Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

solcher, der eine gewisse Zeit an der Luft gestan-
den hat l), so wird vielleicht die Butter schon
durch den blossen Einfluss der Atmosphäre aus
dem Käse der Milch gebildet.

Die Bildung des Milchzuckers ist eine noch
unerklärte Erscheinung. Vielleicht wird die Ver-
folgung der bekannten Scheeleschen Entdeckung,
dass sich bey dem Kochen der fetten Oele mit
Bleyglätte eine im Wasser auflösliche, süsse Sub-
stanz bildet, hier einst Licht geben. Ich erhielt,
als ich zum Behuf eines andern Versuchs Ey-
weiss, welches durch Alcohol zum Gerinnen ge-
bracht und in ätzendem Natrum wieder aufgelöst
war, mit verdünnter Schwefelsäure einige Stun-
den hatte kochen lassen, und die überschüssige
Säure mit Kalk weggenommen hatte, eine hell-
braune Flüssigkeit von süsslichem, dem des La-
kritzensafts etwas ähnlichen Geschmack. Ich wage
nicht, aus diesem einzelnen Versuch, der mir
nachher nie wieder gelungen ist, das Resultat
zu ziehen, dass der Milchzucker auf ähnliche Art
aus dem Eyweissstoff, wie der Mehlzucker aus
dem Stärkemehl entsteht. Doch glaube ich, dass
derselbe weiter verfolgt zu werden verdient.

Der Käsestoff und der Milchzucker sind blos
der Milch eigen. Aber das Fett ist ein allgemei-

nerer
l) Fourcroy ebendas. p. 146.

solcher, der eine gewisse Zeit an der Luft gestan-
den hat l), so wird vielleicht die Butter schon
durch den bloſsen Einfluſs der Atmosphäre aus
dem Käse der Milch gebildet.

Die Bildung des Milchzuckers ist eine noch
unerklärte Erscheinung. Vielleicht wird die Ver-
folgung der bekannten Scheeleschen Entdeckung,
daſs sich bey dem Kochen der fetten Oele mit
Bleyglätte eine im Wasser auflösliche, süſse Sub-
stanz bildet, hier einst Licht geben. Ich erhielt,
als ich zum Behuf eines andern Versuchs Ey-
weiſs, welches durch Alcohol zum Gerinnen ge-
bracht und in ätzendem Natrum wieder aufgelöst
war, mit verdünnter Schwefelsäure einige Stun-
den hatte kochen lassen, und die überschüssige
Säure mit Kalk weggenommen hatte, eine hell-
braune Flüssigkeit von süſslichem, dem des La-
kritzensafts etwas ähnlichen Geschmack. Ich wage
nicht, aus diesem einzelnen Versuch, der mir
nachher nie wieder gelungen ist, das Resultat
zu ziehen, daſs der Milchzucker auf ähnliche Art
aus dem Eyweiſsstoff, wie der Mehlzucker aus
dem Stärkemehl entsteht. Doch glaube ich, daſs
derselbe weiter verfolgt zu werden verdient.

Der Käsestoff und der Milchzucker sind blos
der Milch eigen. Aber das Fett ist ein allgemei-

nerer
l) Fourcroy ebendas. p. 146.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0596" n="580"/>
solcher, der eine gewisse Zeit an der Luft gestan-<lb/>
den hat <note place="foot" n="l)"><hi rendition="#k">Fourcroy</hi> ebendas. p. 146.</note>, so wird vielleicht die Butter schon<lb/>
durch den blo&#x017F;sen Einflu&#x017F;s der Atmosphäre aus<lb/>
dem Käse der Milch gebildet.</p><lb/>
                <p>Die Bildung des Milchzuckers ist eine noch<lb/>
unerklärte Erscheinung. Vielleicht wird die Ver-<lb/>
folgung der bekannten <hi rendition="#k">Scheele</hi>schen Entdeckung,<lb/>
da&#x017F;s sich bey dem Kochen der fetten Oele mit<lb/>
Bleyglätte eine im Wasser auflösliche, sü&#x017F;se Sub-<lb/>
stanz bildet, hier einst Licht geben. Ich erhielt,<lb/>
als ich zum Behuf eines andern Versuchs Ey-<lb/>
wei&#x017F;s, welches durch Alcohol zum Gerinnen ge-<lb/>
bracht und in ätzendem Natrum wieder aufgelöst<lb/>
war, mit verdünnter Schwefelsäure einige Stun-<lb/>
den hatte kochen lassen, und die überschüssige<lb/>
Säure mit Kalk weggenommen hatte, eine hell-<lb/>
braune Flüssigkeit von sü&#x017F;slichem, dem des La-<lb/>
kritzensafts etwas ähnlichen Geschmack. Ich wage<lb/>
nicht, aus diesem einzelnen Versuch, der mir<lb/>
nachher nie wieder gelungen ist, das Resultat<lb/>
zu ziehen, da&#x017F;s der Milchzucker auf ähnliche Art<lb/>
aus dem Eywei&#x017F;sstoff, wie der Mehlzucker aus<lb/>
dem Stärkemehl entsteht. Doch glaube ich, da&#x017F;s<lb/>
derselbe weiter verfolgt zu werden verdient.</p><lb/>
                <p>Der Käsestoff und der Milchzucker sind blos<lb/>
der Milch eigen. Aber das Fett ist ein allgemei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nerer</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[580/0596] solcher, der eine gewisse Zeit an der Luft gestan- den hat l), so wird vielleicht die Butter schon durch den bloſsen Einfluſs der Atmosphäre aus dem Käse der Milch gebildet. Die Bildung des Milchzuckers ist eine noch unerklärte Erscheinung. Vielleicht wird die Ver- folgung der bekannten Scheeleschen Entdeckung, daſs sich bey dem Kochen der fetten Oele mit Bleyglätte eine im Wasser auflösliche, süſse Sub- stanz bildet, hier einst Licht geben. Ich erhielt, als ich zum Behuf eines andern Versuchs Ey- weiſs, welches durch Alcohol zum Gerinnen ge- bracht und in ätzendem Natrum wieder aufgelöst war, mit verdünnter Schwefelsäure einige Stun- den hatte kochen lassen, und die überschüssige Säure mit Kalk weggenommen hatte, eine hell- braune Flüssigkeit von süſslichem, dem des La- kritzensafts etwas ähnlichen Geschmack. Ich wage nicht, aus diesem einzelnen Versuch, der mir nachher nie wieder gelungen ist, das Resultat zu ziehen, daſs der Milchzucker auf ähnliche Art aus dem Eyweiſsstoff, wie der Mehlzucker aus dem Stärkemehl entsteht. Doch glaube ich, daſs derselbe weiter verfolgt zu werden verdient. Der Käsestoff und der Milchzucker sind blos der Milch eigen. Aber das Fett ist ein allgemei- nerer l) Fourcroy ebendas. p. 146.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/596
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/596>, abgerufen am 20.05.2024.