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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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Eben diese Abwesenheit eines Sehenerven
findet nach meinen Untersuchungen bey einer,
von Hemprin m) unter dem Namen Amphis-
baena scutigera beschriebenen, Brasilianischen
Amphisbäne statt. Die Augen derselben liegen
auch, wie beym Proteus anguinus, unter der
Oberhaut. Sie sind etwas grösser und zusam-
mengesetzter als bey dem letztern, indem sich
eine Sclerotica, eine Hornhaut und eine Pupille
daran unterscheiden lässt. Dennoch aber habe
ich keine Spur von Nerven des zweyten Paars
bey jener Schlange entdecken können.

Die Nerven, welche in diesen Fällen die
Stelle der Sehenerven vertreten, sind die nehm-
lichen, wovon auch bey allen übrigen Wirbel-
thieren die Organe des Gehörs, des Geschmacks
und Geruchs Hülfszweige erhalten. Sie haben
bey allen jenen Thieren an den Funktionen des
Geschmacks und Geruchs einen unmittelbaren,
an denen des Gehörs und Gesichts wenigstens
einen mittelbaren Antheil. Sie ersetzen in den
obigen Fällen die Stelle der Sehenerven nicht
nur in anatomischer, sondern auch in physio-
logischer Rücksicht. Der Proteus anguinus ist
so empfindlich gegen das Licht, dass ihn schon
ein schwacher, bey Oeffnung des Deckels seines

Behäl-
m) Verhandlungen der Gesellsch. naturforschender Freun-
de in Berlin, B. 1. S. 129.

Eben diese Abwesenheit eines Sehenerven
findet nach meinen Untersuchungen bey einer,
von Hemprin m) unter dem Namen Amphis-
baena scutigera beschriebenen, Brasilianischen
Amphisbäne statt. Die Augen derselben liegen
auch, wie beym Proteus anguinus, unter der
Oberhaut. Sie sind etwas gröſser und zusam-
mengesetzter als bey dem letztern, indem sich
eine Sclerotica, eine Hornhaut und eine Pupille
daran unterscheiden läſst. Dennoch aber habe
ich keine Spur von Nerven des zweyten Paars
bey jener Schlange entdecken können.

Die Nerven, welche in diesen Fällen die
Stelle der Sehenerven vertreten, sind die nehm-
lichen, wovon auch bey allen übrigen Wirbel-
thieren die Organe des Gehörs, des Geschmacks
und Geruchs Hülfszweige erhalten. Sie haben
bey allen jenen Thieren an den Funktionen des
Geschmacks und Geruchs einen unmittelbaren,
an denen des Gehörs und Gesichts wenigstens
einen mittelbaren Antheil. Sie ersetzen in den
obigen Fällen die Stelle der Sehenerven nicht
nur in anatomischer, sondern auch in physio-
logischer Rücksicht. Der Proteus anguinus ist
so empfindlich gegen das Licht, daſs ihn schon
ein schwacher, bey Oeffnung des Deckels seines

Behäl-
m) Verhandlungen der Gesellsch. naturforschender Freun-
de in Berlin, B. 1. S. 129.
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[185/0203] Eben diese Abwesenheit eines Sehenerven findet nach meinen Untersuchungen bey einer, von Hemprin m) unter dem Namen Amphis- baena scutigera beschriebenen, Brasilianischen Amphisbäne statt. Die Augen derselben liegen auch, wie beym Proteus anguinus, unter der Oberhaut. Sie sind etwas gröſser und zusam- mengesetzter als bey dem letztern, indem sich eine Sclerotica, eine Hornhaut und eine Pupille daran unterscheiden läſst. Dennoch aber habe ich keine Spur von Nerven des zweyten Paars bey jener Schlange entdecken können. Die Nerven, welche in diesen Fällen die Stelle der Sehenerven vertreten, sind die nehm- lichen, wovon auch bey allen übrigen Wirbel- thieren die Organe des Gehörs, des Geschmacks und Geruchs Hülfszweige erhalten. Sie haben bey allen jenen Thieren an den Funktionen des Geschmacks und Geruchs einen unmittelbaren, an denen des Gehörs und Gesichts wenigstens einen mittelbaren Antheil. Sie ersetzen in den obigen Fällen die Stelle der Sehenerven nicht nur in anatomischer, sondern auch in physio- logischer Rücksicht. Der Proteus anguinus ist so empfindlich gegen das Licht, daſs ihn schon ein schwacher, bey Oeffnung des Deckels seines Behäl- m) Verhandlungen der Gesellsch. naturforschender Freun- de in Berlin, B. 1. S. 129.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/203>, abgerufen am 14.05.2024.