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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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gen der Gewächse. Aber der Einfluss derselben
ist ebenfalls nicht allgemein. Adanson i) bemerk-
te, dass die Hitze eines glühenden Eisens eben
so wie die Sonnenwärme eine Erhebung der Blät-
ter bey den Pflanzen hervorbringt; dass die schla-
fenden Gewächse ihre Blätter auch senken, wenn
man sie einem künstlichen Thau aussetzt, und
dass bey einer feuchten Hitze die Blättchen der
gefiederten Blätter sich in einerley Fläche mit ih-
rem gemeinschaftlichen Stiel, also in dem mitt-
lern Zustand zwischen Erhebung und Senkung,
befinden. Auch Linne k) beobachtete, dass bey
manchen Pflanzen, z. B. bey Euphorbia Lathyris,
Ocymum fruticosum, Asclepias curassavica, Sola-
num bahamense, die Kälte im Herbst eine ähn-
liche Veränderung in der Stellung der Blätter,
wie bey andern der nächtliche Schlaf, hervorbringt.
Ich fand ebenfalls in dem kalten und nassen Som-
mer des Jahrs 1805 mehrere Pflanzen des Abends
schlafend, woran ich sonst nie eine auffallende
Veränderung in der Stellung der Blätter gegen
Abend bemerkt hatte. Linne erinnerte aber auch
schon l), dass der Pflanzenschlaf eben so wenig
blos von der Veränderung der Temperatur als von
der Dunkelheit herrühren könne, weil die schla-
fenden Pflanzen auch in einem Treibhause, wo

im-
i) Familles des plantes. T. I. p. 55.
k) Amoen. acad. T. IV. p. 338.
l) Ebendas. p. 339.

gen der Gewächse. Aber der Einfluſs derselben
ist ebenfalls nicht allgemein. Adanson i) bemerk-
te, daſs die Hitze eines glühenden Eisens eben
so wie die Sonnenwärme eine Erhebung der Blät-
ter bey den Pflanzen hervorbringt; daſs die schla-
fenden Gewächse ihre Blätter auch senken, wenn
man sie einem künstlichen Thau aussetzt, und
daſs bey einer feuchten Hitze die Blättchen der
gefiederten Blätter sich in einerley Fläche mit ih-
rem gemeinschaftlichen Stiel, also in dem mitt-
lern Zustand zwischen Erhebung und Senkung,
befinden. Auch Linné k) beobachtete, daſs bey
manchen Pflanzen, z. B. bey Euphorbia Lathyris,
Ocymum fruticosum, Asclepias curassavica, Sola-
num bahamense, die Kälte im Herbst eine ähn-
liche Veränderung in der Stellung der Blätter,
wie bey andern der nächtliche Schlaf, hervorbringt.
Ich fand ebenfalls in dem kalten und nassen Som-
mer des Jahrs 1805 mehrere Pflanzen des Abends
schlafend, woran ich sonst nie eine auffallende
Veränderung in der Stellung der Blätter gegen
Abend bemerkt hatte. Linné erinnerte aber auch
schon l), daſs der Pflanzenschlaf eben so wenig
blos von der Veränderung der Temperatur als von
der Dunkelheit herrühren könne, weil die schla-
fenden Pflanzen auch in einem Treibhause, wo

im-
i) Familles des plantes. T. I. p. 55.
k) Amoen. acad. T. IV. p. 338.
l) Ebendas. p. 339.
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[198/0210] gen der Gewächse. Aber der Einfluſs derselben ist ebenfalls nicht allgemein. Adanson i) bemerk- te, daſs die Hitze eines glühenden Eisens eben so wie die Sonnenwärme eine Erhebung der Blät- ter bey den Pflanzen hervorbringt; daſs die schla- fenden Gewächse ihre Blätter auch senken, wenn man sie einem künstlichen Thau aussetzt, und daſs bey einer feuchten Hitze die Blättchen der gefiederten Blätter sich in einerley Fläche mit ih- rem gemeinschaftlichen Stiel, also in dem mitt- lern Zustand zwischen Erhebung und Senkung, befinden. Auch Linné k) beobachtete, daſs bey manchen Pflanzen, z. B. bey Euphorbia Lathyris, Ocymum fruticosum, Asclepias curassavica, Sola- num bahamense, die Kälte im Herbst eine ähn- liche Veränderung in der Stellung der Blätter, wie bey andern der nächtliche Schlaf, hervorbringt. Ich fand ebenfalls in dem kalten und nassen Som- mer des Jahrs 1805 mehrere Pflanzen des Abends schlafend, woran ich sonst nie eine auffallende Veränderung in der Stellung der Blätter gegen Abend bemerkt hatte. Linné erinnerte aber auch schon l), daſs der Pflanzenschlaf eben so wenig blos von der Veränderung der Temperatur als von der Dunkelheit herrühren könne, weil die schla- fenden Pflanzen auch in einem Treibhause, wo im- i) Familles des plantes. T. I. p. 55. k) Amoen. acad. T. IV. p. 338. l) Ebendas. p. 339.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/210>, abgerufen am 16.05.2024.