Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

Behälters auf ihn fallender Lichtstrahl fliehen
macht n). Diese Empfindlichkeit scheint bey
ihm zwar nicht blos auf das Auge beschränkt,
sondern über den ganzen Körper verbreitet.
Doch ist es ohne Zweifel mit das Auge, wo-
durch seine Bewegungen geleitet werden. Zweige
des fünften Nervenpaars gehen auch zu den
Barthaaren der meisten Säugthiere, zu den
Cirrhen, vieler Fische und zu mehrern andern
Theilen, die Organe entweder des wirklichen
Getastes, oder doch eines dem Getaste ver-
wandten Sinnes sind.

Alle diese Thatsachen leiten auf den Schluss,
dass vorzüglich die Nerven des fünften Paars
der Sitz jenes Sinns sind, den wir den allge-
meinen genannt haben, und hieran schliesst sich
der im vorigen Buche o) aus anatomischen
Gründen gefolgerte Satz, dass bey den wirbel-
losen Thieren die sämmtlichen Hirnnerven den
Zweigen des Trigeminus der Wirbelthiere ana-
log sind. Die meisten jener Thiere äussern
Handlungen, die ohne Geruch und Gehör nicht
vor sich gehen könnten, und doch giebt es bey
keinem derselben ein ähnliches Geruchsorgan,
wie bey den Thieren der höhern Classen, und
bey wenigen eigene Hörwerkzeuge, die aber

sehr
n) Conficliachi a. a. O. S. 25. 26.
o) S. 78, 79 dieses 6ten Bandes der Biologie.

Behälters auf ihn fallender Lichtstrahl fliehen
macht n). Diese Empfindlichkeit scheint bey
ihm zwar nicht blos auf das Auge beschränkt,
sondern über den ganzen Körper verbreitet.
Doch ist es ohne Zweifel mit das Auge, wo-
durch seine Bewegungen geleitet werden. Zweige
des fünften Nervenpaars gehen auch zu den
Barthaaren der meisten Säugthiere, zu den
Cirrhen, vieler Fische und zu mehrern andern
Theilen, die Organe entweder des wirklichen
Getastes, oder doch eines dem Getaste ver-
wandten Sinnes sind.

Alle diese Thatsachen leiten auf den Schluſs,
daſs vorzüglich die Nerven des fünften Paars
der Sitz jenes Sinns sind, den wir den allge-
meinen genannt haben, und hieran schlieſst sich
der im vorigen Buche o) aus anatomischen
Gründen gefolgerte Satz, daſs bey den wirbel-
losen Thieren die sämmtlichen Hirnnerven den
Zweigen des Trigeminus der Wirbelthiere ana-
log sind. Die meisten jener Thiere äuſsern
Handlungen, die ohne Geruch und Gehör nicht
vor sich gehen könnten, und doch giebt es bey
keinem derselben ein ähnliches Geruchsorgan,
wie bey den Thieren der höhern Classen, und
bey wenigen eigene Hörwerkzeuge, die aber

sehr
n) Conficliachi a. a. O. S. 25. 26.
o) S. 78, 79 dieses 6ten Bandes der Biologie.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0204" n="186"/>
Behälters auf ihn fallender Lichtstrahl fliehen<lb/>
macht <note place="foot" n="n)"><hi rendition="#k">Conficliachi</hi> a. a. O. S. 25. 26.</note>. Diese Empfindlichkeit scheint bey<lb/>
ihm zwar nicht blos auf das Auge beschränkt,<lb/>
sondern über den ganzen Körper verbreitet.<lb/>
Doch ist es ohne Zweifel mit das Auge, wo-<lb/>
durch seine Bewegungen geleitet werden. Zweige<lb/>
des fünften Nervenpaars gehen auch zu den<lb/>
Barthaaren der meisten Säugthiere, zu den<lb/>
Cirrhen, vieler Fische und zu mehrern andern<lb/>
Theilen, die Organe entweder des wirklichen<lb/>
Getastes, oder doch eines dem Getaste ver-<lb/>
wandten Sinnes sind.</p><lb/>
            <p>Alle diese Thatsachen leiten auf den Schlu&#x017F;s,<lb/>
da&#x017F;s vorzüglich die Nerven des fünften Paars<lb/>
der Sitz jenes Sinns sind, den wir den allge-<lb/>
meinen genannt haben, und hieran schlie&#x017F;st sich<lb/>
der im vorigen Buche <note place="foot" n="o)">S. 78, 79 dieses 6ten Bandes der Biologie.</note> aus anatomischen<lb/>
Gründen gefolgerte Satz, da&#x017F;s bey den wirbel-<lb/>
losen Thieren die sämmtlichen Hirnnerven den<lb/>
Zweigen des Trigeminus der Wirbelthiere ana-<lb/>
log sind. Die meisten jener Thiere äu&#x017F;sern<lb/>
Handlungen, die ohne Geruch und Gehör nicht<lb/>
vor sich gehen könnten, und doch giebt es bey<lb/>
keinem derselben ein ähnliches Geruchsorgan,<lb/>
wie bey den Thieren der höhern Classen, und<lb/>
bey wenigen eigene Hörwerkzeuge, die aber<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">sehr</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0204] Behälters auf ihn fallender Lichtstrahl fliehen macht n). Diese Empfindlichkeit scheint bey ihm zwar nicht blos auf das Auge beschränkt, sondern über den ganzen Körper verbreitet. Doch ist es ohne Zweifel mit das Auge, wo- durch seine Bewegungen geleitet werden. Zweige des fünften Nervenpaars gehen auch zu den Barthaaren der meisten Säugthiere, zu den Cirrhen, vieler Fische und zu mehrern andern Theilen, die Organe entweder des wirklichen Getastes, oder doch eines dem Getaste ver- wandten Sinnes sind. Alle diese Thatsachen leiten auf den Schluſs, daſs vorzüglich die Nerven des fünften Paars der Sitz jenes Sinns sind, den wir den allge- meinen genannt haben, und hieran schlieſst sich der im vorigen Buche o) aus anatomischen Gründen gefolgerte Satz, daſs bey den wirbel- losen Thieren die sämmtlichen Hirnnerven den Zweigen des Trigeminus der Wirbelthiere ana- log sind. Die meisten jener Thiere äuſsern Handlungen, die ohne Geruch und Gehör nicht vor sich gehen könnten, und doch giebt es bey keinem derselben ein ähnliches Geruchsorgan, wie bey den Thieren der höhern Classen, und bey wenigen eigene Hörwerkzeuge, die aber sehr n) Conficliachi a. a. O. S. 25. 26. o) S. 78, 79 dieses 6ten Bandes der Biologie.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/204
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/204>, abgerufen am 22.11.2024.