sacht g). Ein so heftiges Gift müsste, unmittel- bar an einen Nerven angebracht, seine tödlichen Wirkungen noch weit schneller äussern, wenn es geradezu auf das Nervensystem Einfluss hätte. Aber diese Anwendung hat keinesweges so nach- theilige Folgen h). Versuche mit dem Tikunas- gift und dem Opium gaben das nehmliche Re- sultat i). Kirschlorbeeröl und Mohnsaft tödteten zwar, wenn sie auf das Gehirn getröpfelt wur- den k). Aber das Kirschlorbeeröl hatte auch eine starke örtliche Wirkung auf die Nerven; es be- nahm denselben an der Stelle, wo es angebracht war, alle Reitzbarkeit l). Eine solche örtliche Wirkung musste freylich beym Gehirn tödlich ausfallen.
Dass der Mohnsaft, das Kirschlorbeerwasser und ähnliche Gifte entweder gar keinen, oder blos einen örtlichen, unmittelbaren Einfluss auf die Nerven äussern, ergiebt sich auch aus den Versuchen, die mit dem Galvanischen Reitzmit- tel angestellt sind. Humboldtm) glaubte grosse Veränderungen der Reitzbarkeit bey der Anbrin-
gung
g) Ebendas. S. 162.
h) Ebend. S. 184 fg.
i) Ebend. S. 306 fg. 450 fg.
k) Ebend. S. 434, 447.
l) Ebend. S. 434.
m) Ueber die gereitzte Muskel- u. Nervenfaser.
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sacht g). Ein so heftiges Gift müſste, unmittel- bar an einen Nerven angebracht, seine tödlichen Wirkungen noch weit schneller äuſsern, wenn es geradezu auf das Nervensystem Einfluſs hätte. Aber diese Anwendung hat keinesweges so nach- theilige Folgen h). Versuche mit dem Tikunas- gift und dem Opium gaben das nehmliche Re- sultat i). Kirschlorbeeröl und Mohnsaft tödteten zwar, wenn sie auf das Gehirn getröpfelt wur- den k). Aber das Kirschlorbeeröl hatte auch eine starke örtliche Wirkung auf die Nerven; es be- nahm denselben an der Stelle, wo es angebracht war, alle Reitzbarkeit l). Eine solche örtliche Wirkung muſste freylich beym Gehirn tödlich ausfallen.
Daſs der Mohnsaft, das Kirschlorbeerwasser und ähnliche Gifte entweder gar keinen, oder blos einen örtlichen, unmittelbaren Einfluſs auf die Nerven äuſsern, ergiebt sich auch aus den Versuchen, die mit dem Galvanischen Reitzmit- tel angestellt sind. Humboldtm) glaubte groſse Veränderungen der Reitzbarkeit bey der Anbrin-
gung
g) Ebendas. S. 162.
h) Ebend. S. 184 fg.
i) Ebend. S. 306 fg. 450 fg.
k) Ebend. S. 434, 447.
l) Ebend. S. 434.
m) Ueber die gereitzte Muskel- u. Nervenfaser.
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sacht g). Ein so heftiges Gift müſste, unmittel-
bar an einen Nerven angebracht, seine tödlichen
Wirkungen noch weit schneller äuſsern, wenn es
geradezu auf das Nervensystem Einfluſs hätte.
Aber diese Anwendung hat keinesweges so nach-
theilige Folgen h). Versuche mit dem Tikunas-
gift und dem Opium gaben das nehmliche Re-
sultat i). Kirschlorbeeröl und Mohnsaft tödteten
zwar, wenn sie auf das Gehirn getröpfelt wur-
den k). Aber das Kirschlorbeeröl hatte auch eine
starke örtliche Wirkung auf die Nerven; es be-
nahm denselben an der Stelle, wo es angebracht
war, alle Reitzbarkeit l). Eine solche örtliche
Wirkung muſste freylich beym Gehirn tödlich
ausfallen.
Daſs der Mohnsaft, das Kirschlorbeerwasser
und ähnliche Gifte entweder gar keinen, oder
blos einen örtlichen, unmittelbaren Einfluſs auf
die Nerven äuſsern, ergiebt sich auch aus den
Versuchen, die mit dem Galvanischen Reitzmit-
tel angestellt sind. Humboldt m) glaubte groſse
Veränderungen der Reitzbarkeit bey der Anbrin-
gung
g) Ebendas. S. 162.
h) Ebend. S. 184 fg.
i) Ebend. S. 306 fg. 450 fg.
k) Ebend. S. 434, 447.
l) Ebend. S. 434.
m) Ueber die gereitzte Muskel- u. Nervenfaser.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/389>, abgerufen am 22.11.2024.
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