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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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nen Erregbarkeit und erregenden Potenzen. Daher
hat alles individuelle Leben in Erregungen sein
Bestehen, obgleich die Urquelle des Lebens un-
abhängig von äussern Antrieben fliesst.

Was sich also aus chemischen Grundsätzen an-
geben lässt, sind die Elemente, woraus ein leben-
der Körper zusammengesetzt ist. Vielleicht ist es
selbst möglich, durch chemische Processe eine
thierische oder vegetabilische Flüssigkeit aus ihren
Elementen zu bilden. Aber diese Processe werden
immer von denen verschieden seyn, wodurch
eine solche Flüssigkeit im lebenden Körper hervor-
gebracht wird.

Mag man daher alle Spuren von Elektricität,
Magnetismus und allen sonstigen physischen Kräf-
ten in den lebenden Körpern aufsuchen, und so
weit wie möglich verfolgen! Das Resultat dieser
Nachforschungen wird immer nur seyn, dass jene
Agentien im thierischen und vegetabilischen Orga-
nismus sowohl als ausserhalb demselben wirk-
sam sind; aber nie wird dadurch das eigentliche
Geheimniss des Lebens enthüllet werden. Was
wir zu bestimmen vermögen, sind nur die Ge-
setze des Bildungstriebs, und diese werden wir
jetzt, in so fern sie sich auf die Ernährung bezie-
hen, aufzustellen versuchen, Wir werden uns
dabey kurz fassen können, da die Belege zu den

folgen-
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nen Erregbarkeit und erregenden Potenzen. Daher
hat alles individuelle Leben in Erregungen sein
Bestehen, obgleich die Urquelle des Lebens un-
abhängig von äussern Antrieben flieſst.

Was sich also aus chemischen Grundsätzen an-
geben läſst, sind die Elemente, woraus ein leben-
der Körper zusammengesetzt ist. Vielleicht ist es
selbst möglich, durch chemische Processe eine
thierische oder vegetabilische Flüssigkeit aus ihren
Elementen zu bilden. Aber diese Processe werden
immer von denen verschieden seyn, wodurch
eine solche Flüssigkeit im lebenden Körper hervor-
gebracht wird.

Mag man daher alle Spuren von Elektricität,
Magnetismus und allen sonstigen physischen Kräf-
ten in den lebenden Körpern aufsuchen, und so
weit wie möglich verfolgen! Das Resultat dieser
Nachforschungen wird immer nur seyn, daſs jene
Agentien im thierischen und vegetabilischen Orga-
nismus sowohl als ausserhalb demselben wirk-
sam sind; aber nie wird dadurch das eigentliche
Geheimniſs des Lebens enthüllet werden. Was
wir zu bestimmen vermögen, sind nur die Ge-
setze des Bildungstriebs, und diese werden wir
jetzt, in so fern sie sich auf die Ernährung bezie-
hen, aufzustellen versuchen, Wir werden uns
dabey kurz fassen können, da die Belege zu den

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[631/0647] nen Erregbarkeit und erregenden Potenzen. Daher hat alles individuelle Leben in Erregungen sein Bestehen, obgleich die Urquelle des Lebens un- abhängig von äussern Antrieben flieſst. Was sich also aus chemischen Grundsätzen an- geben läſst, sind die Elemente, woraus ein leben- der Körper zusammengesetzt ist. Vielleicht ist es selbst möglich, durch chemische Processe eine thierische oder vegetabilische Flüssigkeit aus ihren Elementen zu bilden. Aber diese Processe werden immer von denen verschieden seyn, wodurch eine solche Flüssigkeit im lebenden Körper hervor- gebracht wird. Mag man daher alle Spuren von Elektricität, Magnetismus und allen sonstigen physischen Kräf- ten in den lebenden Körpern aufsuchen, und so weit wie möglich verfolgen! Das Resultat dieser Nachforschungen wird immer nur seyn, daſs jene Agentien im thierischen und vegetabilischen Orga- nismus sowohl als ausserhalb demselben wirk- sam sind; aber nie wird dadurch das eigentliche Geheimniſs des Lebens enthüllet werden. Was wir zu bestimmen vermögen, sind nur die Ge- setze des Bildungstriebs, und diese werden wir jetzt, in so fern sie sich auf die Ernährung bezie- hen, aufzustellen versuchen, Wir werden uns dabey kurz fassen können, da die Belege zu den folgen- R r 4

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/647>, abgerufen am 22.11.2024.