Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

die Rochen und Hayen keine Blase, indem andere
dieselbe besitzen. Ist vielleicht Townson's i) Be-
hauptung, dass bey den Anphibien die Blase mit
den Nieren nicht in Verbindung steht, und nicht
zur Ausleerung des Urins, sondern gleich dem
vierten Magen des Canals zur Aufbewahrung des
Wassers auf Zeiten des Mangels dient, gegrün-
det? Townson führt als Gründe für diese Mei-
nung an, dass jene Thiere, die, wie das starke
Absorbtionsvermögen ihrer Haut beweist k), einer
grossen Menge Flüssigkeit bedürfen, einen solchen
Wasserbehälter nöthig haben; dass die Harngänge
sich bey ihnen nicht, wie Rösel angiebt, in die
Blase öffnen; dass die in der letztern befindliche
Flüssigkeit so klar und geschmacklos wie destil-
lirtes Wasser ist, und dass bey zwey Individuen
der Testudo orbicularis, die in gefärbtem Wasser
gesessen hatten, eben diese farbige Flüssigkeit aus
der Blase, worin ein Catheter gebracht war, her-
vordrang. Zu diesen Gründen kömmt noch, dass
auch von Schreibers bey mehrern Fröschen und
Eidechsen die Blase in keiner unmittelbaren Ver-
bindung mit den Nieren fand l); dass sich die
Harnleiter auch bey dem Schnabelthier und der

Echid-
i) Observ. physiol. do amphibiis. P. 2. p. 21.
k) M. vergl. §. 3. dieses Kap.
l) Gilbert's Annalen der Physik. Neue Folge. B. 13.
S. 85 ff.
P p 4

die Rochen und Hayen keine Blase, indem andere
dieselbe besitzen. Ist vielleicht Townson’s i) Be-
hauptung, daſs bey den Anphibien die Blase mit
den Nieren nicht in Verbindung steht, und nicht
zur Ausleerung des Urins, sondern gleich dem
vierten Magen des Canals zur Aufbewahrung des
Wassers auf Zeiten des Mangels dient, gegrün-
det? Townson führt als Gründe für diese Mei-
nung an, daſs jene Thiere, die, wie das starke
Absorbtionsvermögen ihrer Haut beweist k), einer
groſsen Menge Flüssigkeit bedürfen, einen solchen
Wasserbehälter nöthig haben; daſs die Harngänge
sich bey ihnen nicht, wie Rösel angiebt, in die
Blase öffnen; daſs die in der letztern befindliche
Flüssigkeit so klar und geschmacklos wie destil-
lirtes Wasser ist, und daſs bey zwey Individuen
der Testudo orbicularis, die in gefärbtem Wasser
gesessen hatten, eben diese farbige Flüssigkeit aus
der Blase, worin ein Catheter gebracht war, her-
vordrang. Zu diesen Gründen kömmt noch, daſs
auch von Schreibers bey mehrern Fröschen und
Eidechsen die Blase in keiner unmittelbaren Ver-
bindung mit den Nieren fand l); daſs sich die
Harnleiter auch bey dem Schnabelthier und der

Echid-
i) Observ. physiol. do amphibiis. P. 2. p. 21.
k) M. vergl. §. 3. dieses Kap.
l) Gilbert’s Annalen der Physik. Neue Folge. B. 13.
S. 85 ff.
P p 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0615" n="599"/>
die Rochen und Hayen keine Blase, indem andere<lb/>
dieselbe besitzen. Ist vielleicht <hi rendition="#k">Townson</hi>&#x2019;s <note place="foot" n="i)">Observ. physiol. do amphibiis. P. 2. p. 21.</note> Be-<lb/>
hauptung, da&#x017F;s bey den Anphibien die Blase mit<lb/>
den Nieren nicht in Verbindung steht, und nicht<lb/>
zur Ausleerung des Urins, sondern gleich dem<lb/>
vierten Magen des Canals zur Aufbewahrung des<lb/>
Wassers auf Zeiten des Mangels dient, gegrün-<lb/>
det? <hi rendition="#k">Townson</hi> führt als Gründe für diese Mei-<lb/>
nung an, da&#x017F;s jene Thiere, die, wie das starke<lb/>
Absorbtionsvermögen ihrer Haut beweist <note place="foot" n="k)">M. vergl. §. 3. dieses Kap.</note>, einer<lb/>
gro&#x017F;sen Menge Flüssigkeit bedürfen, einen solchen<lb/>
Wasserbehälter nöthig haben; da&#x017F;s die Harngänge<lb/>
sich bey ihnen nicht, wie <hi rendition="#k">Rösel</hi> angiebt, in die<lb/>
Blase öffnen; da&#x017F;s die in der letztern befindliche<lb/>
Flüssigkeit so klar und geschmacklos wie destil-<lb/>
lirtes Wasser ist, und da&#x017F;s bey zwey Individuen<lb/>
der Testudo orbicularis, die in gefärbtem Wasser<lb/>
gesessen hatten, eben diese farbige Flüssigkeit aus<lb/>
der Blase, worin ein Catheter gebracht war, her-<lb/>
vordrang. Zu diesen Gründen kömmt noch, da&#x017F;s<lb/>
auch <hi rendition="#k">von Schreibers</hi> bey mehrern Fröschen und<lb/>
Eidechsen die Blase in keiner unmittelbaren Ver-<lb/>
bindung mit den Nieren fand <note place="foot" n="l)"><hi rendition="#k">Gilbert</hi>&#x2019;s Annalen der Physik. Neue Folge. B. 13.<lb/>
S. 85 ff.</note>; da&#x017F;s sich die<lb/>
Harnleiter auch bey dem Schnabelthier und der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Echid-</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P p 4</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[599/0615] die Rochen und Hayen keine Blase, indem andere dieselbe besitzen. Ist vielleicht Townson’s i) Be- hauptung, daſs bey den Anphibien die Blase mit den Nieren nicht in Verbindung steht, und nicht zur Ausleerung des Urins, sondern gleich dem vierten Magen des Canals zur Aufbewahrung des Wassers auf Zeiten des Mangels dient, gegrün- det? Townson führt als Gründe für diese Mei- nung an, daſs jene Thiere, die, wie das starke Absorbtionsvermögen ihrer Haut beweist k), einer groſsen Menge Flüssigkeit bedürfen, einen solchen Wasserbehälter nöthig haben; daſs die Harngänge sich bey ihnen nicht, wie Rösel angiebt, in die Blase öffnen; daſs die in der letztern befindliche Flüssigkeit so klar und geschmacklos wie destil- lirtes Wasser ist, und daſs bey zwey Individuen der Testudo orbicularis, die in gefärbtem Wasser gesessen hatten, eben diese farbige Flüssigkeit aus der Blase, worin ein Catheter gebracht war, her- vordrang. Zu diesen Gründen kömmt noch, daſs auch von Schreibers bey mehrern Fröschen und Eidechsen die Blase in keiner unmittelbaren Ver- bindung mit den Nieren fand l); daſs sich die Harnleiter auch bey dem Schnabelthier und der Echid- i) Observ. physiol. do amphibiis. P. 2. p. 21. k) M. vergl. §. 3. dieses Kap. l) Gilbert’s Annalen der Physik. Neue Folge. B. 13. S. 85 ff. P p 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/615
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/615>, abgerufen am 22.11.2024.