fühl als die übrigen Theile haben, sondern weil sie eine Verbindung von mehrern Theilen aus- machen, die, insgesammt beweglich und bieg- sam, alle zu gleicher Zeit wirken und dem Willen gehorchen. Allein mit Unrecht glaubte er, dass wenn die Hand in eine noch grössere Anzahl von Fingern getheilt wäre und jeder Finger eine noch grössere Anzahl von Gelenken und Bewegungen hätte, der Tastsinn noch weit vollkommener seyn müsste, als er jetzt ist. Wir würden bey einer solchen Bildung in ein- zelnen Fällen die Gestalt eines Körpers viel- leicht schneller, doch nicht vollkommener als bey unserer jetzigen Organisation erforschen können, und in manchen Fällen würde jene grössere Zahl die Betastung mehr hindern als fördern.
In minderm Grade besitzen diese Modifika- tion des Tastsinns auch einige andere Thiere. Aber es sind nicht Thiere aus einer der höhern Classen, sondern die Insekten, bey denen wir dieselbe finden. Ihnen sind die Fressspitzen (Palpen) deutliche Tastorgane. Das äussere Ende dieser Organe ist von der hornartigen Oberhaut entblösst, und bey solchen Insekten, die man lebend in heisses Wasser getaucht hat, zeigt sich hier ein weicher, hervorragender Ballen, der gewöhnlich von weisser, bey eini-
gen,
fühl als die übrigen Theile haben, sondern weil sie eine Verbindung von mehrern Theilen aus- machen, die, insgesammt beweglich und bieg- sam, alle zu gleicher Zeit wirken und dem Willen gehorchen. Allein mit Unrecht glaubte er, daſs wenn die Hand in eine noch gröſsere Anzahl von Fingern getheilt wäre und jeder Finger eine noch gröſsere Anzahl von Gelenken und Bewegungen hätte, der Tastsinn noch weit vollkommener seyn müſste, als er jetzt ist. Wir würden bey einer solchen Bildung in ein- zelnen Fällen die Gestalt eines Körpers viel- leicht schneller, doch nicht vollkommener als bey unserer jetzigen Organisation erforschen können, und in manchen Fällen würde jene gröſsere Zahl die Betastung mehr hindern als fördern.
In minderm Grade besitzen diese Modifika- tion des Tastsinns auch einige andere Thiere. Aber es sind nicht Thiere aus einer der höhern Classen, sondern die Insekten, bey denen wir dieselbe finden. Ihnen sind die Freſsspitzen (Palpen) deutliche Tastorgane. Das äuſsere Ende dieser Organe ist von der hornartigen Oberhaut entblöſst, und bey solchen Insekten, die man lebend in heiſses Wasser getaucht hat, zeigt sich hier ein weicher, hervorragender Ballen, der gewöhnlich von weiſser, bey eini-
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[210/0228]
fühl als die übrigen Theile haben, sondern weil
sie eine Verbindung von mehrern Theilen aus-
machen, die, insgesammt beweglich und bieg-
sam, alle zu gleicher Zeit wirken und dem
Willen gehorchen. Allein mit Unrecht glaubte
er, daſs wenn die Hand in eine noch gröſsere
Anzahl von Fingern getheilt wäre und jeder
Finger eine noch gröſsere Anzahl von Gelenken
und Bewegungen hätte, der Tastsinn noch weit
vollkommener seyn müſste, als er jetzt ist.
Wir würden bey einer solchen Bildung in ein-
zelnen Fällen die Gestalt eines Körpers viel-
leicht schneller, doch nicht vollkommener als
bey unserer jetzigen Organisation erforschen
können, und in manchen Fällen würde jene
gröſsere Zahl die Betastung mehr hindern als
fördern.
In minderm Grade besitzen diese Modifika-
tion des Tastsinns auch einige andere Thiere.
Aber es sind nicht Thiere aus einer der höhern
Classen, sondern die Insekten, bey denen wir
dieselbe finden. Ihnen sind die Freſsspitzen
(Palpen) deutliche Tastorgane. Das äuſsere
Ende dieser Organe ist von der hornartigen
Oberhaut entblöſst, und bey solchen Insekten,
die man lebend in heiſses Wasser getaucht hat,
zeigt sich hier ein weicher, hervorragender
Ballen, der gewöhnlich von weiſser, bey eini-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/228>, abgerufen am 25.11.2024.
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