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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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cylindrisches Loch von 9 Zoll Tiefe in den Stamm
eines Baums von 18 Zoll Durchmesser 8 Fuss
hoch über der Erde, und ein ähnliches in ein
Stück von einem geschlagenen Baumstamm, wel-
ches noch mit der Rinde bekleidet, von einerley
Durchmesser mit jenem Baum und an der Luft
ausgetrocknet war. Er steckte in beyde Canäle
zwey correspondirende Weingeistthermometer, und
hing ein drittes ähnliches Werkzeug an der Nord-
seite einer Mauer auf. Aus einer Vergleichung
des Gangs der drey Wärmemesser ergaben sich
folgende Resultate. Das Thermometer, welches
in dem abgehauenen Baumstamm angebracht war,
zeigte keine merkliche Abweichung von dem,
welches in der freyen Luft hing. Das in dem
lebenden Baum befindliche Thermometer hinge-
gen stand immer höher als dieses, so lange die
Temperatur der Luft unter 14° (vermuthlich des
100 gradigen, Celsius'schen Thermometers) war.
Stieg aber die letztere über 14°, so blieb die
Wärme des Baums unter der Wärme der freyen
Luft. Während in dem Verlauf eines Monats
die Temperatur der Atmosphäre zwischen 2° und
26° schwankte, blieb die Wärme des Baums im-
mer über 9° und unter 19°. Diese veränderte
sich auch nur sehr langsam und um wenige Gra-
de, und hielt sich oft mehrere Tage zu allen
Stunden auf demselben Punkt, während jene bin-
nen 6 Stunden zuweilen um 10° wechselte. Am

mei-
A 5

cylindrisches Loch von 9 Zoll Tiefe in den Stamm
eines Baums von 18 Zoll Durchmesser 8 Fuſs
hoch über der Erde, und ein ähnliches in ein
Stück von einem geschlagenen Baumstamm, wel-
ches noch mit der Rinde bekleidet, von einerley
Durchmesser mit jenem Baum und an der Luft
ausgetrocknet war. Er steckte in beyde Canäle
zwey correspondirende Weingeistthermometer, und
hing ein drittes ähnliches Werkzeug an der Nord-
seite einer Mauer auf. Aus einer Vergleichung
des Gangs der drey Wärmemesser ergaben sich
folgende Resultate. Das Thermometer, welches
in dem abgehauenen Baumstamm angebracht war,
zeigte keine merkliche Abweichung von dem,
welches in der freyen Luft hing. Das in dem
lebenden Baum befindliche Thermometer hinge-
gen stand immer höher als dieses, so lange die
Temperatur der Luft unter 14° (vermuthlich des
100 gradigen, Celsius’schen Thermometers) war.
Stieg aber die letztere über 14°, so blieb die
Wärme des Baums unter der Wärme der freyen
Luft. Während in dem Verlauf eines Monats
die Temperatur der Atmosphäre zwischen 2° und
26° schwankte, blieb die Wärme des Baums im-
mer über 9° und unter 19°. Diese veränderte
sich auch nur sehr langsam und um wenige Gra-
de, und hielt sich oft mehrere Tage zu allen
Stunden auf demselben Punkt, während jene bin-
nen 6 Stunden zuweilen um 10° wechselte. Am

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[9/0021] cylindrisches Loch von 9 Zoll Tiefe in den Stamm eines Baums von 18 Zoll Durchmesser 8 Fuſs hoch über der Erde, und ein ähnliches in ein Stück von einem geschlagenen Baumstamm, wel- ches noch mit der Rinde bekleidet, von einerley Durchmesser mit jenem Baum und an der Luft ausgetrocknet war. Er steckte in beyde Canäle zwey correspondirende Weingeistthermometer, und hing ein drittes ähnliches Werkzeug an der Nord- seite einer Mauer auf. Aus einer Vergleichung des Gangs der drey Wärmemesser ergaben sich folgende Resultate. Das Thermometer, welches in dem abgehauenen Baumstamm angebracht war, zeigte keine merkliche Abweichung von dem, welches in der freyen Luft hing. Das in dem lebenden Baum befindliche Thermometer hinge- gen stand immer höher als dieses, so lange die Temperatur der Luft unter 14° (vermuthlich des 100 gradigen, Celsius’schen Thermometers) war. Stieg aber die letztere über 14°, so blieb die Wärme des Baums unter der Wärme der freyen Luft. Während in dem Verlauf eines Monats die Temperatur der Atmosphäre zwischen 2° und 26° schwankte, blieb die Wärme des Baums im- mer über 9° und unter 19°. Diese veränderte sich auch nur sehr langsam und um wenige Gra- de, und hielt sich oft mehrere Tage zu allen Stunden auf demselben Punkt, während jene bin- nen 6 Stunden zuweilen um 10° wechselte. Am mei- A 5

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/21>, abgerufen am 21.11.2024.