des Lichts, und selbst des zurückgeworfenen Lichts abgehalten habe. Man weiss aber, wie nothwendig frische Luft und Licht den Pflan- zen sind, und wie schnell die Entziehung die- ser beyden Agentien nachtheilig auf sie wirkt. Fontana's Gewächse mussten sich also in einem krankhaften Zustand befinden, von welchem sich auf den Zustand der Gesundheit nicht unbedingt schliessen lässt. Zwar hat sich Fontana gegen diesen Einwurf zu verwahren gesucht. Er brach- te von Zeit zu Zeit bald eines, bald mehrere Gewächse von der nehmlichen Art, als schon im Keller waren, in diesen hinein, während die Temperatur desselben der Wärme seiner Umge- bungen gleich war oder beynahe gleich kam. Er untersuchte hierauf diese Pflanzen nach einigen Minuten, dann nach einigen Stunden, und end- lich den ganzen Tag hindurch, und fand, dass ihre Wärme mit der Temperatur der übrigen Vegetabilien, die schon seit mehreren Wochen in dem Keller hingen, übereinkam. Aber nach einigen Minuten, oder auch selbst nach einigen Stunden sollten die in den Keller gebrachten Pflanzen schon die Wärme desselben angenom- men haben? Dies ist unglaublich, und macht überhaupt die Zuverlässigkeit der Fontanaschen Versuche verdächtig. Gelangten aber die frischen Pflanzen erst nach mehrern Stunden zur Tem- peratur derer, die sich schon länger im Keller
befun-
V. Bd. B
des Lichts, und selbst des zurückgeworfenen Lichts abgehalten habe. Man weiſs aber, wie nothwendig frische Luft und Licht den Pflan- zen sind, und wie schnell die Entziehung die- ser beyden Agentien nachtheilig auf sie wirkt. Fontana’s Gewächse muſsten sich also in einem krankhaften Zustand befinden, von welchem sich auf den Zustand der Gesundheit nicht unbedingt schlieſsen läſst. Zwar hat sich Fontana gegen diesen Einwurf zu verwahren gesucht. Er brach- te von Zeit zu Zeit bald eines, bald mehrere Gewächse von der nehmlichen Art, als schon im Keller waren, in diesen hinein, während die Temperatur desselben der Wärme seiner Umge- bungen gleich war oder beynahe gleich kam. Er untersuchte hierauf diese Pflanzen nach einigen Minuten, dann nach einigen Stunden, und end- lich den ganzen Tag hindurch, und fand, daſs ihre Wärme mit der Temperatur der übrigen Vegetabilien, die schon seit mehreren Wochen in dem Keller hingen, übereinkam. Aber nach einigen Minuten, oder auch selbst nach einigen Stunden sollten die in den Keller gebrachten Pflanzen schon die Wärme desselben angenom- men haben? Dies ist unglaublich, und macht überhaupt die Zuverlässigkeit der Fontanaschen Versuche verdächtig. Gelangten aber die frischen Pflanzen erst nach mehrern Stunden zur Tem- peratur derer, die sich schon länger im Keller
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des Lichts, und selbst des zurückgeworfenen
Lichts abgehalten habe. Man weiſs aber, wie
nothwendig frische Luft und Licht den Pflan-
zen sind, und wie schnell die Entziehung die-
ser beyden Agentien nachtheilig auf sie wirkt.
Fontana’s Gewächse muſsten sich also in einem
krankhaften Zustand befinden, von welchem sich
auf den Zustand der Gesundheit nicht unbedingt
schlieſsen läſst. Zwar hat sich Fontana gegen
diesen Einwurf zu verwahren gesucht. Er brach-
te von Zeit zu Zeit bald eines, bald mehrere
Gewächse von der nehmlichen Art, als schon
im Keller waren, in diesen hinein, während die
Temperatur desselben der Wärme seiner Umge-
bungen gleich war oder beynahe gleich kam. Er
untersuchte hierauf diese Pflanzen nach einigen
Minuten, dann nach einigen Stunden, und end-
lich den ganzen Tag hindurch, und fand, daſs
ihre Wärme mit der Temperatur der übrigen
Vegetabilien, die schon seit mehreren Wochen
in dem Keller hingen, übereinkam. Aber nach
einigen Minuten, oder auch selbst nach einigen
Stunden sollten die in den Keller gebrachten
Pflanzen schon die Wärme desselben angenom-
men haben? Dies ist unglaublich, und macht
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/29>, abgerufen am 21.11.2024.
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