Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

Bild:
<< vorherige Seite

Potenzen hervorbringen, nicht immer nach allen
Richtungen, sondern oft nur von gewissen Seiten
statt findet, und zwar insofern, als bey Erhö-
hung der Empfänglichkeit für eine gewisse Art
von Reitzen die Receptivität für Reitze anderer
Art unverändert bleibt oder selbst herabgestimmt
wird, und umgekehrt. Das Nehmliche zeigt sich,
wenn man die Nerven eines Froschmuskels mit
Zink, den Muskel selber mit Silber armirt, und
die Kette eine Zeit lang geschlossen lässt. Eine
solche Kette bewirkt oft eine erhöhete Reitzbar-
keit, die sich durch sehr heftige, bey der Tren-
nung der Metalle eintretende Zuckungen äussert.
Diese Erhöhung findet aber blos in Beziehung
auf jene Kette statt. Ich habe in mehrern Fällen
Froschschenkel, die sich zwischen den erwähnten,
geschlossenen Armaturen befanden, mit zerflosse-
nem Weinsteinöl bestrichen, aber niemals nach
diesem Reitz unter solchen Umständen stärkere
Zusammenziehungen erfolgen sehen, als er schon
vorher in den unbewaffneten Gliedern erregt
hatte.

Es ist überhaupt ein Gesetz, welches, nach-
dem der Begriff der Reitzbarkeit einmal festge-
setzt war, bald entdeckt werden musste und auch

bald
U 2

Potenzen hervorbringen, nicht immer nach allen
Richtungen, sondern oft nur von gewissen Seiten
statt findet, und zwar insofern, als bey Erhö-
hung der Empfänglichkeit für eine gewisse Art
von Reitzen die Receptivität für Reitze anderer
Art unverändert bleibt oder selbst herabgestimmt
wird, und umgekehrt. Das Nehmliche zeigt sich,
wenn man die Nerven eines Froschmuskels mit
Zink, den Muskel selber mit Silber armirt, und
die Kette eine Zeit lang geschlossen läſst. Eine
solche Kette bewirkt oft eine erhöhete Reitzbar-
keit, die sich durch sehr heftige, bey der Tren-
nung der Metalle eintretende Zuckungen äuſsert.
Diese Erhöhung findet aber blos in Beziehung
auf jene Kette statt. Ich habe in mehrern Fällen
Froschschenkel, die sich zwischen den erwähnten,
geschlossenen Armaturen befanden, mit zerflosse-
nem Weinsteinöl bestrichen, aber niemals nach
diesem Reitz unter solchen Umständen stärkere
Zusammenziehungen erfolgen sehen, als er schon
vorher in den unbewaffneten Gliedern erregt
hatte.

Es ist überhaupt ein Gesetz, welches, nach-
dem der Begriff der Reitzbarkeit einmal festge-
setzt war, bald entdeckt werden muſste und auch

bald
U 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0319" n="307"/>
Potenzen hervorbringen, nicht immer nach allen<lb/>
Richtungen, sondern oft nur von gewissen Seiten<lb/>
statt findet, und zwar insofern, als bey Erhö-<lb/>
hung der Empfänglichkeit für eine gewisse Art<lb/>
von Reitzen die Receptivität für Reitze anderer<lb/>
Art unverändert bleibt oder selbst herabgestimmt<lb/>
wird, und umgekehrt. Das Nehmliche zeigt sich,<lb/>
wenn man die Nerven eines Froschmuskels mit<lb/>
Zink, den Muskel selber mit Silber armirt, und<lb/>
die Kette eine Zeit lang geschlossen lä&#x017F;st. Eine<lb/>
solche Kette bewirkt oft eine erhöhete Reitzbar-<lb/>
keit, die sich durch sehr heftige, bey der Tren-<lb/>
nung der Metalle eintretende Zuckungen äu&#x017F;sert.<lb/>
Diese Erhöhung findet aber blos in Beziehung<lb/>
auf jene Kette statt. Ich habe in mehrern Fällen<lb/>
Froschschenkel, die sich zwischen den erwähnten,<lb/>
geschlossenen Armaturen befanden, mit zerflosse-<lb/>
nem Weinsteinöl bestrichen, aber niemals nach<lb/>
diesem Reitz unter solchen Umständen stärkere<lb/>
Zusammenziehungen erfolgen sehen, als er schon<lb/>
vorher in den unbewaffneten Gliedern erregt<lb/>
hatte.</p><lb/>
            <p>Es ist überhaupt ein Gesetz, welches, nach-<lb/>
dem der Begriff der Reitzbarkeit einmal festge-<lb/>
setzt war, bald entdeckt werden mu&#x017F;ste und auch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 2</fw><fw place="bottom" type="catch">bald</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[307/0319] Potenzen hervorbringen, nicht immer nach allen Richtungen, sondern oft nur von gewissen Seiten statt findet, und zwar insofern, als bey Erhö- hung der Empfänglichkeit für eine gewisse Art von Reitzen die Receptivität für Reitze anderer Art unverändert bleibt oder selbst herabgestimmt wird, und umgekehrt. Das Nehmliche zeigt sich, wenn man die Nerven eines Froschmuskels mit Zink, den Muskel selber mit Silber armirt, und die Kette eine Zeit lang geschlossen läſst. Eine solche Kette bewirkt oft eine erhöhete Reitzbar- keit, die sich durch sehr heftige, bey der Tren- nung der Metalle eintretende Zuckungen äuſsert. Diese Erhöhung findet aber blos in Beziehung auf jene Kette statt. Ich habe in mehrern Fällen Froschschenkel, die sich zwischen den erwähnten, geschlossenen Armaturen befanden, mit zerflosse- nem Weinsteinöl bestrichen, aber niemals nach diesem Reitz unter solchen Umständen stärkere Zusammenziehungen erfolgen sehen, als er schon vorher in den unbewaffneten Gliedern erregt hatte. Es ist überhaupt ein Gesetz, welches, nach- dem der Begriff der Reitzbarkeit einmal festge- setzt war, bald entdeckt werden muſste und auch bald U 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/319
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/319>, abgerufen am 22.11.2024.