befunden hatten, so konnte der Mangel an Licht und frischer Luft während dieser Zeit auf jene schon genug gewirkt haben, um ihr Vermögen, Wärme hervorzubringen, sehr zu schwächen.
Es ist ferner unwahrscheinlich, dass Fonta- na's Thermometer die zu feinern Versuchen nö- thige Empfindlichkeit besass. Fontana behaup- tet, nie einen merklichen Unterschied zwischen der Wärme der Pflanzen und der Temperatur des Mediums, worin sich dieselben befanden, be- obachtet zu haben. Nach Rumford's Versuchen besitzt aber jeder Körper eine eigene Tempera- tur q). Ein geringer Grad von eigener Wärme hätte sich also auch an jenen Gewächsen zeigen müssen, wenn Fontana's Thermometer hinrei- chend empfindlich gewesen wäre.
Doch dieser Einwendungen ohngeachtet bleibt immer, wenn man nicht die Wahrheit dieser Versuche ganz läugnen will, so viel gewiss, dass im Allgemeinen das Vermögen der Pflanzen, Wär- me zu erzeugen, entweder gar nicht vorhanden ist, oder auf einer weit niedrigern Stufe steht, als dem Gewächs von einigem Nutzen seyn kann. Die geringe Wärmecapacität des lebenden Pflan- zenkörpers und dessen Verbindung mit der Erde, dies sind die beyden Mittel, wodurch die Pflan-
ze
q)Gilbert's Annalen der Physik. B. XVII. S. 33. 213.
befunden hatten, so konnte der Mangel an Licht und frischer Luft während dieser Zeit auf jene schon genug gewirkt haben, um ihr Vermögen, Wärme hervorzubringen, sehr zu schwächen.
Es ist ferner unwahrscheinlich, daſs Fonta- na’s Thermometer die zu feinern Versuchen nö- thige Empfindlichkeit besaſs. Fontana behaup- tet, nie einen merklichen Unterschied zwischen der Wärme der Pflanzen und der Temperatur des Mediums, worin sich dieselben befanden, be- obachtet zu haben. Nach Rumford’s Versuchen besitzt aber jeder Körper eine eigene Tempera- tur q). Ein geringer Grad von eigener Wärme hätte sich also auch an jenen Gewächsen zeigen müssen, wenn Fontana’s Thermometer hinrei- chend empfindlich gewesen wäre.
Doch dieser Einwendungen ohngeachtet bleibt immer, wenn man nicht die Wahrheit dieser Versuche ganz läugnen will, so viel gewiſs, daſs im Allgemeinen das Vermögen der Pflanzen, Wär- me zu erzeugen, entweder gar nicht vorhanden ist, oder auf einer weit niedrigern Stufe steht, als dem Gewächs von einigem Nutzen seyn kann. Die geringe Wärmecapacität des lebenden Pflan- zenkörpers und dessen Verbindung mit der Erde, dies sind die beyden Mittel, wodurch die Pflan-
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q)Gilbert’s Annalen der Physik. B. XVII. S. 33. 213.
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befunden hatten, so konnte der Mangel an Licht
und frischer Luft während dieser Zeit auf jene
schon genug gewirkt haben, um ihr Vermögen,
Wärme hervorzubringen, sehr zu schwächen.
Es ist ferner unwahrscheinlich, daſs Fonta-
na’s Thermometer die zu feinern Versuchen nö-
thige Empfindlichkeit besaſs. Fontana behaup-
tet, nie einen merklichen Unterschied zwischen
der Wärme der Pflanzen und der Temperatur
des Mediums, worin sich dieselben befanden, be-
obachtet zu haben. Nach Rumford’s Versuchen
besitzt aber jeder Körper eine eigene Tempera-
tur q). Ein geringer Grad von eigener Wärme
hätte sich also auch an jenen Gewächsen zeigen
müssen, wenn Fontana’s Thermometer hinrei-
chend empfindlich gewesen wäre.
Doch dieser Einwendungen ohngeachtet bleibt
immer, wenn man nicht die Wahrheit dieser
Versuche ganz läugnen will, so viel gewiſs, daſs
im Allgemeinen das Vermögen der Pflanzen, Wär-
me zu erzeugen, entweder gar nicht vorhanden
ist, oder auf einer weit niedrigern Stufe steht,
als dem Gewächs von einigem Nutzen seyn kann.
Die geringe Wärmecapacität des lebenden Pflan-
zenkörpers und dessen Verbindung mit der Erde,
dies sind die beyden Mittel, wodurch die Pflan-
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q) Gilbert’s Annalen der Physik. B. XVII. S. 33. 213.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/30>, abgerufen am 23.11.2024.
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