vordern Commissur mit der Decke der Hirnhöhle zusammen, die unmittelbar unter den Längen- windungen fortgeht, und bildete mit ihr einen glatten, abgerundeten Rand g). Wäre der Bal- ken seiner ganzen Masse nach blos eine Com- missur, so würde in diesem Falle wohl nicht so sehr Armuth an Ideen, als Verwirrung des Geistes statt gefunden haben.
Nach allen mir bekannten Beobachtungen über die Folgen von Verletzungen des Balkens zu schliessen, ist das Gedächtniss von keinem Hirnorgan so abhängig, als von diesem. Plater fand bey einem Mann, der zwey Jahre lang an Störung der Geistesthätigkeit litt, in den letz- ten sechs Monaten seines Lebens völlig stumpf- sinnig wurde, fast beständig schlief, aufgeweckt und befragt Worte ohne Zusammenhang ant- wortete, und selbst Nahrung nur gezwungen zu sich nahm, eine runde Geschwulst von der Grösse eines mittelmässigen Apfels auf dem Bal- ken h). Auf eben diesem Theil traf Panarolus bey einem Priester, der plötzlich blödsinnig wur-
de
g)Reil's u. Autenrieth's Archiv f. d. Physiol. B. XI. S. 341.
h)Boneti Sepulchr. T. I. Obs. 4. p. 256.
VI. Bd. L
vordern Commissur mit der Decke der Hirnhöhle zusammen, die unmittelbar unter den Längen- windungen fortgeht, und bildete mit ihr einen glatten, abgerundeten Rand g). Wäre der Bal- ken seiner ganzen Masse nach blos eine Com- missur, so würde in diesem Falle wohl nicht so sehr Armuth an Ideen, als Verwirrung des Geistes statt gefunden haben.
Nach allen mir bekannten Beobachtungen über die Folgen von Verletzungen des Balkens zu schlieſsen, ist das Gedächtniſs von keinem Hirnorgan so abhängig, als von diesem. Plater fand bey einem Mann, der zwey Jahre lang an Störung der Geistesthätigkeit litt, in den letz- ten sechs Monaten seines Lebens völlig stumpf- sinnig wurde, fast beständig schlief, aufgeweckt und befragt Worte ohne Zusammenhang ant- wortete, und selbst Nahrung nur gezwungen zu sich nahm, eine runde Geschwulst von der Gröſse eines mittelmäſsigen Apfels auf dem Bal- ken h). Auf eben diesem Theil traf Panarolus bey einem Priester, der plötzlich blödsinnig wur-
de
g)Reil’s u. Autenrieth’s Archiv f. d. Physiol. B. XI. S. 341.
h)Boneti Sepulchr. T. I. Obs. 4. p. 256.
VI. Bd. L
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0173"n="157"/>
vordern Commissur mit der Decke der Hirnhöhle<lb/>
zusammen, die unmittelbar unter den Längen-<lb/>
windungen fortgeht, und bildete mit ihr einen<lb/>
glatten, abgerundeten Rand <noteplace="foot"n="g)"><hirendition="#k">Reil</hi>’s u. <hirendition="#k">Autenrieth</hi>’s Archiv f. d. Physiol. B. XI.<lb/>
S. 341.</note>. Wäre der Bal-<lb/>
ken seiner ganzen Masse nach blos eine Com-<lb/>
missur, so würde in diesem Falle wohl nicht<lb/>
so sehr Armuth an Ideen, als Verwirrung des<lb/>
Geistes statt gefunden haben.</p><lb/><p>Nach allen mir bekannten Beobachtungen<lb/>
über die Folgen von Verletzungen des Balkens<lb/>
zu schlieſsen, ist das Gedächtniſs von keinem<lb/>
Hirnorgan so abhängig, als von diesem. <hirendition="#k">Plater</hi><lb/>
fand bey einem Mann, der zwey Jahre lang an<lb/>
Störung der Geistesthätigkeit litt, in den letz-<lb/>
ten sechs Monaten seines Lebens völlig stumpf-<lb/>
sinnig wurde, fast beständig schlief, aufgeweckt<lb/>
und befragt Worte ohne Zusammenhang ant-<lb/>
wortete, und selbst Nahrung nur gezwungen zu<lb/>
sich nahm, eine runde Geschwulst von der<lb/>
Gröſse eines mittelmäſsigen Apfels auf dem Bal-<lb/>
ken <noteplace="foot"n="h)"><hirendition="#k">Boneti</hi> Sepulchr. T. I. Obs. 4. p. 256.</note>. Auf eben diesem Theil traf <hirendition="#k">Panarolus</hi><lb/>
bey einem Priester, der plötzlich blödsinnig wur-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">de</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#i">VI. Bd.</hi> L</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[157/0173]
vordern Commissur mit der Decke der Hirnhöhle
zusammen, die unmittelbar unter den Längen-
windungen fortgeht, und bildete mit ihr einen
glatten, abgerundeten Rand g). Wäre der Bal-
ken seiner ganzen Masse nach blos eine Com-
missur, so würde in diesem Falle wohl nicht
so sehr Armuth an Ideen, als Verwirrung des
Geistes statt gefunden haben.
Nach allen mir bekannten Beobachtungen
über die Folgen von Verletzungen des Balkens
zu schlieſsen, ist das Gedächtniſs von keinem
Hirnorgan so abhängig, als von diesem. Plater
fand bey einem Mann, der zwey Jahre lang an
Störung der Geistesthätigkeit litt, in den letz-
ten sechs Monaten seines Lebens völlig stumpf-
sinnig wurde, fast beständig schlief, aufgeweckt
und befragt Worte ohne Zusammenhang ant-
wortete, und selbst Nahrung nur gezwungen zu
sich nahm, eine runde Geschwulst von der
Gröſse eines mittelmäſsigen Apfels auf dem Bal-
ken h). Auf eben diesem Theil traf Panarolus
bey einem Priester, der plötzlich blödsinnig wur-
de
g) Reil’s u. Autenrieth’s Archiv f. d. Physiol. B. XI.
S. 341.
h) Boneti Sepulchr. T. I. Obs. 4. p. 256.
VI. Bd. L
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/173>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.