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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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Bewegungen sind Expansionen und Contraktionen.
In der höchsten Expansion, worin alle Theile von
einander entfernt sind, befindet sich die Pflanze
an heissen Sommertagen des Vormittags beym vol-
len Sonnenlicht; in der völligen Contraktion, worin
die Blättchen dachziegelförmig über dem gemein-
schaftlichen Stiel liegen und die Blätter an einan-
der gedrängt sind, um Mitternacht.

Diesen Wechsel von Expansion und Contrak-
tion hat die Pflanze mit andern schlafenden Ge-
wächsen gemein. Sie geräth aber auch in den Zu-
stand der Zusammenziehung durch mechanische
Reitze; durch Verwundungen; durch den Einfluss
der Elektricität und der Voltaischen Säule; durch
den plötzlichen Zutritt des vollen Sonnenlichts zu
einer im Helldunkel befindlich gewesenen Pflanze;
durch schnellen Uebergang von der Wärme sowohl
zur Hitze, als zur Kälte; durch das plötzliche
Zulassen der freyen Luft zu einer Staude, die
lange in einer eingeschlossenen Atmosphäre gestan-
den hat; durch die Berührung der Pflanze mit
mineralischen Säuren; durch den Dampf des bren-
nenden Schwefels; durch salzsaures Gas und Am-
moniakgas.

Alle diese Reitze wirken jedoch nicht auf ei-
nerley Art, und auch der Einfluss eines und des-
selben Reitzes ist verschieden nach dem verschie-
denen Zustand der Mimose.

Mecha-

Bewegungen sind Expansionen und Contraktionen.
In der höchsten Expansion, worin alle Theile von
einander entfernt sind, befindet sich die Pflanze
an heiſsen Sommertagen des Vormittags beym vol-
len Sonnenlicht; in der völligen Contraktion, worin
die Blättchen dachziegelförmig über dem gemein-
schaftlichen Stiel liegen und die Blätter an einan-
der gedrängt sind, um Mitternacht.

Diesen Wechsel von Expansion und Contrak-
tion hat die Pflanze mit andern schlafenden Ge-
wächsen gemein. Sie geräth aber auch in den Zu-
stand der Zusammenziehung durch mechanische
Reitze; durch Verwundungen; durch den Einfluſs
der Elektricität und der Voltaischen Säule; durch
den plötzlichen Zutritt des vollen Sonnenlichts zu
einer im Helldunkel befindlich gewesenen Pflanze;
durch schnellen Uebergang von der Wärme sowohl
zur Hitze, als zur Kälte; durch das plötzliche
Zulassen der freyen Luft zu einer Staude, die
lange in einer eingeschlossenen Atmosphäre gestan-
den hat; durch die Berührung der Pflanze mit
mineralischen Säuren; durch den Dampf des bren-
nenden Schwefels; durch salzsaures Gas und Am-
moniakgas.

Alle diese Reitze wirken jedoch nicht auf ei-
nerley Art, und auch der Einfluſs eines und des-
selben Reitzes ist verschieden nach dem verschie-
denen Zustand der Mimose.

Mecha-
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[222/0234] Bewegungen sind Expansionen und Contraktionen. In der höchsten Expansion, worin alle Theile von einander entfernt sind, befindet sich die Pflanze an heiſsen Sommertagen des Vormittags beym vol- len Sonnenlicht; in der völligen Contraktion, worin die Blättchen dachziegelförmig über dem gemein- schaftlichen Stiel liegen und die Blätter an einan- der gedrängt sind, um Mitternacht. Diesen Wechsel von Expansion und Contrak- tion hat die Pflanze mit andern schlafenden Ge- wächsen gemein. Sie geräth aber auch in den Zu- stand der Zusammenziehung durch mechanische Reitze; durch Verwundungen; durch den Einfluſs der Elektricität und der Voltaischen Säule; durch den plötzlichen Zutritt des vollen Sonnenlichts zu einer im Helldunkel befindlich gewesenen Pflanze; durch schnellen Uebergang von der Wärme sowohl zur Hitze, als zur Kälte; durch das plötzliche Zulassen der freyen Luft zu einer Staude, die lange in einer eingeschlossenen Atmosphäre gestan- den hat; durch die Berührung der Pflanze mit mineralischen Säuren; durch den Dampf des bren- nenden Schwefels; durch salzsaures Gas und Am- moniakgas. Alle diese Reitze wirken jedoch nicht auf ei- nerley Art, und auch der Einfluſs eines und des- selben Reitzes ist verschieden nach dem verschie- denen Zustand der Mimose. Mecha-

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/234>, abgerufen am 21.11.2024.