Felix Fontana war der Erste, der zahlrei- che und genaue Erfahrungen über den Einfluss der thierischen und vegetabilischen Gifte auf den thierischen Körper machte. Seine Versuche betra- fen vorzüglich das Vipern-, Tikunas- und Kirsch- lorbeergift und das Opium e). Das Endresultat derselben ist, dass diese und ähnliche Gifte ihre allgemeinen Wirkungen auf den thierischen Kör- per nur hervorbringen, wenn sie in die Blut- masse gelangen, dass sie aber auf die Nerven keinen andern, unmittelbaren Einfluss als einen blos örtlichen haben. Man hat diesen Satz, der mit herrschenden Meinungen in Widerspruch stand, mit Unrecht angefochten. Alle zuverlässige Er- fahrungen, die in spätern Zeiten gemacht sind, nachdem der Galvanische Reitz, ein sichereres Mittel zur Prüfung der Vitalität thierischer Or- gane als Fontana besass, entdeckt war, stimmen mit demselben ganz überein. Fontana fand un- ter andern, dass schon der tausendste Theil eines Gran Viperngifts, durch einen Einschnitt in das Fleisch gebracht, einen Sperling tödten kann f), und der hundertste Theil eines Grans, der in die Adern von Tauben und andern kleinen Thieren gelangt, binnen wenig Minuten den Tod verur-
sacht
e) F. Fontana's Abhandl. über das Viperngift, die Amerikanischen Gifte u. s. w. Aus d. Franz. übers. Berlin. 1787.
f) A. a. O. S. 157.
Felix Fontana war der Erste, der zahlrei- che und genaue Erfahrungen über den Einfluſs der thierischen und vegetabilischen Gifte auf den thierischen Körper machte. Seine Versuche betra- fen vorzüglich das Vipern-, Tikunas- und Kirsch- lorbeergift und das Opium e). Das Endresultat derselben ist, daſs diese und ähnliche Gifte ihre allgemeinen Wirkungen auf den thierischen Kör- per nur hervorbringen, wenn sie in die Blut- masse gelangen, daſs sie aber auf die Nerven keinen andern, unmittelbaren Einfluſs als einen blos örtlichen haben. Man hat diesen Satz, der mit herrschenden Meinungen in Widerspruch stand, mit Unrecht angefochten. Alle zuverlässige Er- fahrungen, die in spätern Zeiten gemacht sind, nachdem der Galvanische Reitz, ein sichereres Mittel zur Prüfung der Vitalität thierischer Or- gane als Fontana besaſs, entdeckt war, stimmen mit demselben ganz überein. Fontana fand un- ter andern, daſs schon der tausendste Theil eines Gran Viperngifts, durch einen Einschnitt in das Fleisch gebracht, einen Sperling tödten kann f), und der hundertste Theil eines Grans, der in die Adern von Tauben und andern kleinen Thieren gelangt, binnen wenig Minuten den Tod verur-
sacht
e) F. Fontana’s Abhandl. über das Viperngift, die Amerikanischen Gifte u. s. w. Aus d. Franz. übers. Berlin. 1787.
f) A. a. O. S. 157.
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Felix Fontana war der Erste, der zahlrei-
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der thierischen und vegetabilischen Gifte auf den
thierischen Körper machte. Seine Versuche betra-
fen vorzüglich das Vipern-, Tikunas- und Kirsch-
lorbeergift und das Opium e). Das Endresultat
derselben ist, daſs diese und ähnliche Gifte ihre
allgemeinen Wirkungen auf den thierischen Kör-
per nur hervorbringen, wenn sie in die Blut-
masse gelangen, daſs sie aber auf die Nerven
keinen andern, unmittelbaren Einfluſs als einen
blos örtlichen haben. Man hat diesen Satz, der
mit herrschenden Meinungen in Widerspruch stand,
mit Unrecht angefochten. Alle zuverlässige Er-
fahrungen, die in spätern Zeiten gemacht sind,
nachdem der Galvanische Reitz, ein sichereres
Mittel zur Prüfung der Vitalität thierischer Or-
gane als Fontana besaſs, entdeckt war, stimmen
mit demselben ganz überein. Fontana fand un-
ter andern, daſs schon der tausendste Theil eines
Gran Viperngifts, durch einen Einschnitt in das
Fleisch gebracht, einen Sperling tödten kann f),
und der hundertste Theil eines Grans, der in die
Adern von Tauben und andern kleinen Thieren
gelangt, binnen wenig Minuten den Tod verur-
sacht
e) F. Fontana’s Abhandl. über das Viperngift, die
Amerikanischen Gifte u. s. w. Aus d. Franz. übers.
Berlin. 1787.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/388>, abgerufen am 22.11.2024.
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