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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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dafür desto stärker an den Wurzeln hervor bey
Pflanzen, die auf einem nassen Boden stehen.
Der gemeine Quendel (Thymus serpyllum L.) hat
auf feuchtem Grunde ganz glatte, auf dürrem
Boden behaarte Blumenköpfe. Beständig rauh
ist Myosotis arvensis, immer glatt aber Myosotis
palustris. Auf den Alpen, wo die Luft immer
feucht ist, sind die meisten Pflanzen behaart;
die Sumpf- und Wasserpflanzen hingegen haben
immer glatte Stengel und Blätter. Die untere
Blattfläche, die nach Bonnet's Versuchen ge-
wöhnlich am stärksten einsaugt, und nach
Knight's Erfahrungen auch am meisten aus-
dünstet, ist bey den mehrsten Pflanzen zugleich
die am stärksten behaarte e).

Aus diesen Erfahrungen folgt, dass, so wie
die Spaltöffnungen zum Ein- und Aus-
hauchen der Luft, so die Oberhaut über-
haupt, besonders aber die als Haare
sich zeigenden Fortsätze derselben, zum
Einsaugen und Ausdünsten der atmos-
phärischen Wasserdünste dienen
. Inso-
fern die Wasserdünste immer Luft enthalten, wird
durch die Haare auch Luft mit eingesogen. Es

lässt
e) Schrank's Baiersche Reise. S. 15. -- Du Hamel
Physique des arbres. T. I. p. 183. -- Vergl. Biol.
Bd. 2. S. 493, 494., wo aber auf der letztern Seite in
der 3ten Zeile statt nassen Boden zu lesen ist:
trocknen Boden.

dafür desto stärker an den Wurzeln hervor bey
Pflanzen, die auf einem nassen Boden stehen.
Der gemeine Quendel (Thymus serpyllum L.) hat
auf feuchtem Grunde ganz glatte, auf dürrem
Boden behaarte Blumenköpfe. Beständig rauh
ist Myosotis arvensis, immer glatt aber Myosotis
palustris. Auf den Alpen, wo die Luft immer
feucht ist, sind die meisten Pflanzen behaart;
die Sumpf- und Wasserpflanzen hingegen haben
immer glatte Stengel und Blätter. Die untere
Blattfläche, die nach Bonnet’s Versuchen ge-
wöhnlich am stärksten einsaugt, und nach
Knight’s Erfahrungen auch am meisten aus-
dünstet, ist bey den mehrsten Pflanzen zugleich
die am stärksten behaarte e).

Aus diesen Erfahrungen folgt, daſs, so wie
die Spaltöffnungen zum Ein- und Aus-
hauchen der Luft, so die Oberhaut über-
haupt, besonders aber die als Haare
sich zeigenden Fortsätze derselben, zum
Einsaugen und Ausdünsten der atmos-
phärischen Wasserdünste dienen
. Inso-
fern die Wasserdünste immer Luft enthalten, wird
durch die Haare auch Luft mit eingesogen. Es

läſst
e) Schrank’s Baiersche Reise. S. 15. — Du Hamel
Physique des arbres. T. I. p. 183. — Vergl. Biol.
Bd. 2. S. 493, 494., wo aber auf der letztern Seite in
der 3ten Zeile statt nassen Boden zu lesen ist:
trocknen Boden.
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[45/0061] dafür desto stärker an den Wurzeln hervor bey Pflanzen, die auf einem nassen Boden stehen. Der gemeine Quendel (Thymus serpyllum L.) hat auf feuchtem Grunde ganz glatte, auf dürrem Boden behaarte Blumenköpfe. Beständig rauh ist Myosotis arvensis, immer glatt aber Myosotis palustris. Auf den Alpen, wo die Luft immer feucht ist, sind die meisten Pflanzen behaart; die Sumpf- und Wasserpflanzen hingegen haben immer glatte Stengel und Blätter. Die untere Blattfläche, die nach Bonnet’s Versuchen ge- wöhnlich am stärksten einsaugt, und nach Knight’s Erfahrungen auch am meisten aus- dünstet, ist bey den mehrsten Pflanzen zugleich die am stärksten behaarte e). Aus diesen Erfahrungen folgt, daſs, so wie die Spaltöffnungen zum Ein- und Aus- hauchen der Luft, so die Oberhaut über- haupt, besonders aber die als Haare sich zeigenden Fortsätze derselben, zum Einsaugen und Ausdünsten der atmos- phärischen Wasserdünste dienen. Inso- fern die Wasserdünste immer Luft enthalten, wird durch die Haare auch Luft mit eingesogen. Es läſst e) Schrank’s Baiersche Reise. S. 15. — Du Hamel Physique des arbres. T. I. p. 183. — Vergl. Biol. Bd. 2. S. 493, 494., wo aber auf der letztern Seite in der 3ten Zeile statt nassen Boden zu lesen ist: trocknen Boden.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/61>, abgerufen am 22.11.2024.