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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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reinsten Crystall in zwey Abtheilungen geschie-
den, und befand sich die Thierpflanze in der
einen, die ihr zur Nahrung dienende Substanz
in der andern Abtheilung, so blieb jene immer
in Ruhe, wenn diese ihr auch noch so nahe
lag. Olivi wiederholte den Versuch mit klei-
nen Thieren, welche Augen besitzen, und fand,
dass diese ihre Beute in einer viel geringern
Entfernung als die Zoophyten wahrnahmen.

Es lässt sich nicht für unmöglich erklären;
dass nicht die Thierpflanze durch ein höchst
feines Getast [ - 2 Zeichen fehlen] [d]ie Nähe ihrer Nahrungsmittel,
vermöge der Undulationen, welche diese im
Wasser erregen, wahrnimmt. Allein die letz-
tern finden doch nur statt, wenn die Beute des
Zoophyts ein lebendes Thier ist; sie fehlen
ganz, wenn der Polyp nach leblosem Fleische
hascht. Die Hydern wissen auch zu unter-
scheiden, ob eine leblose Substanz ihnen zur
Nahrung dienen, oder nicht dienen kann. Sie
strecken, wenn sie auch sehr ausgehungert sind,
häufig ihre Arme nach einem Gegenstande der
letztern Art gar nicht aus u). In Purchas's
Pilgrims, so wie in Forster's und Spren-
gel
's Beyträgen zur Völker- und Länderkunde
(Th. 1. S. 54.) wird von einer Thierpflanze er-
zählt, die auf Sumatra in dem flachen Wasser

san-
u) Trembley a. a. O. p. 107.

reinsten Crystall in zwey Abtheilungen geschie-
den, und befand sich die Thierpflanze in der
einen, die ihr zur Nahrung dienende Substanz
in der andern Abtheilung, so blieb jene immer
in Ruhe, wenn diese ihr auch noch so nahe
lag. Olivi wiederholte den Versuch mit klei-
nen Thieren, welche Augen besitzen, und fand,
daſs diese ihre Beute in einer viel geringern
Entfernung als die Zoophyten wahrnahmen.

Es läſst sich nicht für unmöglich erklären;
daſs nicht die Thierpflanze durch ein höchst
feines Getast [ – 2 Zeichen fehlen] [d]ie Nähe ihrer Nahrungsmittel,
vermöge der Undulationen, welche diese im
Wasser erregen, wahrnimmt. Allein die letz-
tern finden doch nur statt, wenn die Beute des
Zoophyts ein lebendes Thier ist; sie fehlen
ganz, wenn der Polyp nach leblosem Fleische
hascht. Die Hydern wissen auch zu unter-
scheiden, ob eine leblose Substanz ihnen zur
Nahrung dienen, oder nicht dienen kann. Sie
strecken, wenn sie auch sehr ausgehungert sind,
häufig ihre Arme nach einem Gegenstande der
letztern Art gar nicht aus u). In Purchas’s
Pilgrims, so wie in Forster’s und Spren-
gel
’s Beyträgen zur Völker- und Länderkunde
(Th. 1. S. 54.) wird von einer Thierpflanze er-
zählt, die auf Sumatra in dem flachen Wasser

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u) Trembley a. a. O. p. 107.
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[192/0210] reinsten Crystall in zwey Abtheilungen geschie- den, und befand sich die Thierpflanze in der einen, die ihr zur Nahrung dienende Substanz in der andern Abtheilung, so blieb jene immer in Ruhe, wenn diese ihr auch noch so nahe lag. Olivi wiederholte den Versuch mit klei- nen Thieren, welche Augen besitzen, und fand, daſs diese ihre Beute in einer viel geringern Entfernung als die Zoophyten wahrnahmen. Es läſst sich nicht für unmöglich erklären; daſs nicht die Thierpflanze durch ein höchst feines Getast __ die Nähe ihrer Nahrungsmittel, vermöge der Undulationen, welche diese im Wasser erregen, wahrnimmt. Allein die letz- tern finden doch nur statt, wenn die Beute des Zoophyts ein lebendes Thier ist; sie fehlen ganz, wenn der Polyp nach leblosem Fleische hascht. Die Hydern wissen auch zu unter- scheiden, ob eine leblose Substanz ihnen zur Nahrung dienen, oder nicht dienen kann. Sie strecken, wenn sie auch sehr ausgehungert sind, häufig ihre Arme nach einem Gegenstande der letztern Art gar nicht aus u). In Purchas’s Pilgrims, so wie in Forster’s und Spren- gel’s Beyträgen zur Völker- und Länderkunde (Th. 1. S. 54.) wird von einer Thierpflanze er- zählt, die auf Sumatra in dem flachen Wasser san- u) Trembley a. a. O. p. 107.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/210>, abgerufen am 14.05.2024.