Von diesen Thatsachen lassen sich also keine Gründe wider die Abhängigkeit der Muskelbewe- gungen von dem Einfluss der Nerven hernehmen. Folgende Erfahrungen werden uns hierüber Auf- schluss geben.
1. Alle willkührliche Muskeln werden in Be- wegung gesetzt, man mag ihre Fasern selber, oder ihre Nerven reitzen. Der mächtigste unter allen Reitzen dieser Muskeln ist die bey der Berührung zweyer verschiedener Metalle entstehende Elektri- cität, (der Galvanismus und die Voltaische Säule) die am kräftigsten dann wirkt, wenn man beyde Metalle, oder beyde Pole der Voltaischen Säule mit zwey verschiedenen Stellen des Muskels oder Nerven, oder auf der einen Seite mit jenem, auf der andern mit diesem unmittelbar oder durch ei- nen leitenden Körper in Verbindung setzt. Eben so heftig, doch weniger anhaltend wirkt der elek- trische Funken. Ferner bringen plötzliche Verän- derungen der Temperatur, ätzende Alkalien und mineralische Säuren Muskelbewegungen hervor. Die mineralischen Säuren bewirken aber auch in leblosen thierischen Substanzen Zusammenziehun- gen und geben daher oft unsichere Resultate.
2. Das Herz geräth in Bewegung, wenn man die Muskelfasern desselben reitzt. Hingegen Reit- zungen der Herznerven haben auf dasselbe kei-
nen
T 2
Von diesen Thatsachen lassen sich also keine Gründe wider die Abhängigkeit der Muskelbewe- gungen von dem Einfluſs der Nerven hernehmen. Folgende Erfahrungen werden uns hierüber Auf- schluſs geben.
1. Alle willkührliche Muskeln werden in Be- wegung gesetzt, man mag ihre Fasern selber, oder ihre Nerven reitzen. Der mächtigste unter allen Reitzen dieser Muskeln ist die bey der Berührung zweyer verschiedener Metalle entstehende Elektri- cität, (der Galvanismus und die Voltaische Säule) die am kräftigsten dann wirkt, wenn man beyde Metalle, oder beyde Pole der Voltaischen Säule mit zwey verschiedenen Stellen des Muskels oder Nerven, oder auf der einen Seite mit jenem, auf der andern mit diesem unmittelbar oder durch ei- nen leitenden Körper in Verbindung setzt. Eben so heftig, doch weniger anhaltend wirkt der elek- trische Funken. Ferner bringen plötzliche Verän- derungen der Temperatur, ätzende Alkalien und mineralische Säuren Muskelbewegungen hervor. Die mineralischen Säuren bewirken aber auch in leblosen thierischen Substanzen Zusammenziehun- gen und geben daher oft unsichere Resultate.
2. Das Herz geräth in Bewegung, wenn man die Muskelfasern desselben reitzt. Hingegen Reit- zungen der Herznerven haben auf dasselbe kei-
nen
T 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0303"n="291"/><p>Von diesen Thatsachen lassen sich also keine<lb/>
Gründe wider die Abhängigkeit der Muskelbewe-<lb/>
gungen von dem Einfluſs der Nerven hernehmen.<lb/>
Folgende Erfahrungen werden uns hierüber Auf-<lb/>
schluſs geben.</p><lb/><p>1. Alle willkührliche Muskeln werden in Be-<lb/>
wegung gesetzt, man mag ihre Fasern selber, oder<lb/>
ihre Nerven reitzen. Der mächtigste unter allen<lb/>
Reitzen dieser Muskeln ist die bey der Berührung<lb/>
zweyer verschiedener Metalle entstehende Elektri-<lb/>
cität, (der Galvanismus und die Voltaische Säule)<lb/>
die am kräftigsten dann wirkt, wenn man beyde<lb/>
Metalle, oder beyde Pole der Voltaischen Säule<lb/>
mit zwey verschiedenen Stellen des Muskels oder<lb/>
Nerven, oder auf der einen Seite mit jenem, auf<lb/>
der andern mit diesem unmittelbar oder durch ei-<lb/>
nen leitenden Körper in Verbindung setzt. Eben<lb/>
so heftig, doch weniger anhaltend wirkt der elek-<lb/>
trische Funken. Ferner bringen plötzliche Verän-<lb/>
derungen der Temperatur, ätzende Alkalien und<lb/>
mineralische Säuren Muskelbewegungen hervor.<lb/>
Die mineralischen Säuren bewirken aber auch in<lb/>
leblosen thierischen Substanzen Zusammenziehun-<lb/>
gen und geben daher oft unsichere Resultate.</p><lb/><p>2. Das Herz geräth in Bewegung, wenn man<lb/>
die Muskelfasern desselben reitzt. Hingegen Reit-<lb/>
zungen der Herznerven haben auf dasselbe kei-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">T 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">nen</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[291/0303]
Von diesen Thatsachen lassen sich also keine
Gründe wider die Abhängigkeit der Muskelbewe-
gungen von dem Einfluſs der Nerven hernehmen.
Folgende Erfahrungen werden uns hierüber Auf-
schluſs geben.
1. Alle willkührliche Muskeln werden in Be-
wegung gesetzt, man mag ihre Fasern selber, oder
ihre Nerven reitzen. Der mächtigste unter allen
Reitzen dieser Muskeln ist die bey der Berührung
zweyer verschiedener Metalle entstehende Elektri-
cität, (der Galvanismus und die Voltaische Säule)
die am kräftigsten dann wirkt, wenn man beyde
Metalle, oder beyde Pole der Voltaischen Säule
mit zwey verschiedenen Stellen des Muskels oder
Nerven, oder auf der einen Seite mit jenem, auf
der andern mit diesem unmittelbar oder durch ei-
nen leitenden Körper in Verbindung setzt. Eben
so heftig, doch weniger anhaltend wirkt der elek-
trische Funken. Ferner bringen plötzliche Verän-
derungen der Temperatur, ätzende Alkalien und
mineralische Säuren Muskelbewegungen hervor.
Die mineralischen Säuren bewirken aber auch in
leblosen thierischen Substanzen Zusammenziehun-
gen und geben daher oft unsichere Resultate.
2. Das Herz geräth in Bewegung, wenn man
die Muskelfasern desselben reitzt. Hingegen Reit-
zungen der Herznerven haben auf dasselbe kei-
nen
T 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/303>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.