der drey einfachen Augen und für die Fühlhör- ner. Auch alle Larven haben ein weit einfache- res Gehirn als die vollkommenen Insekten. Bey den Raupen giebt es im Kopfe zwey Halbkugeln, die nicht grösser als die obern Ganglien des Bauch- strangs sind und nirgends besondere Anschwellun- gen haben, nicht einmal für die Nerven der Fühl- hörner und Augen, von welchen überdies noch die erstern zu andern Organen als den Antennen Nebenzweige abgeben. Das Gehirn der Schmet- terlinge hat einen weit zusammengesetztern Bau. Bey der Liguster-Sphinx besteht dieses aus zwey vordern Hemisphären, von welchen auf beyden Seiten die beyden grossen kegelförmigen Sehener- ven ausgehen, und aus drey Paar kugelförmigen, zwischen den Sehenerven und dem Anfang des Bauchstrangs liegenden Anschwellungen, von wel- chen das mittlere den Nerven der Fühlhörner zum Ursprunge dienet.
So richtig indess das Gesetz von dem Abneh- men der relativen Grösse des Gehirns gegen die Grösse der übrigen Ganglien und der Nerven mit der Abnahme der höhern thierischen Kräfte im Allgemeinen ist, so bedarf dasselbe doch noch nä- herer Bestimmungen, besonders bey den Thieren der niedern Classen. Nach meinen Beobachtun- gen glaube ich annehmen zu müssen, dass es vorzüglich die Ganglien und Nerven des vegeta-
tiven
V.Bd. Y
der drey einfachen Augen und für die Fühlhör- ner. Auch alle Larven haben ein weit einfache- res Gehirn als die vollkommenen Insekten. Bey den Raupen giebt es im Kopfe zwey Halbkugeln, die nicht gröſser als die obern Ganglien des Bauch- strangs sind und nirgends besondere Anschwellun- gen haben, nicht einmal für die Nerven der Fühl- hörner und Augen, von welchen überdies noch die erstern zu andern Organen als den Antennen Nebenzweige abgeben. Das Gehirn der Schmet- terlinge hat einen weit zusammengesetztern Bau. Bey der Liguster-Sphinx besteht dieses aus zwey vordern Hemisphären, von welchen auf beyden Seiten die beyden groſsen kegelförmigen Sehener- ven ausgehen, und aus drey Paar kugelförmigen, zwischen den Sehenerven und dem Anfang des Bauchstrangs liegenden Anschwellungen, von wel- chen das mittlere den Nerven der Fühlhörner zum Ursprunge dienet.
So richtig indeſs das Gesetz von dem Abneh- men der relativen Gröſse des Gehirns gegen die Gröſse der übrigen Ganglien und der Nerven mit der Abnahme der höhern thierischen Kräfte im Allgemeinen ist, so bedarf dasselbe doch noch nä- herer Bestimmungen, besonders bey den Thieren der niedern Classen. Nach meinen Beobachtun- gen glaube ich annehmen zu müssen, daſs es vorzüglich die Ganglien und Nerven des vegeta-
tiven
V.Bd. Y
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0349"n="337"/>
der drey einfachen Augen und für die Fühlhör-<lb/>
ner. Auch alle Larven haben ein weit einfache-<lb/>
res Gehirn als die vollkommenen Insekten. Bey<lb/>
den Raupen giebt es im Kopfe zwey Halbkugeln,<lb/>
die nicht gröſser als die obern Ganglien des Bauch-<lb/>
strangs sind und nirgends besondere Anschwellun-<lb/>
gen haben, nicht einmal für die Nerven der Fühl-<lb/>
hörner und Augen, von welchen überdies noch<lb/>
die erstern zu andern Organen als den Antennen<lb/>
Nebenzweige abgeben. Das Gehirn der Schmet-<lb/>
terlinge hat einen weit zusammengesetztern Bau.<lb/>
Bey der Liguster-Sphinx besteht dieses aus zwey<lb/>
vordern Hemisphären, von welchen auf beyden<lb/>
Seiten die beyden groſsen kegelförmigen Sehener-<lb/>
ven ausgehen, und aus drey Paar kugelförmigen,<lb/>
zwischen den Sehenerven und dem Anfang des<lb/>
Bauchstrangs liegenden Anschwellungen, von wel-<lb/>
chen das mittlere den Nerven der Fühlhörner zum<lb/>
Ursprunge dienet.</p><lb/><p>So richtig indeſs das Gesetz von dem Abneh-<lb/>
men der relativen Gröſse des Gehirns gegen die<lb/>
Gröſse der übrigen Ganglien und der Nerven mit<lb/>
der Abnahme der höhern thierischen Kräfte im<lb/>
Allgemeinen ist, so bedarf dasselbe doch noch nä-<lb/>
herer Bestimmungen, besonders bey den Thieren<lb/>
der niedern Classen. Nach meinen Beobachtun-<lb/>
gen glaube ich annehmen zu müssen, daſs es<lb/>
vorzüglich die Ganglien und Nerven des vegeta-<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#i">V.Bd.</hi> Y</fw><fwplace="bottom"type="catch">tiven</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[337/0349]
der drey einfachen Augen und für die Fühlhör-
ner. Auch alle Larven haben ein weit einfache-
res Gehirn als die vollkommenen Insekten. Bey
den Raupen giebt es im Kopfe zwey Halbkugeln,
die nicht gröſser als die obern Ganglien des Bauch-
strangs sind und nirgends besondere Anschwellun-
gen haben, nicht einmal für die Nerven der Fühl-
hörner und Augen, von welchen überdies noch
die erstern zu andern Organen als den Antennen
Nebenzweige abgeben. Das Gehirn der Schmet-
terlinge hat einen weit zusammengesetztern Bau.
Bey der Liguster-Sphinx besteht dieses aus zwey
vordern Hemisphären, von welchen auf beyden
Seiten die beyden groſsen kegelförmigen Sehener-
ven ausgehen, und aus drey Paar kugelförmigen,
zwischen den Sehenerven und dem Anfang des
Bauchstrangs liegenden Anschwellungen, von wel-
chen das mittlere den Nerven der Fühlhörner zum
Ursprunge dienet.
So richtig indeſs das Gesetz von dem Abneh-
men der relativen Gröſse des Gehirns gegen die
Gröſse der übrigen Ganglien und der Nerven mit
der Abnahme der höhern thierischen Kräfte im
Allgemeinen ist, so bedarf dasselbe doch noch nä-
herer Bestimmungen, besonders bey den Thieren
der niedern Classen. Nach meinen Beobachtun-
gen glaube ich annehmen zu müssen, daſs es
vorzüglich die Ganglien und Nerven des vegeta-
tiven
V.Bd. Y
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/349>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.