Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

Bild:
<< vorherige Seite

reitzbarer Pflanzen, die keine Feuchtigkeit mehr
aus dem Erdboden aufnehmen können, sich noch
ausdehnen.

Doch dies beweist freylich noch nicht, dass
auch die Ausdehnung der Muskeln Wirkung einer
höhern Kraft ist. Pechlin führte zwar mehrere
Gründe für seine Meinung an, dass die Diastole
des Herzens gleich der Systole eine lebendige Thä-
tigkeit sey, z. B. dass, wenn jene blos mechanisch
durch das einströhmende Blut hervorgebracht wür-
de, dieselbe sich durch einen Druck verhindern
lassen müsste, welches doch unmöglich ist. Allein
bey diesem und allen seinen übrigen Beweisen
bleibt doch immer die Möglichkeit, dass blosse
Elasticität die Ursache der Ausdehnung des Her-
zens und aller übrigen Muskeln seyn kann. Von
grösserm Gewicht würde Bichat's x) Erfahrung
seyn, dass bey der Reitzung eines lebenden Her-
zens mit mechanischen Schärfen zuweilen der
Zusammenziehung eine Ausdehnung vorhergeht,
wenn man sich auf die Richtigkeit dieser Beobach-
tung verlassen könnte.

Ein Grund, gegen welchen meines Erachtens
keine Einwendungen statt finden, und den ich an
einem andern Ort y) umständlicher vorgetragen

habe,
x) Allgem. Anatomie. Uebers. von Pfaff. Th. 2. Abth. 1.
S. 330.
y) Vermischte Schriften, anatom. u. physiol. Inhalts,
von G. R. u. L. C. Treviranus. B. 1. S. 138.

reitzbarer Pflanzen, die keine Feuchtigkeit mehr
aus dem Erdboden aufnehmen können, sich noch
ausdehnen.

Doch dies beweist freylich noch nicht, daſs
auch die Ausdehnung der Muskeln Wirkung einer
höhern Kraft ist. Pechlin führte zwar mehrere
Gründe für seine Meinung an, daſs die Diastole
des Herzens gleich der Systole eine lebendige Thä-
tigkeit sey, z. B. daſs, wenn jene blos mechanisch
durch das einströhmende Blut hervorgebracht wür-
de, dieselbe sich durch einen Druck verhindern
lassen müſste, welches doch unmöglich ist. Allein
bey diesem und allen seinen übrigen Beweisen
bleibt doch immer die Möglichkeit, daſs bloſse
Elasticität die Ursache der Ausdehnung des Her-
zens und aller übrigen Muskeln seyn kann. Von
gröſserm Gewicht würde Bichat’s x) Erfahrung
seyn, daſs bey der Reitzung eines lebenden Her-
zens mit mechanischen Schärfen zuweilen der
Zusammenziehung eine Ausdehnung vorhergeht,
wenn man sich auf die Richtigkeit dieser Beobach-
tung verlassen könnte.

Ein Grund, gegen welchen meines Erachtens
keine Einwendungen statt finden, und den ich an
einem andern Ort y) umständlicher vorgetragen

habe,
x) Allgem. Anatomie. Uebers. von Pfaff. Th. 2. Abth. 1.
S. 330.
y) Vermischte Schriften, anatom. u. physiol. Inhalts,
von G. R. u. L. C. Treviranus. B. 1. S. 138.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0263" n="251"/>
reitzbarer Pflanzen, die keine Feuchtigkeit mehr<lb/>
aus dem Erdboden aufnehmen können, sich noch<lb/>
ausdehnen.</p><lb/>
            <p>Doch dies beweist freylich noch nicht, da&#x017F;s<lb/>
auch die Ausdehnung der Muskeln Wirkung einer<lb/>
höhern Kraft ist. <hi rendition="#k">Pechlin</hi> führte zwar mehrere<lb/>
Gründe für seine Meinung an, da&#x017F;s die Diastole<lb/>
des Herzens gleich der Systole eine lebendige Thä-<lb/>
tigkeit sey, z. B. da&#x017F;s, wenn jene blos mechanisch<lb/>
durch das einströhmende Blut hervorgebracht wür-<lb/>
de, dieselbe sich durch einen Druck verhindern<lb/>
lassen mü&#x017F;ste, welches doch unmöglich ist. Allein<lb/>
bey diesem und allen seinen übrigen Beweisen<lb/>
bleibt doch immer die Möglichkeit, da&#x017F;s blo&#x017F;se<lb/>
Elasticität die Ursache der Ausdehnung des Her-<lb/>
zens und aller übrigen Muskeln seyn kann. Von<lb/>
grö&#x017F;serm Gewicht würde <hi rendition="#k">Bichat</hi>&#x2019;s <note place="foot" n="x)">Allgem. Anatomie. Uebers. von <hi rendition="#k">Pfaff</hi>. Th. 2. Abth. 1.<lb/>
S. 330.</note> Erfahrung<lb/>
seyn, da&#x017F;s bey der Reitzung eines lebenden Her-<lb/>
zens mit mechanischen Schärfen zuweilen der<lb/>
Zusammenziehung eine Ausdehnung vorhergeht,<lb/>
wenn man sich auf die Richtigkeit dieser Beobach-<lb/>
tung verlassen könnte.</p><lb/>
            <p>Ein Grund, gegen welchen meines Erachtens<lb/>
keine Einwendungen statt finden, und den ich an<lb/>
einem andern Ort <note place="foot" n="y)">Vermischte Schriften, anatom. u. physiol. Inhalts,<lb/>
von G. R. u. L. C. <hi rendition="#k">Treviranus</hi>. B. 1. S. 138.</note> umständlicher vorgetragen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">habe,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[251/0263] reitzbarer Pflanzen, die keine Feuchtigkeit mehr aus dem Erdboden aufnehmen können, sich noch ausdehnen. Doch dies beweist freylich noch nicht, daſs auch die Ausdehnung der Muskeln Wirkung einer höhern Kraft ist. Pechlin führte zwar mehrere Gründe für seine Meinung an, daſs die Diastole des Herzens gleich der Systole eine lebendige Thä- tigkeit sey, z. B. daſs, wenn jene blos mechanisch durch das einströhmende Blut hervorgebracht wür- de, dieselbe sich durch einen Druck verhindern lassen müſste, welches doch unmöglich ist. Allein bey diesem und allen seinen übrigen Beweisen bleibt doch immer die Möglichkeit, daſs bloſse Elasticität die Ursache der Ausdehnung des Her- zens und aller übrigen Muskeln seyn kann. Von gröſserm Gewicht würde Bichat’s x) Erfahrung seyn, daſs bey der Reitzung eines lebenden Her- zens mit mechanischen Schärfen zuweilen der Zusammenziehung eine Ausdehnung vorhergeht, wenn man sich auf die Richtigkeit dieser Beobach- tung verlassen könnte. Ein Grund, gegen welchen meines Erachtens keine Einwendungen statt finden, und den ich an einem andern Ort y) umständlicher vorgetragen habe, x) Allgem. Anatomie. Uebers. von Pfaff. Th. 2. Abth. 1. S. 330. y) Vermischte Schriften, anatom. u. physiol. Inhalts, von G. R. u. L. C. Treviranus. B. 1. S. 138.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/263
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/263>, abgerufen am 22.11.2024.