Einsaugung, sondern Aushauchung ist, und findet eine Bestätigung seiner Meinung in dem erwähnten Versuche Jurine’s. Die Ein- würfe, die sich gegen seine Meinung von den Bonnetschen Erfahrungen hernehmen lassen, sucht er durch die Voraussetzungen zu ent- kräften, daſs sich von dem, Verhalten kränkeln- der, vor dem Versuch immer etwas einschrum- pfender Blätter auf die Wirkungsart der gesunden nicht schlieſsen läſst, und daſs die Oberhaut beyder Blattflächen, besonders der untern, mit groſser Leichtigkeit wäſsrige Materie durchläſst.
Ich gestehe, daſs ich nicht begreife, wie sich des Nachts die Beschaffenheit der Spaltöffnungen an der mit dem Blatt verbundenen Oberhaut wahrnehmen läſst, und daſs ich deshalb wenig Gewicht auf diese Beobachtung legen kann. Viel- leicht hat Moldenhawer die Oberhaut erst ab- gezogen, ehe er sie unter das Vergröſserungsglas brachte. Daſs aber nach dieser Operation die Poren noch dieselbe Beschaffenheit haben soll- ten, wie vorher, wird man doch nicht glauben. Wäre indeſs jene Beobachtung auch richtig, so bewiese sie doch nur, daſs an Regentagen und feuchten Nächten keine, oder nur eine geringe Absorbtion der atmosphärischen Luft durch die
Poren
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beschienen wurden, immer offen waren. Er
schlieſst hieraus, daſs die Funktion der Poren
nicht Einsaugung, sondern Aushauchung ist,
und findet eine Bestätigung seiner Meinung in
dem erwähnten Versuche Jurine’s. Die Ein-
würfe, die sich gegen seine Meinung von den
Bonnetschen Erfahrungen hernehmen lassen,
sucht er durch die Voraussetzungen zu ent-
kräften, daſs sich von dem, Verhalten kränkeln-
der, vor dem Versuch immer etwas einschrum-
pfender Blätter auf die Wirkungsart der gesunden
nicht schlieſsen läſst, und daſs die Oberhaut
beyder Blattflächen, besonders der untern, mit
groſser Leichtigkeit wäſsrige Materie durchläſst.
Ich gestehe, daſs ich nicht begreife, wie sich
des Nachts die Beschaffenheit der Spaltöffnungen
an der mit dem Blatt verbundenen Oberhaut
wahrnehmen läſst, und daſs ich deshalb wenig
Gewicht auf diese Beobachtung legen kann. Viel-
leicht hat Moldenhawer die Oberhaut erst ab-
gezogen, ehe er sie unter das Vergröſserungsglas
brachte. Daſs aber nach dieser Operation die
Poren noch dieselbe Beschaffenheit haben soll-
ten, wie vorher, wird man doch nicht glauben.
Wäre indeſs jene Beobachtung auch richtig, so
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feuchten Nächten keine, oder nur eine geringe
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/56>, abgerufen am 22.11.2024.
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