fruticosa) hatte das künstliche Licht keinen Ein- fluss. Bey andern wurden dadurch in dem Oeff- nen und Schliessen der Blumen merkliche Verän- derungen hervorgebracht, die aber von verschie- dener Art waren. Die regelmässigsten und bestän- digsten Erscheinungen zeigten die zur Nachtzeit blühenden Pflanzen. Diese öffneten sich früher am Abend und schlossen sich später am Morgen wie sonst, wenn sie sowohl einer fortdauernden Dunkelheit, als einem anhaltenden Licht ausge- setzt wurden. Als Decandolle drey Tage lang von acht Uhr Abends bis sechs Uhr Morgens die Lampen brennen liess, kamen diese Pflanzen am zweyten Tage dahin, dass sie sich am Morgen öffneten und am Abend schlossen, also Nacht aus Tag und umgekehrt machten. Das Ornithogalum umbellatum öffnete und schloss seine Blumen, je nachdem es dem Sonnenlicht oder der Finsterniss ausgesetzt wurde. Beym Convolvulus purpureus wurde die Zeit des Blühens durch das Lampen- licht verlängert. Die Anthemis maritima, die ihre Blumen zur Nachtzeit geöffnet hält, liess sie auch beym Lampenlicht beständig offen. Eben so ver- schieden war der Einfluss des künstlichen Lichts auf die täglichen Bewegungen der Blätter. Auf das Oeffnen und Schliessen der Blätter von Oxalis stricta und Oxalis incarnata hatte weder dieses, noch eine dunkele Wärme irgend eine Wirkung. Die Mimosa leucocephala öffnete und schloss sich
sowohl
fruticosa) hatte das künstliche Licht keinen Ein- fluſs. Bey andern wurden dadurch in dem Oeff- nen und Schlieſsen der Blumen merkliche Verän- derungen hervorgebracht, die aber von verschie- dener Art waren. Die regelmäſsigsten und bestän- digsten Erscheinungen zeigten die zur Nachtzeit blühenden Pflanzen. Diese öffneten sich früher am Abend und schlossen sich später am Morgen wie sonst, wenn sie sowohl einer fortdauernden Dunkelheit, als einem anhaltenden Licht ausge- setzt wurden. Als Decandolle drey Tage lang von acht Uhr Abends bis sechs Uhr Morgens die Lampen brennen lieſs, kamen diese Pflanzen am zweyten Tage dahin, daſs sie sich am Morgen öffneten und am Abend schlossen, also Nacht aus Tag und umgekehrt machten. Das Ornithogalum umbellatum öffnete und schloſs seine Blumen, je nachdem es dem Sonnenlicht oder der Finsterniſs ausgesetzt wurde. Beym Convolvulus purpureus wurde die Zeit des Blühens durch das Lampen- licht verlängert. Die Anthemis maritima, die ihre Blumen zur Nachtzeit geöffnet hält, lieſs sie auch beym Lampenlicht beständig offen. Eben so ver- schieden war der Einfluſs des künstlichen Lichts auf die täglichen Bewegungen der Blätter. Auf das Oeffnen und Schlieſsen der Blätter von Oxalis stricta und Oxalis incarnata hatte weder dieses, noch eine dunkele Wärme irgend eine Wirkung. Die Mimosa leucocephala öffnete und schloſs sich
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fruticosa) hatte das künstliche Licht keinen Ein-
fluſs. Bey andern wurden dadurch in dem Oeff-
nen und Schlieſsen der Blumen merkliche Verän-
derungen hervorgebracht, die aber von verschie-
dener Art waren. Die regelmäſsigsten und bestän-
digsten Erscheinungen zeigten die zur Nachtzeit
blühenden Pflanzen. Diese öffneten sich früher
am Abend und schlossen sich später am Morgen
wie sonst, wenn sie sowohl einer fortdauernden
Dunkelheit, als einem anhaltenden Licht ausge-
setzt wurden. Als Decandolle drey Tage lang
von acht Uhr Abends bis sechs Uhr Morgens die
Lampen brennen lieſs, kamen diese Pflanzen am
zweyten Tage dahin, daſs sie sich am Morgen
öffneten und am Abend schlossen, also Nacht aus
Tag und umgekehrt machten. Das Ornithogalum
umbellatum öffnete und schloſs seine Blumen, je
nachdem es dem Sonnenlicht oder der Finsterniſs
ausgesetzt wurde. Beym Convolvulus purpureus
wurde die Zeit des Blühens durch das Lampen-
licht verlängert. Die Anthemis maritima, die ihre
Blumen zur Nachtzeit geöffnet hält, lieſs sie auch
beym Lampenlicht beständig offen. Eben so ver-
schieden war der Einfluſs des künstlichen Lichts
auf die täglichen Bewegungen der Blätter. Auf
das Oeffnen und Schlieſsen der Blätter von Oxalis
stricta und Oxalis incarnata hatte weder dieses,
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Die Mimosa leucocephala öffnete und schloſs sich
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/208>, abgerufen am 21.11.2024.
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