Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

Bild:
<< vorherige Seite

Zusammenziehen und Zittern nach mechanischen
Reitzungen wahrgenommen zu haben.

Diese Erscheinungen wurden weiter von
Smith a) untersucht, der sie aber mit Haller
blos für Wirkungen der Elasticität erklärte. Die
Staubfäden der Parietarien werden, seiner Mei-
nung nach, durch die Kelchblätter in einer so ge-
krümmten Lage erhalten, dass sobald der Kelch
sich entfaltet, oder gewaltsam geöffnet wird, die
elastischen Staubfäden aufspringen und ihren Saa-
menstaub aufwerfen. Etwas Aehnliches bemerkte
er an den Blumen der Medicago falcata.

Nasse b) schloss dagegen wieder aus Versu-
chen, die er mit der Parietaria officinalis und Ur-
tica dioica angestellt hatte, dass es bey diesen Pflan-
zen eine lebendige Thätigkeit und nicht blosse
Schnellkraft ist, was die Bewegung ihrer Staub-
fäden, wodurch der Saamenstaub ausgeworfen
wird, hervorbringt. Diese Bewegung erfolgte an-
fangs immer häufiger in einer eingeschlossenen
Luft, die eine Temperatur von 100° bis 180° R.
hatte, als in der freyen Luft bey einer Wärme
von 62° bis 63°. Bey längerer Dauer einer stär-
kern Hitze gingen aber die Staubfäden, die ihren
Staub nicht ausgeworfen hatten, in einen Zustand

von
a) Philos. Transact. Y. 1788. p. 158.
b) Reil's u. Autenrieth's Archiv f. d. Physiol. B. 12.
S. 258.

Zusammenziehen und Zittern nach mechanischen
Reitzungen wahrgenommen zu haben.

Diese Erscheinungen wurden weiter von
Smith a) untersucht, der sie aber mit Haller
blos für Wirkungen der Elasticität erklärte. Die
Staubfäden der Parietarien werden, seiner Mei-
nung nach, durch die Kelchblätter in einer so ge-
krümmten Lage erhalten, daſs sobald der Kelch
sich entfaltet, oder gewaltsam geöffnet wird, die
elastischen Staubfäden aufspringen und ihren Saa-
menstaub aufwerfen. Etwas Aehnliches bemerkte
er an den Blumen der Medicago falcata.

Nasse b) schloſs dagegen wieder aus Versu-
chen, die er mit der Parietaria officinalis und Ur-
tica dioica angestellt hatte, daſs es bey diesen Pflan-
zen eine lebendige Thätigkeit und nicht bloſse
Schnellkraft ist, was die Bewegung ihrer Staub-
fäden, wodurch der Saamenstaub ausgeworfen
wird, hervorbringt. Diese Bewegung erfolgte an-
fangs immer häufiger in einer eingeschlossenen
Luft, die eine Temperatur von 100° bis 180° R.
hatte, als in der freyen Luft bey einer Wärme
von 62° bis 63°. Bey längerer Dauer einer stär-
kern Hitze gingen aber die Staubfäden, die ihren
Staub nicht ausgeworfen hatten, in einen Zustand

von
a) Philos. Transact. Y. 1788. p. 158.
b) Reil’s u. Autenrieth’s Archiv f. d. Physiol. B. 12.
S. 258.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0226" n="214"/>
Zusammenziehen und Zittern nach mechanischen<lb/>
Reitzungen wahrgenommen zu haben.</p><lb/>
                <p>Diese Erscheinungen wurden weiter von<lb/><hi rendition="#k">Smith</hi> <note place="foot" n="a)">Philos. Transact. Y. 1788. p. 158.</note> untersucht, der sie aber mit <hi rendition="#k">Haller</hi><lb/>
blos für Wirkungen der Elasticität erklärte. Die<lb/>
Staubfäden der Parietarien werden, seiner Mei-<lb/>
nung nach, durch die Kelchblätter in einer so ge-<lb/>
krümmten Lage erhalten, da&#x017F;s sobald der Kelch<lb/>
sich entfaltet, oder gewaltsam geöffnet wird, die<lb/>
elastischen Staubfäden aufspringen und ihren Saa-<lb/>
menstaub aufwerfen. Etwas Aehnliches bemerkte<lb/>
er an den Blumen der Medicago falcata.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#k">Nasse</hi><note place="foot" n="b)"><hi rendition="#k">Reil</hi>&#x2019;s u. <hi rendition="#k">Autenrieth</hi>&#x2019;s Archiv f. d. Physiol. B. 12.<lb/>
S. 258.</note> schlo&#x017F;s dagegen wieder aus Versu-<lb/>
chen, die er mit der Parietaria officinalis und Ur-<lb/>
tica dioica angestellt hatte, da&#x017F;s es bey diesen Pflan-<lb/>
zen eine lebendige Thätigkeit und nicht blo&#x017F;se<lb/>
Schnellkraft ist, was die Bewegung ihrer Staub-<lb/>
fäden, wodurch der Saamenstaub ausgeworfen<lb/>
wird, hervorbringt. Diese Bewegung erfolgte an-<lb/>
fangs immer häufiger in einer eingeschlossenen<lb/>
Luft, die eine Temperatur von 100° bis 180° R.<lb/>
hatte, als in der freyen Luft bey einer Wärme<lb/>
von 62° bis 63°. Bey längerer Dauer einer stär-<lb/>
kern Hitze gingen aber die Staubfäden, die ihren<lb/>
Staub nicht ausgeworfen hatten, in einen Zustand<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0226] Zusammenziehen und Zittern nach mechanischen Reitzungen wahrgenommen zu haben. Diese Erscheinungen wurden weiter von Smith a) untersucht, der sie aber mit Haller blos für Wirkungen der Elasticität erklärte. Die Staubfäden der Parietarien werden, seiner Mei- nung nach, durch die Kelchblätter in einer so ge- krümmten Lage erhalten, daſs sobald der Kelch sich entfaltet, oder gewaltsam geöffnet wird, die elastischen Staubfäden aufspringen und ihren Saa- menstaub aufwerfen. Etwas Aehnliches bemerkte er an den Blumen der Medicago falcata. Nasse b) schloſs dagegen wieder aus Versu- chen, die er mit der Parietaria officinalis und Ur- tica dioica angestellt hatte, daſs es bey diesen Pflan- zen eine lebendige Thätigkeit und nicht bloſse Schnellkraft ist, was die Bewegung ihrer Staub- fäden, wodurch der Saamenstaub ausgeworfen wird, hervorbringt. Diese Bewegung erfolgte an- fangs immer häufiger in einer eingeschlossenen Luft, die eine Temperatur von 100° bis 180° R. hatte, als in der freyen Luft bey einer Wärme von 62° bis 63°. Bey längerer Dauer einer stär- kern Hitze gingen aber die Staubfäden, die ihren Staub nicht ausgeworfen hatten, in einen Zustand von a) Philos. Transact. Y. 1788. p. 158. b) Reil’s u. Autenrieth’s Archiv f. d. Physiol. B. 12. S. 258.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/226
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/226>, abgerufen am 16.05.2024.