liche Reitzbarkeit, wie die Dionaea muscipula hat, bemerkt haben. Bey der erstern Pflanze sollen es die Blätter seyn, die sich schliessen, wenn sie von einem Insekt inwendig berührt werden, und bey der letztern die Blätter, die sich oben zusam- menlegen, wenn sie auf der obern Seite gereitzt werden. Ich zweifele an der Richtigkeit dieser Beobachtungen. In den Blumen des Apocynum an- drosaemifolium habe ich häufig Insekten klebend gefunden, die von dem giftigen Saft dieser Pflanze getödtet waren. Aber nie habe ich solche Blumen geschlossen angetroffen, und nie Zusammenziehun- gen nach mechanischen Reitzungen ihrer innern Fläche wahrgenommen. An den Blättern der Dro- sera rotundifolia habe ich ebenfalls, so wie auch Linkl), keine Spuren von Reitzbarkeit entdecken können. Man findet zwar oft Blätter dieser Pflan- ze, die sich zusammengelegt haben. Allein eine äussere Ursache dieses Zusammenfaltens habe ich nie bemerkt.
Von der Onoclea sensibilis erzählt Hedwigm), dass an einer jungen Pflanze, die von jemandem angetastet wurde, alle die berührten Schüsse bis auf den Boden abstarben. Man hat hieraus schlie- ssen wollen, dass die menschliche Berührung ei-
nen
l) Grundlehren der Anat. u. Physiol. der Pfl. S. 259.
m) In seinen Zusätzen zu Humboldt's Aphorismen aus der chemischen Physiol. der Pfl. S. 159.
liche Reitzbarkeit, wie die Dionaea muscipula hat, bemerkt haben. Bey der erstern Pflanze sollen es die Blätter seyn, die sich schlieſsen, wenn sie von einem Insekt inwendig berührt werden, und bey der letztern die Blätter, die sich oben zusam- menlegen, wenn sie auf der obern Seite gereitzt werden. Ich zweifele an der Richtigkeit dieser Beobachtungen. In den Blumen des Apocynum an- drosaemifolium habe ich häufig Insekten klebend gefunden, die von dem giftigen Saft dieser Pflanze getödtet waren. Aber nie habe ich solche Blumen geschlossen angetroffen, und nie Zusammenziehun- gen nach mechanischen Reitzungen ihrer innern Fläche wahrgenommen. An den Blättern der Dro- sera rotundifolia habe ich ebenfalls, so wie auch Linkl), keine Spuren von Reitzbarkeit entdecken können. Man findet zwar oft Blätter dieser Pflan- ze, die sich zusammengelegt haben. Allein eine äuſsere Ursache dieses Zusammenfaltens habe ich nie bemerkt.
Von der Onoclea sensibilis erzählt Hedwigm), daſs an einer jungen Pflanze, die von jemandem angetastet wurde, alle die berührten Schüsse bis auf den Boden abstarben. Man hat hieraus schlie- ſsen wollen, daſs die menschliche Berührung ei-
nen
l) Grundlehren der Anat. u. Physiol. der Pfl. S. 259.
m) In seinen Zusätzen zu Humboldt’s Aphorismen aus der chemischen Physiol. der Pfl. S. 159.
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liche Reitzbarkeit, wie die Dionaea muscipula hat,
bemerkt haben. Bey der erstern Pflanze sollen
es die Blätter seyn, die sich schlieſsen, wenn sie
von einem Insekt inwendig berührt werden, und
bey der letztern die Blätter, die sich oben zusam-
menlegen, wenn sie auf der obern Seite gereitzt
werden. Ich zweifele an der Richtigkeit dieser
Beobachtungen. In den Blumen des Apocynum an-
drosaemifolium habe ich häufig Insekten klebend
gefunden, die von dem giftigen Saft dieser Pflanze
getödtet waren. Aber nie habe ich solche Blumen
geschlossen angetroffen, und nie Zusammenziehun-
gen nach mechanischen Reitzungen ihrer innern
Fläche wahrgenommen. An den Blättern der Dro-
sera rotundifolia habe ich ebenfalls, so wie auch
Link l), keine Spuren von Reitzbarkeit entdecken
können. Man findet zwar oft Blätter dieser Pflan-
ze, die sich zusammengelegt haben. Allein eine
äuſsere Ursache dieses Zusammenfaltens habe ich
nie bemerkt.
Von der Onoclea sensibilis erzählt Hedwig m),
daſs an einer jungen Pflanze, die von jemandem
angetastet wurde, alle die berührten Schüsse bis
auf den Boden abstarben. Man hat hieraus schlie-
ſsen wollen, daſs die menschliche Berührung ei-
nen
l) Grundlehren der Anat. u. Physiol. der Pfl. S. 259.
m) In seinen Zusätzen zu Humboldt’s Aphorismen aus
der chemischen Physiol. der Pfl. S. 159.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/240>, abgerufen am 21.11.2024.
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