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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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zusammengesetzt will gefunden haben, muss ich
sehr bezweifeln. Auch fand ich sie nicht, wie
sie Marcel de Serres n) beschreibt, durch-
löchert. Hiernach zu urtheilen sind also Ner-
venwärzchen nicht nothwendig zur Erforschung
der Gestalt der Körper. Hingegen zu der
Modifikation des Tastsinns, wodurch die Be-
schaffenheit der Oberfläche eines Ge-
genstandes
geprüft wird, scheint ihre Gegen-
wart allerdings erforderlich. Sie sind bey dem
Menschen vorzüglich an den Fingerspitzen, den
Lippen und der Zunge zugegen. Bey vielen
Säugthieren finden sie sich auf dem unbehaarten
Theil der Schnauze. Besonders deutlich und in
regelmässigen Reihen gestellt zeigen sie sich
hier beym Maulwurf. Nach Cuvier o) sind
sie auch auf dem Rüssel des Elephanten und
auf dem Schwanz der Didelphis cancrivora vor-
handen. Ruysch p) fand sie an den Brüsten
des Wallfisches. Unter den Vögeln besitzen die
Enten und Papageyen grosse Nervenwärzchen
unter den Fusssohlen. An dieser Stelle giebt es
solche Papillen auch bey mehrern der eidech-
senartigen Amphibien. Hingegen habe ich eben
so wenig als Hellmann q) ahnliche Organe

auf
n) A. a. O.
o) Lecons d' Anat. comp. T. II. p. 356.
p) Thesaur. anat. I. p. 61. fig. 8. 9. V. p. 38. no. 80.
q) Ueber den Tastsinn der Schlangen, S. 15.

zusammengesetzt will gefunden haben, muſs ich
sehr bezweifeln. Auch fand ich sie nicht, wie
sie Marcel de Serres n) beschreibt, durch-
löchert. Hiernach zu urtheilen sind also Ner-
venwärzchen nicht nothwendig zur Erforschung
der Gestalt der Körper. Hingegen zu der
Modifikation des Tastsinns, wodurch die Be-
schaffenheit der Oberfläche eines Ge-
genstandes
geprüft wird, scheint ihre Gegen-
wart allerdings erforderlich. Sie sind bey dem
Menschen vorzüglich an den Fingerspitzen, den
Lippen und der Zunge zugegen. Bey vielen
Säugthieren finden sie sich auf dem unbehaarten
Theil der Schnauze. Besonders deutlich und in
regelmäſsigen Reihen gestellt zeigen sie sich
hier beym Maulwurf. Nach Cuvier o) sind
sie auch auf dem Rüssel des Elephanten und
auf dem Schwanz der Didelphis cancrivora vor-
handen. Ruysch p) fand sie an den Brüsten
des Wallfisches. Unter den Vögeln besitzen die
Enten und Papageyen groſse Nervenwärzchen
unter den Fuſssohlen. An dieser Stelle giebt es
solche Papillen auch bey mehrern der eidech-
senartigen Amphibien. Hingegen habe ich eben
so wenig als Hellmann q) ahnliche Organe

auf
n) A. a. O.
o) Leçons d’ Anat. comp. T. II. p. 356.
p) Thesaur. anat. I. p. 61. fig. 8. 9. V. p. 38. no. 80.
q) Ueber den Tastsinn der Schlangen, S. 15.
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[213/0231] zusammengesetzt will gefunden haben, muſs ich sehr bezweifeln. Auch fand ich sie nicht, wie sie Marcel de Serres n) beschreibt, durch- löchert. Hiernach zu urtheilen sind also Ner- venwärzchen nicht nothwendig zur Erforschung der Gestalt der Körper. Hingegen zu der Modifikation des Tastsinns, wodurch die Be- schaffenheit der Oberfläche eines Ge- genstandes geprüft wird, scheint ihre Gegen- wart allerdings erforderlich. Sie sind bey dem Menschen vorzüglich an den Fingerspitzen, den Lippen und der Zunge zugegen. Bey vielen Säugthieren finden sie sich auf dem unbehaarten Theil der Schnauze. Besonders deutlich und in regelmäſsigen Reihen gestellt zeigen sie sich hier beym Maulwurf. Nach Cuvier o) sind sie auch auf dem Rüssel des Elephanten und auf dem Schwanz der Didelphis cancrivora vor- handen. Ruysch p) fand sie an den Brüsten des Wallfisches. Unter den Vögeln besitzen die Enten und Papageyen groſse Nervenwärzchen unter den Fuſssohlen. An dieser Stelle giebt es solche Papillen auch bey mehrern der eidech- senartigen Amphibien. Hingegen habe ich eben so wenig als Hellmann q) ahnliche Organe auf n) A. a. O. o) Leçons d’ Anat. comp. T. II. p. 356. p) Thesaur. anat. I. p. 61. fig. 8. 9. V. p. 38. no. 80. q) Ueber den Tastsinn der Schlangen, S. 15.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/231>, abgerufen am 14.05.2024.